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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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die dieses Haus und seine Bewohner umgaben, war das wie ein frischer Windstoß.
    »Wie haben Sie es erfahren? Das mit Hugo, meine ich«, wollte Laura wissen.
    »Ich habe es mir zur Regel gemacht, keine englischen Zeitungen anzuschauen, und wir sehen auch kein britisches Fernsehen, ich hatte also nicht die leiseste Ahnung, was los war. Aber sogar auf Kreta gibt es eine Buschtrommel, normalerweise widerliche Touristen. Von Hugos Stiftung hatte ich schon gehört. Genau das, was ich erwartet hatte, bei den Vorlieben und Neigungen unseres Vaters.«
    Ihr Mund verzog sich angewidert, als hätte sie einen üblen Geruch in der Nase.
    »Von seinem Tod habe ich aber erst heute erfahren. Ein paar Engländer haben über ihn geklatscht und sich nur für den möglichen Skandal interessiert.«
    Laura war entsetzt. Natürlich hätte sie herausfinden sollen, wie Beatrice kontaktiert werden konnte. Die Anwälte hätten es vielleicht gewusst. Hugos einzige Schwester aufzutreiben war das Mindeste, was sie hätte tun können.
    »Es tut mir so leid, dass Sie es auf diese Weise erfahren mussten«, sagte sie. »Das muss ein furchtbarer Schock gewesen sein. Ich wusste nicht, wie ich Sie erreichen sollte, sonst hätte ich es Ihnen persönlich mitgeteilt. Das tut mir furchtbar leid.«
    Wieder ließ Beatrice ihr bellendes Gelächter ertönen und wackelte mit dem Stummelfinger in Lauras Richtung.
    »Glauben Sie etwa, ich bin hier, um von meinem verstorbenen Bruder Abschied zu nehmen? Seit dem Tag, als ich weggegangen bin, hatten wir keinen Kontakt zueinander, und ehrlich gesagt, falls er wirklich so ein Mensch war, wie ich vermute, würde ich auf seinen Abgang eher das Glas erheben. Nein, wegen ihm bin ich nicht gekommen.«
    Beatrice sah Laura prüfend an, und ihre Stimme wurde weicher.
    »Ich habe erst heute erfahren, dass er eine Tochter hat. Wie ich gehört habe, ist sie ungefähr elf oder zwölf. Um sie bin ich besorgt. Ich muss wissen, was mit ihr ist und ob sie zurechtkommt. Wenn Hugo auch nur annähernd so war wie sein Vater …«
    Laura riss erschrocken die Augen auf. Sie wusste nicht, was Beatrice gleich sagen würde, wollte in Gegenwart ihrer Mutter aber kein Risiko eingehen. Zum Glück entging Stella ihr Blick, nicht jedoch Beatrice. Mit einem verständnisvollen Nicken fuhr sie fort.
    »Sie ist mein eigen Fleisch und Blut, und daher muss ich wissen, ob ich ihr helfen kann.«
    Beatrice nahm einen ziemlich geräuschvollen Schluck von ihrem Gin und sprang vom Küchenhocker.
    »Laura, ich würde mich mit dem allem hier gern wieder vertraut machen, geht das? Ist es okay, wenn ich meinen Drink mitnehme?«
    Zwei Minuten später schlenderten sie von der Küche in den Eingangsbereich hinüber. Am Fuß der Treppe blieb Laura stehen.
    »Möchten Sie erst das obere Stockwerk sehen oder die unteren Zimmer?«, fragte sie.
    »Ach was, Blödsinn. Das Haus interessiert mich nicht die Bohne, aber ich habe mir gedacht, dass Sie bestimmt nicht alles vor Ihrer Mutter ausdiskutieren wollen. Wo ist denn die Kleine? Ist sie okay?«
    »Ja, Beatrice, es geht ihr gut. Sie ist bei ihrer Mutter. Ein ganz reizendes Mädchen, Sie müssen sie unbedingt kennenlernen. Und … keine Sorge, das ist alles im Griff.«
    Beatrice nickte bedächtig und senkte den Blick. Keine verspürte das Bedürfnis, das Thema weiter zu erörtern, und sie verfielen in kurzes Schweigen. Als Beatrice wieder das Wort ergriff, war ihr Tonfall harsch.
    »Mein Vater und meine Mutter waren elende Drecksäcke, alle beide. ›Seltsam‹ wäre noch eine höfliche Charakterisierung. Als Junge schon ist Hugo genau nach meinem Vater gekommen. Komisch eigentlich, denn er hat ihn abgrundtief gehasst. Das habe ich nie ganz begriffen, wenn man bedenkt, wie ähnlich sie sich gewesen sind. Ich war damals aber so geblendet von meinem eigenen Hass auf diese ganze Scheißfamilie, dass es mir ziemlich egal war, was mein Bruder durchgemacht hat. Er war ein total ichbezogener Junge, hat sich als Mummys Liebling immer für was Besonderes gehalten. Ich habe ihn nie vermisst, den kleinen Scheißer. Es war aber wohl nicht alles seine Schuld …«
    Sie sah Laura durchdringend an.
    »Kennt dieses Kind den Unterschied zwischen richtig und falsch?«
    »Nicht ganz, aber ich glaube, das kriegen wir hin. Sie braucht jetzt bloß ein bisschen Zeit.«
    »Verstehe. Verdammt, wieso heiratet ein Mädchen wie du so ein Schwein wie Hugo? Du siehst nicht geldgierig aus, bist recht hübsch und anscheinend auch nicht dämlich –

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