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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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ich habe Bücher über Etikette und alles Mögliche studiert, damit Hugo sich meiner nicht schämen muss.
    Eine Sache stört mich aber schon. Sex – oder die Abwesenheit davon. Anfang Juli haben wir unsere Beziehung offiziell gemacht, und ziemlich kurz darauf musste Hugo auf irgendeine Reise, um Geldmittel zu beschaffen. Während er weg war, habe ich mir zahlreiche Schönheitsbehandlungen gegönnt: Ganzkörperpeelings, viele schmerzhafte Waxings, wunderbare Pediküren – alles, um meinen Körper perfekt für ihn herzurichten. Ich habe auch tolle neue Unterwäsche gekauft. Nichts allzu Frivoles – ich glaube nicht, dass ihm das gefallen hätte, wenn ich mir die anderen Sachen anschaue, die er für mich ausgesucht hat –, aber auf eine dezente Art sexy.
    Ich habe es kaum erwarten können – hätte mir aber natürlich denken können, dass er danach ein paar Tage müde vom Reisen sein würde. Als wir kurz darauf abends zum Dinner ausgegangen sind, habe ich vorgeschlagen, ich könnte doch bei ihm in Egerton Crescent übernachten. Hugo hatte andere Vorstellungen.
    »Laura, Liebling – nichts wäre mir lieber. Du weißt, wie sehr ich mich nach dir verzehre. Wir haben aber gerade erst der Presse verkündet, dass wir ein Paar sind. Wenn du jetzt schon beim Verlassen meiner Wohnung gesehen wirst, meinst du nicht, dass das ein bisschen billig aussehen könnte?«
    Daran hatte ich gar nicht gedacht, wollte aber trotzdem meine Meinung durchfechten.
    »Hugo, heutzutage haben alle Sex. Da würde überhaupt niemand etwas daran finden!«
    »In unserer Beziehung gibt es doch viel Wichtigeres als Sex, Laura. Das hoffe ich zumindest. Ich mache mir große Sorgen, dass die Konzentration auf sexuelle Aktivität uns davon abhalten könnte, eine solide Beziehung aufzubauen. Wir wissen, dass wir uns fabelhaft ergänzen. Wir haben vielleicht noch keinen Sex gehabt, uns aber auf unsere ganz eigene Art und Weise schon geliebt.«
    Auf welche Art und Weise denn, Hugo? Keine, die ich kenne.
    Das habe ich natürlich nicht gesagt, ich wollte ja schließlich keinen Streit. Doch er hat weitergeredet.
    »Wir küssen uns – leidenschaftlich –, wir umarmen uns, berühren einander. Es ist wunderbar. In zwei Monaten werden wir heiraten. Ich finde, wir sollten so weitermachen wie bisher. Noch mehr über den anderen erfahren. Einander verstehen. Unser Verlangen allmählich intensivieren. Stell dir nur vor, wie uns das als Paar stärken wird.«
    Was sollte ich davon halten? Ich habe dich eigentlich fragen wollen, habe mich aber geschämt. Nicht wegen der Tatsache, dass wir keinen Sex haben, sondern weil ich nicht weiß, was richtig ist und was falsch. Ich habe solches Verlangen nach ihm. Seine Worte haben sich aber so aufregend angehört – wie eine einzige, lange Verführung. Und wenn wir dann endlich zusammen sind – ach, nicht auszudenken! Er bemühte sich weiter, mich zu überzeugen, und ich wurde schwach.
    »Früher hatten die Leute ja nie Sex vor der Ehe. Ich habe auch gehört, dass die erfolgreichsten Ehen die sind, in die beide Partner unberührt eintreten.«
    Ich habe kurz gezögert, ihn dann aber darauf hingewiesen, dass das bei uns beiden ja wohl nicht der Fall wäre! Es ist aber doch auch bewundernswert an einem Mann, dass er zwar begehrt, sich aber gleichzeitig zurückhält, oder? Jetzt sind es nur noch zwei Wochen bis zu unserem Hochzeitstag, und der Körper meines zukünftigen Ehemannes ist mir immer noch ein Rätsel! Der Ablauf der Hochzeit übrigens auch. Noch so eine von Hugos Überraschungen. Eine Menge Gäste sollen kommen – so viel weiß ich. Alle möglichen Berühmtheiten, Leute von seinen Charity-Veranstaltungen, lokale Würdenträger – so in der Art. Jetzt, wo seine Mutter tot ist, hat Hugo keine Eltern mehr. Das tut mir leid für ihn. Anscheinend hat er seiner Mutter sehr nahegestanden. Er will mir keine Fotos von ihr zeigen, weil er meint, er erträgt es immer noch nicht.
    Ich glaube, er hat seinen Vater gehasst. Keine Ahnung, aber vielleicht kann er es ihm nicht verzeihen, dass er sich umgebracht hat. Habe ich dir davon erzählt? Für Hugo muss es sehr schwer gewesen sein. Es ist tragisch, dass seine Schwester weggelaufen ist, denn jeder Mensch braucht doch eine Familie, nicht? Ich weiß nicht, was ich ohne meine tun würde. Jedenfalls hat er jetzt nur noch Alexa. Und mich natürlich.
    Weil er selbst kaum Familie hat, hat er vorgeschlagen, dass wir meine sehr große und weitläufige Verwandtschaft auf ein

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