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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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hörbar den Atem ein. Das war genau das Mädchen, nach dem Danika Bojin ursprünglich gesucht hatte. Und er glaubte einfach nicht an Zufälle.
    »Was hat Sir Hugo gesagt? Hat er Ihnen die Sache erklärt?«
    »Sir Hugo hat mir nichts zu erklären brauchen, Chief Inspector.«
    Warum konnte diese Frau keine direkte Antwort geben, dachte Tom. Zur Abwechslung rückte sie nun aber mit etwas heraus, ohne gefragt zu werden.
    »Ich weiß zwar nicht, ob es relevant ist, aber kurz darauf hat mich Sir Hugo gebeten, nach Personenschutzfirmen Ausschau zu halten. Die hatte er nämlich nicht schon immer. Und ein paar Tage später hatten wir dann wieder höchst unerwarteten Besuch. Lady Fletcher ist ins Büro gekommen. Das war sehr ungewöhnlich, doch er war hochzufrieden, wie ich die Sache gemanagt habe, und meinte, ich hätte Loyalität, Engagement und Diskretion bewiesen.«
    Das musste gewesen sein, nachdem Danika Laura zu Hause aufgesucht hatte, überlegte Tom.
    »Was war der Anlass für ihren Besuch?«
    »Sie hat die Unterlagen über die Stiftung sehen wollen, mit einer Liste sämtlicher Häuser, in die die Mädchen in den letzten fünf Jahren geschickt worden waren, sowie ihre Kontaktdaten und so weiter. Außerdem hat sie wissen wollen, ob ich eine Aufstellung über all die Mädchen hätte, die wieder auf die Straße zurückgekehrt waren oder dahin, wo sie hergekommen waren. Ich konnte mir ziemlich gut vorstellen, dass es Sir Hugo nicht recht gewesen wäre, wenn sie sich die Akten angesehen hätte, also habe ich abgelehnt.«
    »Wie hat Lady Fletcher darauf reagiert?«
    »Sie hat kategorisch behauptet, sie würde diese Arbeiten in Vertretung ihres Gatten erledigen, und die Aufstellungen müssten ihr zugänglich gemacht werden. Ich habe aber gewusst, dass er sie nie darum gebeten hätte, ohne mir etwas davon zu sagen, also habe ich mich geweigert.«
    »Haben Sie Sir Hugo etwas von dem Besuch gesagt?« Obwohl er die Antwort bereits kannte, wollte er sie doch wenigstens bestätigt haben.
    »Natürlich. Er war sehr verärgert deswegen, mit mir aber sehr zufrieden. Ein paar Tage später hat er mir dann die zusätzlichen Aufgaben angeboten – und das Geld. Verschwiegenheit sei bei einer persönlichen Assistentin von höchster Bedeutung, hat er betont, und er müsse sicher sein, dass er mir seine dunkelsten Geheimnisse anvertrauen könne. Das war schon ein bisschen komisch, dass er das gesagt hat, denn ich hätte es auch so gemacht, ihm war das Vertrauen in mich achttausend im Monat wert.« Jessica hielt inne. »Also habe ich mich auf Wohnungssuche gemacht.«
    Tom ließ sich die neuen Erkenntnisse eine Weile durch den Kopf gehen.
    »Jessica, ich will, dass Sie jetzt ganz genau nachdenken. Sie sind nicht dumm, und es muss Ihnen doch aufgefallen sein, dass Sie da einen Haufen Geld bekommen haben, als Gegenleistung für Ihre Verschwiegenheit. Und jetzt sieht es so aus, als hätte er Ihr Schweigen auch noch weiterhin erkauft. Kommt Ihnen das denn nicht seltsam vor?«
    »Sie verstehen es offenbar wirklich nicht, Chief Inspector. Er war ein erstaunlicher Mensch, mit Tiefen, die Sie nicht einmal im Ansatz begreifen.«
    Im Gegensatz zu Jessica fand Tom, dass er diese Tiefen durchaus allmählich zu begreifen begann. Doch nichts konnte ihre Lobrede aufhalten.
    »Was ich geschworen habe, vor der Welt geheim zu halten, ist nur ein weiteres Beispiel für die enorm philanthropische Haltung dieses Mannes. Und ich werde es Ihnen nicht verraten. Das habe ich feierlich versprochen.«
    Da er erkannte, dass er hier zumindest vorerst nicht weiterkam, verlegte Tom sich auf ein anderes Thema.
    »Noch mal zu dem Testament, Jessica. Als Gegenleistung für Ihr Schweigen wird Ihr Darlehen innerhalb eines Jahres zur Gänze abbezahlt. Wussten Sie das?«
    Jessica nickte stumm. Die einzelnen Verfügungen mochte sie nicht kennen – doch wie viel es war, wusste sie.
    »Das verschafft Ihnen ein Tatmotiv, würde ich sagen. Sie haben uns nicht verraten, wo Sie zu der Zeit waren, als Sir Hugo getötet wurde. Ich meine, Sie hätten gesagt, Sie hielten es für ›unnötig‹, über Ihre Bewegungen Rechenschaft abzulegen. Ist es nicht so? Wir wissen nicht, was Sie für das Geld getan haben, und Sie wollen es uns nicht sagen. Ich kann daher nur annehmen, dass Sie ihn erpresst haben. Das würde doch passen, nicht? Ich schlage also vor, Sie gehen nach Hause und denken noch mal nach. Ich will Sie morgen früh wieder hierhaben. Ajay, arrangieren Sie bitte alles

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