Hintergangen
Nötige.«
Tom stand abrupt auf und ging aus dem Zimmer. Jessica ließ er verblüfft und mehr als nur ein wenig verschreckt zurück.
F ür Tom stand fest, dass Jessica ihren Chef absolut vergöttert hatte. Das konnte natürlich ein Motiv für den Mord darstellen, doch in diesem Fall glaubte er es eher nicht. Sie weigerte sich beharrlich preiszugeben, wofür sie so viel Geld bekam, Tom war jedoch ebenso entschlossen, es herauszufinden. Das Problem war, dass sie nicht aus der Fassung zu bringen war, und sie für vierundzwanzig Stunden im Vernehmungsraum festzuhalten würde zu überhaupt nichts führen.
Die Neuigkeiten über Alina Cozma waren allerdings wirklich interessant. Tom fasste im Kopf kurz zusammen: Alina verschwindet. Danika und Mirela suchen Jessica auf, die ihnen die Tür weist. Die Szene konnte er sich lebhaft vorstellen! Danika geht zu Laura. Alina taucht auf und hat eine Auseinandersetzung mit Hugo. Das an sich war natürlich schon äußerst merkwürdig. Dann will Laura sich über die Mädchen informieren und wird von Jessica ebenfalls kurz abgefertigt. Hugo erfährt davon, heuert Leibwächter an und gibt Jessica eine Aufgabe. Eine kleine Aufgabe, die achttausend Pfund im Monat wert ist. Und jetzt wird Mirela vermisst. Morgen würde er sich bei Jessica nach diesen verschwundenen Mädchen erkundigen. Das hatte oberste Priorität.
Gerade als er zum Abschluss kommen und nach Hause gehen wollte, rief ihn Becky aus Oxfordshire an. Sie klang zögerlich.
»Tom, ich wollte da noch etwas erwähnen. Ich bin mir nicht sicher, ob es relevant ist, doch es macht mir schon eine Weile zu schaffen, und ich dachte, ich sollte es zumindest kurz mit Ihnen besprechen.«
»Nur zu, Becky. Egal, ob es Blödsinn ist. Sie wissen ja, jede Idee zählt.«
»Nun, als ich bei Stella in der Küche war, hat sie zufällig erwähnt, was für tolle Feger Laura und Imogen als Schulmädchen waren. Da hat sie auch ihre vollen Namen genannt: Laura Kennedy und Imogen Dubois. Ich habe jetzt eine ganze Weile darüber nachgedacht, und gerade ist es mir eingefallen. Ich erinnere mich, dass auf der Passagierliste des Eurostar von London nach Paris eine Imogen Dubois aufgeführt war. Ich hab das gerade noch einmal nachgeprüft, und es stimmt. Es hat vermutlich nichts zu bedeuten, ich weiß, weil in ihrem Pass ja der Name Imogen Kennedy steht. Es war aber doch ein ziemlicher Zufall.«
»Ein Wahnsinnszufall . Bravo, Becky! Haben Sie ihren Pass tatsächlich gesehen und den Namen überprüft?«
»Ja, das hatte ich sofort gemacht. Der Name auf dem Ticket muss natürlich immer mit dem im Pass übereinstimmen, und der Pass ist definitiv auf Imogen Kennedy ausgestellt. Ich habe mich auch mit der Passbehörde in Verbindung gesetzt, für alle Fälle, aber es gibt keine britischen Pässe auf den Namen Imogen Dubois. Ich lasse auch die Tickets überprüfen, um zu sehen, ob wir herausbekommen können, wann sie gekauft wurden und wessen Name auf der Kreditkarte gestanden hat. Da warte ich noch auf die Ergebnisse.«
»Okay, gute Arbeit, Becky. Schade wegen dem Pass, aber bleiben Sie dran. Ich glaube nicht an Zufälle. Ich muss hier noch ein paar Sachen durchsehen, versuche aber, morgen wieder rauszufahren.«
»Dann machen Sie sich auf was gefasst, Sie werden staunen!«
»Was soll das heißen?«
»Warten Sie ab!«
Weil ihm klar war, dass es nichts mit dem Fall zu tun haben konnte, war er allerdings nur mäßig fasziniert. Doch er konnte ja nicht ahnen, dass er bei seinem nächsten Besuch an Staunen zuallerletzt denken würde.
A m nächsten Morgen beschloss Tom, es noch einmal zu wagen und Jessica mit einer komplett veränderten Vernehmungstaktik auf die Palme zu bringen.
»Ich finde, es ist jetzt an der Zeit, dass Sie mir die Unterlagen aushändigen, für die Lady Fletcher sich so sehr interessiert hat, meinen Sie nicht? Die mit den Allium-Mädchen zu tun hatten, die Sie ihr nicht zeigen wollten.«
Zu Toms Überraschung lächelte Jessica.
»Das wird leider nicht möglich sein.«
Tom beugte sich vorwärts. Er hatte das Gefühl, verschaukelt zu werden.
»Was soll das heißen, Jessica?«
»Kurz nach dem Zwischenfall mit Lady Fletcher hat Sir Hugo beschlossen, es wäre Zeit für eine Aufräumaktion, und hat mich gebeten, die Kontaktdaten aller Mädchen zu schreddern, die nicht mehr bei ihren Familien leben. Wir bewahren bloß Aufzeichnungen über diejenigen auf, die immer noch von der Stiftung unterstützt werden.«
»Wie dokumentiert die Stiftung
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