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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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Teil des Hauses kommt doch nie jemand – das weißt du doch. Wir sind nie auf die Idee gekommen, dich hier zu suchen. Wo sind denn deine Sachen? Du musst schon seit fast zwei Tagen hier sein. Wir haben überall gesucht. Hannah, rufen Sie einen Arzt. Rufen Sie Doktor Davidson an – seine Nummer finden Sie in dem Adressbuch auf meinem Schreibtisch. Sagen Sie ihm, er soll sich beeilen.«
    Nach einem letzten Blick voller Entsetzen und Abscheu hat Hannah kehrtgemacht und ist verschwunden.
    Hugos grausames Lächeln war für mich kaum zu ertragen. Dann hat er einen winzigen Schraubenzieher aus seiner Hosentasche gezogen und sich an der Tür zu schaffen gemacht. Ich konnte ihm bloß verschwommen zusehen und war nicht in der Lage, mich zu bewegen.
    Der Arzt hat eine chronische Form von Depression diagnostiziert und mich in einen Krankenwagen verfrachtet. Ich habe versucht zu protestieren, habe ihm erklärt, ich sei eingesperrt gewesen, doch Hugo hat dem Arzt mit sorgenvollen Augen die Tür gezeigt: Es war kein Schloss mehr dort. Hannah hat zugesehen und zustimmend genickt. Ihr Blick war süffisant.
    Hier bin ich also. Und ich weiß genau, warum Hugo diesen Ort ausgesucht hat. Während ich »vermisst« wurde, hatte er offensichtlich Nachforschungen angestellt und ein Pflegeheim mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten ausgesucht. Ich sichere sozusagen die weitere Existenz der Anstalt.
    Hannah ist natürlich eine große Hilfe bei meiner Einweisung in die Psychiatrie gewesen. Sie hat meinen Zustand detailliert beschrieben, dass ich nackt und verdreckt war, dass ich herausgekonnt hätte, wenn ich gewollt hätte, dass ich den Fußboden offenbar als Toilette benutzt hatte, obwohl es direkt vor der Tür ein – wenn auch seit Jahren ungenutztes – Bad gegeben hatte. Das alles weiß ich, weil mir der Arzt Fragen gestellt hat, die nur auf diesem Wissen beruhen konnten.
    Dazu kommt die Sache mit den Medikamenten. Hugo hat versucht, sämtliche Besuche zu unterbinden, aber meine Mutter fernzuhalten war selbst für ihn zu schwierig. Das hat sie sich nicht bieten lassen. Also verpasst mir der Arzt vor jedem ihrer Besuche ein Betäubungsmittel. Sie ist von meiner Krankheit überzeugt. Und ich kann ihr nicht erzählen, was ich weiß – denn das Medikament verwandelt mich in einen Zombie. Nur wenn ich allein und nicht sediert bin, kann ich klar denken.
    Wie lange sie mich hierbehalten werden, weiß ich nicht. Hugo kann sie wahrscheinlich so lange erpressen, wie er will. Ich muss diese unwürdigen Gruppensitzungen über mich ergehen lassen, Einzeltherapie und alles Mögliche – fühle mich aber hier immerhin sicher. Sicherer als zu Hause. Wenn diese eine Sache nicht wäre, würde ich sogar überlegen hierzubleiben. Doch die Uhr tickt. Ich brauche einen Plan.
    Inzwischen besteht für mich kein Zweifel mehr, dass du recht hattest mit dem Rohypnol, Imo. Und wenn ich dir damals geglaubt hätte, was wäre dann aus uns allen geworden?
    Ich kann nur sagen, dass es mir sehr, sehr leidtut.
    Wie immer in Liebe,
    Laura
    T om war froh um die paar Minuten, in denen er seine Gedanken sammeln konnte, während Laura nach Perücken suchte, obwohl sie sich anscheinend ganz schön viel Zeit damit ließ. Kaum war sie aus dem Zimmer gewesen, hatte er einen aufgeregten Anruf von Annabel erhalten, in dem sie alles bereute, was sie ihm am Vortag gesagt hatte, wegen der harschen finanziellen Konsequenzen, falls irgendetwas davon an die Öffentlichkeit käme. Tom hatte ihr versichert, er würde ihr Gespräch mit der größtmöglichen Vertraulichkeit behandeln, könne jedoch nichts versprechen.
    Nachdem sie aufgelegt hatten, setzte sich Tom auf Beckys Platz am oberen Ende des Esstisches. Sie hatte ihm bereits mitgeteilt, dass die Passagierliste des Eurostar nichts Interessantes zutage gefördert hatte, was zwar enttäuschend, aber zu erwarten gewesen war. Mit den Sichtungen der rothaarigen Frau war man auch noch nicht weiter, da es von West Ruislip bis Lewisham Leute gab, die behaupteten, sie gesehen zu haben. Wäre Beckys Theorie mit dem Eurostar zutreffend gewesen, dann wäre die Frau höchstwahrscheinlich in Green Park in die U-Bahn nach St Pancras umgestiegen, obwohl es auch andere Optionen gab. Einige Sichtungen hätten damit zwar übereingestimmt, doch gab es auch andere, bei denen sie in einem Zug von Paddington nach Plymouth hätte sein können, und ihm war klar, dass er sich da bloß an Strohhalme klammerte.
    Tom starrte auf den Laptopbildschirm

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