Hintergangen
dass ihm sein Ruf ziemlich wichtig war.« Sie sah Laura an, die zustimmend nickte. »Er hat sie bestimmt nirgendwo hingebracht, wo man ihn erwischen könnte.« Beatrice schüttelte den Kopf. »Auf Anhieb fällt mir da nichts ein, fürchte ich.«
Tom lehnte sich im Sessel zurück. Einen Schritt vor, zwei Schritte zurück – so kam es ihm vor. Es war so verdammt frustrierend.
»Diese ganze Theorie, dass die vermissten Prostituierten in seine Ermordung involviert sein könnten, ist womöglich eine völlig falsche Fährte«, sagte er, »aber momentan haben wir nichts anderes in der Hand.«
Er wandte sich Laura zu.
»Becky hat Ihnen bestimmt gesagt, dass wir Jessica schon vernommen haben. Ihre Anrufe haben wir überprüft, und sie kann schlüssig beweisen, dass sie zur fraglichen Zeit, als Hugo umgebracht wurde, telefoniert hat. Sie hat mit einer Tante gesprochen – oder vielmehr, hat ihr zugehört. Die Tante hat es bestätigt. Und mit Ihrer Schwägerin sind wir natürlich auch nicht weitergekommen.«
Er hatte kaum den Mund aufgemacht, als er es schon bereute. Lauras Antwort kam sofort.
»Tom, ich weiß, Sie glauben mir nicht, aber ich bin mir hundertprozentig sicher, sie hat Hugo nicht umgebracht. Sie haben mir doch gesagt, da wäre Sex im Spiel gewesen, und die beiden haben einander gehasst. Wenn sie ihm Sex angeboten hätte, hätte er abgelehnt. Außerdem gibt es für sie nur Will.«
Beatrice schaltete sich ein.
»Verzeihung, aber wer ist deine Schwägerin, und wer ist Will?«
»Entschuldige, Beatrice. Will ist mein Bruder. Seine Exfrau war viele Jahre meine beste Freundin und steht mir hier seit Hugos Tod zur Seite. Sie heißt Imogen.«
»Danke, Laura.« Beatrices Gesicht verzog sich plötzlich. Verwirrt runzelte sie die Stirn. » Imogen . Wieso sagt mir dieser Name was? Ruhe, bitte! Ich muss nachdenken.«
Tom und Laura wechselten vielsagende Blicke. Während dieses ganzen Gesprächs hatte Becky schweigend mitgeschrieben, doch auch sie sah bei dieser Bemerkung hoch und musterte die beiden erstaunt. Ein paar Minuten vergingen, und Tom wurde allmählich unruhig. Für so etwas hatte er keine Zeit. Er wollte gerade den Mund aufmachen, als Beatrice weitersprach.
»Ich hab’s. Wusste ich es doch. Als ich klein war, hatte ich eine Freundin namens Imogen. Wissen Sie was, ich hatte sie ganz vergessen, aber wenn wir im Urlaub waren, hat sie mich oft vor einem Schicksal gerettet, das schlimmer war als der Tod.«
Beatrice wirkte ungeheuer zufrieden mit sich, während die anderen von dieser Offenbarung nicht überwältigt waren. Sie schaute sie nacheinander an.
»Das ist es – da hat er sie hingebracht. Dort waren wir immer im Urlaub. Es ist höchstens ein paar Stunden von hier entfernt, der ideale abgeschiedene Ort.«
Tom war sich sicher, dass das noch wichtig werden würde. In diesem Moment hätte er Beatrice aber am liebsten heftig geschüttelt, um Näheres aus ihr herauszubekommen.
» Wo , Beatrice? Sie haben uns noch nicht gesagt, wo .«
Sie sah beschämt zu ihm hinüber.
»Oh Gott, tut mir leid! Da wollte ich wohl grade wieder oberschlau sein. Nachdem meine Tante – also die Schwester meiner Mutter – zusammen mit ihrem Mann bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, ist das Anwesen auf meine Mutter überschrieben worden. Als sie noch gelebt haben, sind wir nie dort gewesen, denn der Mann war Bauer und daher unter unserem Niveau, hat man gefunden.«
Gleich würde er mit Beatrice die Geduld verlieren. Langsam zählte er bis zehn. Doch sie war noch nicht am Höhepunkt ihrer Geschichte und offenbar entschlossen, sich Zeit zu lassen.
»Nachdem Mutter die Farm geerbt hatte, waren wir ein paarmal dort, haben heile Familie gespielt – furchtbar! Da habe ich dann auch Imogen kennengelernt. Ich wusste doch, dass der Name was zu bedeuten hatte.«
Beatrice lehnte sich selbstzufrieden zurück. Tom dagegen saß wie auf Kohlen.
»Beatrice, verzeihen Sie die Unhöflichkeit, aber wovon zum Teufel reden wir hier eigentlich? Wo ist diese Farm?«
Beatrice biss sich auf die Unterlippe und nickte, als hätte sie gerade begriffen, dass der entscheidende Punkt noch fehlte.
»Ah ja, das wäre ja wohl noch wichtig. Die liegt in der Nähe von Lytchett Minster in Dorset. Wie die richtig heißt, weiß ich nicht, wir haben immer die Lytchett Minster Farm gesagt.«
Im ersten Moment herrschte Schweigen. Toms Herz klopfte schneller, und bis auf Beatrice waren sich alle Anwesenden über die Bedeutung des Namens im
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