Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will
Kommunikationsregel. Sie müssen es selbst fühlen und ausprobieren. Vielleicht gibt es noch viele Grenzen und dann werden Sie es nicht schaffen, auf die eigene Seite zu gehen, und brauchen Unterstützung. Gefühle von Einsamkeit und Traurigkeit können sich einstellen, wenn wir vom Gegenüber nicht mehr verlangen, sich zu ändern. Solange wir kämpfen, haben wir die Illusion, dass alles sich zum Guten wendet, wenn sich nur der andere ändert und etwas einsieht. Aber wenn die andere nur Ja sagt, weil sie schwach ist, dann ist es bloß ein halbes Ja, und wir können es nicht annehmen und werden die nächste Forderung stellen. Die eigenen Wünsche sind nie schlecht: Ich will gesehen werden, ich will geliebt werden, ich will frei sein. Aber da ist tatsächlich niemand, der es uns erlauben
muss oder in die Pflicht genommen werden kann. Es ist ein spannender Weg herauszufinden: Wo stehe ich, was will ich wirklich und was nicht und wie schaffe ich es, die Verantwortung dafür zu übernehmen und die zeitweilige Getrenntheit und Einsamkeit auszuhalten, wenn die Erfüllung noch auf sich warten lässt.
Wenn Menschen miteinander kämpfen – stellen Sie sich zwei Personen vor, die miteinander ringen oder fechten! -, sind sie meist zu nah beim anderen und reagieren nur noch auf den Gegner, können aber den Ausgangspunkt und den eigenen Standpunkt kaum mehr bestimmen, weil es bloß noch ums Gewinnen geht. Der bewusste Seitenwechsel kann zur Verschnaufpause werden und dazu beitragen, den eigenen guten Standort wiederzufinden.
Wenn Sie aber noch in einen fiebrigen Kampf verstrickt sind und Sie sich um Seitenwechsel und solche Dinge noch nicht scheren und auch noch nicht loslassen können, dann müssen Sie noch kämpfen und brauchen wahrscheinlich Hilfe dabei, Ihre Kraft zu entdecken. Eine tiefe Einsicht, die beispielsweise Loslassen erleichtern kann, lässt sich nicht herbeirufen. Irgendwo habe ich einmal gelesen, Loslassen sei ganz einfach, ich brauchte nur einen Stein in die Hand zu nehmen und ihn loslassen. Ich muss gestehen, dass es bei mir so nicht funktioniert, selbst wenn ich schon lange ahne oder richtiggehend weiß, dass Loslassen unumgänglich ist. Ich brauche immer eine Erfahrung, die mir eine neue Haltung erlaubt oder mich ordentlich durchrüttelt. Und sei es eine innere Erkenntnis oder ein Aha-Erlebnis. Haltungsänderungen brauchen Zeit und vor allem Verständnis und Liebe für die eigene Seite.
I ch glaube nicht an Loslassen aus purer Einsicht oder dass Loslassen besser ist als Festhalten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt in Ihrem persönlichen Wachstumsprozess kann Festhalten wichtiger sein: weil die Seite, die festhält, erst verstanden werden will – vor allem von Ihnen selbst. Halten Sie fest, solange Sie nicht loslassen können.
Verstärken Sie das Festhalten in einer inneren Arbeit sogar noch, wenn Festhalten gerade die stärkere Kraft in Ihnen ist. So haben Sie eine Chance, Ihre Wünsche besser zu verstehen und zu überprüfen, ob Ihr Verhalten tatsächlich hilfreich ist. Halten Sie in Gedanken Ihren Gegner oder Ihre Partnerin ganz fest, fesseln Sie ihn oder sie, zerren Sie innerlich ordentlich am anderen herum, stellen Sie sich vor, wie Sie ihn anschreien, dass er verdammt noch mal nicht so ist, wie Sie ihn gerne haben wollen und was auch immer Ihnen einfällt. Warten Sie einfach ab, was dann passiert. Vielleicht vollziehen Sie einen inneren Seitenwechsel und bekommen Mitgefühl mit Ihrem Gegenüber und erkennen vielleicht, dass er Ihre Bedürfnisse nicht erfüllen kann und auch nicht dafür zuständig ist. Gehen Sie innerlich auf diese andere Seite. Dann kommen Sie zurück zu sich selbst und spüren vielleicht, wo Ihre Wünsche herkommen und an wen sie eigentlich gerichtet sind oder früher einmal waren. Wenn diese Dinge, an die Sie sich erinnern, traurig sind und Sie umzuwerfen drohen, dann suchen Sie sich eine gute Therapeutin oder einen guten Berater, der Ihnen zur Seite steht und vor allem auf Ihrer Seite steht.
Wenn wir noch nicht loslassen können, sollten wir festhalten und herausfinden, was wir wirklich wollen und brauchen.
Erst wenn wir auf der eigenen Seite gut stehen und nicht mehr die Zustimmung der anderen dafür brauchen, können wir den anderen sehen und ihn trotzdem anerkennen, auch wenn er nicht so ist, wie wir es uns wünschen, und nicht dasselbe will. Wir treten aus der unseligen Gegnerschaft heraus.
Auf der eigenen Seite gut stehen ist praktizierte Selbstliebe und sehr
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