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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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fürchte ich. Vielleicht setzen Sie sich besser hin, Laura.« Er streckte den Arm aus, um anzudeuten, dass sie ihn ins Wohnzimmer führen sollte.
    Laura hockte sich auf die Sofakante, mit beiden Händen den Stoff umklammernd, und blickte erwartungsvoll in Toms kummervolle Augen. Bevor er etwas sagen konnte, erschien Stella in der Tür.
    »Tom, Sie brauchen jetzt sicher einen Kaffee, nicht? Möchten Sie auch etwas zu essen?«
    »Eine Tasse Kaffee wäre wunderbar, Stella. Aber vorerst nichts zu essen, danke.«
    Er setzte sich einer immer noch schweigenden Laura gegenüber.
    »Ich hoffe, es stört Sie nicht, Laura. Ich bin seit Stunden auf den Beinen, und meine Batterien müssen ja noch ein Weilchen laufen.«
    Laura zwang sich zu einer Antwort. Sie spürte, wie sie am ganzen Körper zitterte, wollte aber unbedingt beherrscht wirken.
    »Keine Sorge. Sie sollten sich von ihr etwas zu essen machen lassen. Dann hätte sie eine Beschäftigung. Momentan ist Mum eine Lösung auf der Suche nach einem Problem.«
    Leises Klopfen, dann steckte Will den Kopf zur Tür herein.
    »Mum hat gesagt, die Polizei wäre da. Ich finde, jemand sollte bei dir sein, Laura. Ist es okay, wenn ich mich dazusetze?«
    Laura sah Tom fragend an, der bloß nickte. Wegen Imogens Vernehmung herrschte zwischen den beiden ein gewisser skeptischer Argwohn, doch brauchte Laura moralische Unterstützung für das, was sie gleich hören würde.
    »Bitte, Will, ich wäre dir sehr dankbar. Diesmal muss aber nicht die ganze Familie dabei sein. Vielleicht hörst du dir an, was Tom zu sagen hat, dann kannst du es später ja allen erzählen. Ich glaube nicht, dass ich das fertigbringe. Komm, setz dich her.«
    Will nahm neben Laura Platz. Sie war dankbar für seinen kräftigen, beruhigenden Händedruck.
    »Becky hat Ihnen ja schon berichtet, dass wir Mirela auf der Farm gefunden haben. Ich war gerade bei ihr, und sicher freut es Sie zu hören, dass sie auf dem Weg der Besserung ist.«
    Stella kam leise ins Zimmer und stellte Tom eine große Tasse Kaffee hin. Sie sah Laura erwartungsvoll an, doch als Will den Kopf schüttelte, verstand sie und ging wieder hinaus.
    Laura hörte schweigend zu, als Tom sein Gespräch mit Mirela wiedergab: wie es Hugo gelungen war, ihr einzureden, sie sei etwas Besonderes, und wie er ihr Geld für ihre Familie gegeben hatte, während sie auf ihre »große Chance« gehofft hatte.
    Tom nahm einen Schluck Kaffee. Sein nachdenklicher Blick, mit dem er sie kurz über den Tassenrand musterte, entging Laura nicht. Sie wusste, was er dachte. Er überlegte, wie viel er ihr sagen sollte. Ihr Körper war eiskalt, und bestimmt konnte Will den Schauer spüren, der sich durch ihre Hand übertrug.
    »Sie wollen mich wahrscheinlich schonen, Tom. Bitte tun Sie es nicht. Irgendwann kommt sowieso alles heraus, und ich würde es lieber von Ihnen hören als von jemand anderem.«
    Laura wusste, er würde die Wahrheit sagen, seine Worte jedoch sorgfältig wählen. Mehr konnte sie nicht verlangen, egal wie schrecklich diese Wahrheit war.
    Tom nickte und stellte seine Tasse hin.
    »Hugos Regel, über den Verbleib der Mädchen keine Nachforschungen anzustellen, ist jetzt völlig einleuchtend. Auf diese Weise hat er Ermittlungen vermieden, die letztlich zu ihm zurückgeführt hätten. Aber, Laura, diese Entführungen … das hatte er schon jahrelang gemacht – hat Beatrice Ihnen das gesagt? Das muss schon angefangen haben, lange bevor Sie ihn überhaupt kennengelernt haben.«
    »Becky hat aber erzählt, Mirela sei angekettet gewesen. Stimmt das? Warum, Tom? Ich verstehe nicht, wieso er das getan hat. Das ist barbarisch.«
    Toms mitfühlender Blick war ihr fast zu viel. Er beugte sich vor, als wollte er die Hand nach ihr ausstrecken und sie berühren.
    »Sie wurde bestraft. Sie hatte bloß ein wenig Wasser, trockene Kekse und einen überquellenden Eimer in der Ecke. Das arme Kind!«
    Laura war bleich geworden, aber eigentlich nicht vor Entsetzen, eher wegen der Erinnerung an ihr Leben mit Hugo und aus tiefstem Mitleid mit diesem jungen Mädchen.
    »O Gott. Ich habe ja gewusst, es würde was Schlimmes kommen, aber …« Laura brach die Stimme, doch sie musste fragen, musste alles erfahren. »Warum hat er sie bestraft – wissen Sie das?«
    »Sie hatte sich beschwert, weil sie eingesperrt war, und …« Er verstummte, als wäre er unschlüssig, was er sagen sollte.
    »Und?«
    »Und sie hat den Sex nicht gewollt. Sie musste ihn fesseln, hat sie gesagt, und immer

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