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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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geworden, dass ich von jetzt an ausgeliefert sein würde. Ich hatte meinen flüchtigen Vorsprung schon wieder verspielt. Meine Sorge hatte dem Augenblick gegolten und hätte doch auf die Zukunft gerichtet sein sollen. Ich weiß nicht, wie lange ich bei diesem ersten Mal geweint habe, doch es ist nicht das letzte Mal gewesen.
    Meine letzte Kraft ist vom Weinen aufgebraucht gewesen, und so bin ich auf allen vieren zur Tür gekrochen, um daran zu trommeln und um Hilfe zu schreien. Die Tür war natürlich verschlossen. Ich bin wohl in einem ungenutzten Trakt des Hauses gewesen. Einmal, als Hugo verreist war, hatte ich das ganze Anwesen von Ashbury Park erkundet, doch es war unheimlich – all diese leer stehenden Räume, die weiß Gott was für uralte Geschichten verbargen.
    Tief im Inneren habe ich gewusst, dass mich niemand hören würde, und bin wieder zurück in meine Ecke gekrochen. Hugo hat natürlich gewusst, wo ich war. Ich habe zusammengekrümmt auf der Seite gelegen und nicht aufgehört zu zittern. Ich hatte schreckliche Angst.
    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich gewartet habe – es kam mir vor wie Stunden. Dann ist die Tür aufgegangen. Mir war klar, dass es Hugo war. Ich habe seinen Anblick nicht ertragen können und wollte nur meinen Körper vor ihm verbergen und aus seinem Leben verschwinden. Auf der anderen Seite wollte ich aber auch sichergehen, dass sich die Ereignisse von der Nacht zuvor nicht würden wiederholen können.
    »Hallo, Laura.«
    Ich konnte hören, wie seine Schritte über die blanken Dielen auf mich zukamen, wollte aber nicht aufblicken.
    »Dumme, ungeschickte Laura. Ich bringe dir etwas zu trinken. Sicher hast du Durst. Komm, nimm das Glas.«
    Ich habe den Kopf weggedreht, von ihm wollte ich nichts annehmen. Aber er hat mich bei den Haaren gepackt und meinen Kopf gewaltsam zurückgezogen. In einem Ton, den ich bei ihm noch nie gehört hatte, hat er mich angeherrscht.
    »Trink es! Trink jetzt, wenn du diesen Raum lebend verlassen willst. Niemand weiß, wo du bist, und niemand braucht es je zu wissen.«
    Ich habe ihm geglaubt. Wie dumm ich gewesen bin. Ich hätte doch begreifen müssen, dass er selbstverständlich nicht zulassen konnte, dass ich einfach davonlief. Ich war viel zu gefährlich. Bestimmt hatte er einen Plan. Er hatte immer einen Plan.
    Ich hätte mir denken können, dass das, was er mir da gegeben hat, nicht bloß Wasser war, und so hat es bloß einige Augenblicke gedauert, bis ich wieder in Schlaf gesunken war. Als ich das nächste Mal aufgewacht bin, ist er wiedergekommen und hat mich erneut zum Trinken gezwungen. Ich war furchtbar schwach und bin immer wieder bewusstlos geworden. Einmal, nachdem ich getrunken hatte und nur halb wach war, hat er mir die Arme von der Brust gezogen und meine Beine ausgestreckt. Er hat sie weit auseinandergespreizt und dann bloß dagestanden, um mich zu betrachten. Er hat gelacht, und ich war zu schwach, um mich zu wehren. Danach hat er jedes Mal, wenn er gekommen ist, meinen Körper zu einer anderen Pose verrenkt, als wäre ich seine Puppe. Meine ungewaschenen, schmutzbedeckten Gliedmaßen wurden in alle möglichen entwürdigenden Positionen gezogen, die er sich ausdenken konnte, seinem abartigen Blick und gelegentlich den Fingern ausgesetzt. Aber das war alles. Gott sei Dank. Für mich hat er sich nicht interessiert. Er wollte mich bloß demütigen und meine Angst genießen – Angst vor dem, was er womöglich tat, während ich bewusstlos war.
    In einem seltenen Moment partieller Klarheit bin ich mir entsetzt über meine volle Blase klar geworden. Vermutlich bin ich davon aufgewacht. Ich bin in die entlegenste Ecke hinübergerobbt, so weit von der Tür weg, wie ich nur konnte. Dort habe ich mich hingehockt, während mir Tränen über die schmutzigen Wangen gelaufen sind.
    Nach Wochen, so ist es mir jedenfalls vorgekommen, habe ich plötzlich Rufen gehört. Es war nicht Hugos Stimme.
    »Sir Hugo, ich hab sie gefunden!«
    Die Tür wurde aufgestoßen, und Hannah kam hereingerannt. Sosehr ich sie verabscheue, war ich doch froh, sie zu sehen. Wie angewurzelt ist sie stehen geblieben, einen Blick voller Abscheu im Gesicht, vermutlich wegen des Gestanks. Hugo hat hinter ihr im Türrahmen gestanden, ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen. Als Hannah sich zu ihm umgedreht hat, hat sich sein Ausdruck jedoch sofort in Besorgnis gewandelt.
    »Ach, mein Liebling, wir haben uns ja solche Sorgen um dich gemacht. Was ist denn passiert? In diesen

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