Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will
will. Könnten sie sich als Verbündete sehen, die etwas Wichtiges zu lernen und auszufechten haben, könnte es für viele Liebesgeschichten einen anderen Ausgang geben.
Wenn wir dem Trennenden in der Liebe einen Raum geben, muss es nicht wie ein dämonischer Geist über unsere Beziehungen hinwegfegen.
Wir werden dem Trennenden in Beziehungen einen Platz einräumen müssen. Das heißt nicht unbedingt, dass alles gesagt und ausgesprochen werden muss, aber wir sollten uns erlauben, darüber nachzudenken, wie wir mit unseren trennenden Anteilen umgehen wollen, bevor sie wie dämonische Geister, die keine Bremse mehr festhalten kann, über unsere Beziehungen hinwegfegen.
Was Paare noch weiter zu trennen scheint, sie aber häufig nur neu verbinden möchte, ist die oder der Dritte im heimlichen Bunde. Die Geliebte und der Geliebte, die in viele Beziehungen hineinmischen, sind nicht wirklich die bösen Dritten, sondern Verbündete aus der Traumwelt. Wenn der Geliebte oder die Geliebte auftaucht, träumt das Paar bewusst oder unbewusst einen Traum nach mehr Liebe, Nähe, Verständnis und Leidenschaftlichkeit. Beide! Allein diese Sichtweise kann es leichter machen, in einem fiebrigen Dreier-Beziehungsstress alle Seiten besser zu verstehen. Was dann
die fremdgehenden Ehepartner sagen oder auf andere Weise mitteilen, sollte nicht eins zu eins auf die Waagschale gelegt werden. Bedeutsamer ist es, auf den gemeinsamen Traum zu schauen. Die Geliebte und der Geliebte sind Boten aus der Traumwelt und sie werden unbewusst von beiden in die Wirklichkeit gerufen. Auf solchen Umwegen entfalten sich Träume, wenn der direkte Weg noch nicht möglich ist.
Wir haben (aus vielen guten Gründen) der Treue ein hohes Denkmal gestellt, sodass Menschen meist sehr lange gekränkt sind, wenn der Partner einmal fremdgegangen ist. Als hätte der andere eine bessere und in jedem Fall eine vernünftigere Entscheidung treffen können. Daran glaube ich nicht. Die Geschichten, von denen ich höre und die ich am eigenen Leib erleben durfte, sind im wahrsten Sinne des Wortes viel spannender und nicht mit Vernunft zu lenken. Und wahrscheinlich nicht einmal persönlich zu nehmen, zumindest nicht auf die altbekannte Weise. Auch eine Beziehungskrise folgt wie eine leidenschaftliche Liebesgeschichte den Gesetzen des natürlichen Flusses und lässt sich nicht mit Gewalt und auch nicht mit Vorwürfen umlenken. Und übernimmt ein Paar nicht rechtzeitig die Verantwortung für die innere Sehnsucht nach mehr Liebe und Lebensfreude in der Beziehung, dann muss sich der Fluss einen Ausweg graben. Das kann eine Krankheit sein, die Depression eines Partners, die den Traum in sich verbirgt, oder es sind die Geliebten, die einspringen, um den vernachlässigten Funken zu zünden.
Wenn Beziehungskonflikte persönlich treffen, egal, wer sie auslöst, ist das kein Beweis für die Schlechtigkeit
des anderen, sondern ein Hilferuf aus der eigenen Psyche. Ein Hinweis auf die große Verletzbarkeit, auf den Schutz, den wir brauchen, auf unsere übergroße Sehnsucht nach Liebe, die so verdammt zerbrechlich erscheint.
E ine Beziehungskrise beinhaltet wie jede Krise die Chance, sich selbst besser kennenzulernen und den nächsten Schritt zu gehen. Ein zu schneller Partnerwechsel verhindert manchmal, dass der Traum hinter einer Krise sich entfalten kann. Ich rate Paaren im Fieber, wie ich das gerne nenne, keine schnellen Entscheidungen zu treffen. Erst einmal, weil sie sich meist sowieso nicht daran halten können, zum anderen weil sie dann schlimme Dinge sagen oder tun, die sie später nicht mehr zurücknehmen können. Wenn wir nicht genau wissen, was gut für uns ist, in welche Richtung unser Herz will, dann gehen wir notwendige Umwege.
So erhöhen wir die Chance, etwas Wichtiges über uns und die vielen Seiten in beiden herauszufinden. So wie ein Stein den Berg auch nicht schnurgerade herunterrollt, sondern einen Zickzackweg beschreibt. Das ist paradoxerweise der schnellste Weg, auch in der Physik.
Was hält Paare zusammen und was trennt sie, war eine immer wieder auftauchende Frage in meiner systemischen Therapieausbildung. Wir haben sie nie beantwortet. Es gibt Paartherapeuten, die meinen, dass Paare nicht auseinandergehen müssten, wenn sie genügend an sich arbeiten oder jede und jeder sich selbst mehr liebte. Das muss jedes Paar und jeder Mensch für sich selbst herausfinden. Gleichzeitig sind wir natürlich
auch immer eingebunden in einen Zeitgeist, in gesellschaftliche
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