Hintergangen
höhnisch, und Tom konnte seine unausgesprochene Meinung gut nachempfinden.
Alles fügte sich perfekt zusammen, wenn es sie auch der Aufdeckung des Rätsels, wer Hugo Fletcher umgebracht hatte, keinen Deut näher brachte. Tom musste allerdings zugeben, dass der Mörder vermutlich mindestens ein Leben gerettet hatte – das von Mirela Tinescy.
Der Anruf endete, als Tom seinen Wagen auf dem Krankenhausparkplatz abstellte und sich an Mirelas Krankenbett begab. Er hatte keine Ahnung, inwieweit sie angesichts des erlittenen Traumas in der Lage sein würde, ihm alles zu sagen, was er erfahren musste.
Erfreut stellte er fest, dass man Mirela ein Einzelzimmer gegeben hatte, doch dann bemerkte er, wie blass und hohlwangig sie aussah. Sie war wohl schon immer ein recht zartes Mädchen gewesen, doch hatten die Tage ohne Essen und Wasser unweigerlich ihren Tribut gefordert. Ihre schmale Gestalt war unter dem Bettzeug kaum auszumachen. Er trat ins Zimmer, setzte sich still auf den Besucherstuhl und wollte abwarten, ob sie seine Ankunft bemerkte. Sie hatte die Augen geschlossen, und er wollte sie ungern aufschrecken.
»Mirela«, sagte er leise.
Sie öffnete zwar nicht die Augen, wandte aber den Kopf etwas zu ihm hinüber, sodass er wusste, dass sie ihn gehört hatte.
»Mein Name ist Tom Douglas. Ich bin Polizist und muss mit Ihnen reden. Es tut mir so leid, aber wenn Sie es irgendwie schaffen, mit mir zu reden, wäre ich Ihnen wirklich dankbar.«
Sie öffnete die Augen, es waren die eines jungen, im Scheinwerferlicht eines Autos gefangenen Rehs. Er hätte eine Kollegin mitbringen sollen. Was für ein blöder Fehler!
»Soll ich eine Krankenschwester holen, damit sie sich zu uns setzt? Wäre Ihnen das lieber?«
Mirela schien einen Augenblick zu überlegen und schüttelte dann unmerklich den Kopf.
»Ist okay. Sie haben freundliche Gesicht.« Sie versuchte zu lächeln.
»Meinen Sie, Sie können mir erzählen, was passiert ist, Mirela? Wie Sie hier in Sir Hugos Haus gekommen sind?« Die Tatsache, dass sie gefesselt gewesen war, erwähnte Tom nicht, darauf würde er später noch kommen.
Mirela sprach ruhig, und er verstand nicht jedes Wort. Doch es war genug. Sie erklärte, dass die Mädchen alle von der Stiftung besucht wurden, um zu sehen, wie sie sich einlebten und ob es eventuell Probleme gab.
»Vor etwa halbes Jahr ich habe Besuch von Sir Hugo. Große Überraschung für mich, aber freu mich. Er sagt mir, ich bin Besondere, und er will mir helfen. Er finde bessere Leben für mich, aber ich muss warten.«
»Hat er Ihnen gesagt, was er meint mit einem besseren Leben?«, fragte Tom.
»Nein. Er gibt mir Handy und sagt, jede Woche ich muss ihm schicken SMS , wenn ich bin allein. Wenn er kann, er ruft an zu reden. Das machen wir für paar Wochen, aber kommt keine große Chance, keine bessere Leben. Ich muss große Geheimnis halten, und wenn ich sage jemand, er sagt, ich muss vielleicht Allium verlassen. Also ich nicht sage. Dann er sagt, wir können uns treffen. Aber nicht privat. Wir treffen uns in Museum.«
Sehr schlau, Hugo, dachte Tom. Niemand würde es ungewöhnlich finden, dass Sir Hugo Fletcher sich mit einem jungen Mädchen freundlich unterhält.
»Warum sind Sie mit ihm gegangen, Mirela?«
»Wir treffen uns oft, und er sagt mir, wie unglücklich ist mit seine Frau. Sie ist nicht gesund, sagt er. Er tut mir leid. Dann ich habe Gefühle für ihn, weil er ist nett zu mir. Er sogar gibt mir Geld, zu schicken an meine Familie in Rumänien. Dann eines Tages er sagt, er hat gute Idee. Vielleicht solange wir warten für große Chance, ich kann seine Haushälterin sein. Aber niemand darf wissen, weil er kann nicht Lieblingsmädchen haben. Ich muss Nachricht lassen – er sagt mir, was ich soll schreiben. Und dann gehen wir.«
Tom nahm ein Glas Wasser vom Nachttisch und hielt es Mirela an die Lippen, genauso wie er es für Lucy getan hätte. Dieses Mädchen war das Kind von jemandem, und wenn es Geld nach Hause geschickt hatte, war seine Familie bestimmt halb verrückt vor Angst, weil sie seit Wochen nicht von ihm gehört hatte.
Sie lächelte ihn dankbar an und sprach weiter.
»Er bindet mir Augen zu. Er sagt, dieses Haus ist sein Geheimnis, und niemand darf wissen, wo es ist. Ich darf nicht Haus verlassen ohne ihn. Er kommt immer nachts mit seine große Auto, aber er fährt mit mir zu einkaufen mit eine kleine Auto, was ist auf die Farm.«
Tom wusste Bescheid – er hatte es dort gesehen und sich gefragt, wozu es
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