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Hinter verzauberten Fenstern

Hinter verzauberten Fenstern

Titel: Hinter verzauberten Fenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Olli und den Heinzelmännern heruntersehen konnten. Die hatten ihre Dosen inzwischen fast leer gepinselt, und Bill schrieb gerade mit dem Rest Zuckerguss ›Hier wohnt Leo, der Lügner‹ auf das Tor.
»Los!«, sagte er. »Aus dem Tor kommt niemand mehr raus, und die Wachen sind beschäftigt. Jetzt seid ihr dran. Viel Glück und bis gleich!« Riesig nahm Julia auf die Schulter und rannte mit ihr in Windeseile auf die Burg zu.
Dabei verbarg er sich immer wieder hinter den großen Felsblöcken entlang der Straße. Als er die Burgmauer erreichte, rannte er an ihr entlang, bis er zur Rückseite der Schokoladenburg kam.
Als Jakobus vom Felsen aus sah, wie gut die Elfen die Wachen ablenkten, gab er Julia und Riesig ein Zeichen.

    Das Kichern der Elfen und das Schimpfen der Wachen war bis hierher zu hören.
Riesig setzte Julia behutsam in den Schnee und zeigte auf den Turm, der vor ihnen in den Himmel ragte. Ganz oben erkannte Julia ein kleines, vergittertes Fenster.
»Ist es da?«, fragte sie leise. Riesig nickte.
»Was geht hier vor?«, brüllte plötzlich eine tiefe Stimme.
»Majestät!«, rief eine Wache. »Wir haben ein paar merkwürdige, kleine Kerle unten vorm Tor und zwei verrückte Elfen, die Sie sprechen wollen.«
Rosalinde und Melissa schwirrten auf der Stelle und winkten freundlich nach unten. Da stand Leo, der Lügner, auf der Mauer seiner Burg, die Arme in die Seiten gestemmt, und das Silber seines Anzugs glitzerte in der Sonne. Wütend starrte er zu den flatternden Elfen hinauf. Julia hielt den Atem an.
»Hallo, Leo!«, zwitscherte Rosalinde. Sie war vor Aufregung weiß wie Neuschnee. »Wir haben dir etwas mitgebracht!«
Und damit kippte sie den Inhalt ihrer Tüte Leo, dem Lügner, und seinen Wachen in die verdutzten Gesichter. Wolken von weißem Pulver rieselten herab.
»Haaattschi!«, scholl es mehrstimmig zu Julia hinunter, und auf den dicken Mauern begann ein Nieskonzert ohne Ende. Wie der Blitz fegte Melissa auf das vergitterte Turmfenster zu und band ihr Seil an einen der Eisenstäbe.
»Fang!«, rief sie zu Riesig hinunter. Der schnappte das Seil mit seinen großen Händen, wickelte es sich um ein Handgelenk – und riss mit einem Ruck das Gitter aus dem Fenster.
»Haaalt!«, brüllte Leo, der Lügner, und starrte entsetzt mit seinen verquollenen Augen zu dem offenen Fenster. Aber dann musste er so kräftig niesen, dass er fast über die Brüstung gekippt wäre. Als er die Augen wieder aufbekam, erblickte er plötzlich Julia und Riesig. »Wachen vors Tor!!«, keuchte Leo. »Fasst den Riesen. Fasst das Mädchen. Fasst sie alle!«
»Das Tor lässt sich – hatschii – lässt sich nicht öffnen, Majestät!«, schallte es aus dem Burginnern herauf.
»Hier, Leo, das ist auch noch für dich!«, rief Julia und begann den Fürsten mit dicken Schneebällen zu beschießen. Noch nie hatte sie bei einer Schneeballschlacht so einen Spaß gehabt. »Harry, komm raus!«, rief Melissa. Harrys verdutztes Gesicht blickte aus dem Kerkerfenster.
Riesig begann wie wild mit den Armen zu fuchteln.
»Spring in Riesigs Arme!«, rief Julia dem Prinzen zu. »Er fängt dich auf!«
Harry zögerte ein paar Augenblicke lang. Aber dann kletterte er entschlossen aus dem Fenster, kniff die Augen zu und hüpfte in die Tiefe. Riesig machte einen gemächlichen Schritt nach vorne, und Harry landete wohlbehalten in seinen Armen.
»Neeeiiiin!«, stöhnte Leo, der Lügner, zwischen zwei furchtbaren Niesern. Er hing mit triefender Nase über der Mauer und starrte ungläubig nach unten.
»Verstärkung!«, hörte Julia die Heinzelmänner auf der anderen Seite brüllen, und etliche Schneebälle kamen über die Mauer geflogen. Harry sprang mit einem Satz von Riesigs Armen.
»Ich danke euch!«, rief er und grinste sein allerbreitestes Grinsen.
»Hallo Leo!« Spöttisch winkte er dem triefenden, schniefenden Fürsten zu. »Wir sehen uns bei meiner Krönung!«
Leo war viel zu sehr mit Niesen beschäftigt, um zu antworten, aber jemand anders antwortete für ihn.

    »Ihr habt mich vergessen!«, schrie der Unsichtbare und kam wie ein Wirbelwind die Mauer heruntergeschossen. Der Schnee knirschte unter seinen unsichtbaren Füßen, als er auf der Erde landete.
Die Elfen vergaßen fast das Flattern, und Riesig und Harry blickten verblüfft um sich. Nur Julia begann breit zu grinsen.
»Wir haben dich nicht vergessen!«, sagte sie und zog den blauen Farbbeutel aus der Jacke. »Da, du Unsichtbarer!« Und dann schleuderte sie den prall gefüllten Beutel dahin,

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