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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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höflich verabschiedet. Ich hatte gehofft, ihr würdet noch ein bisschen bleiben, aber Hugo hat wohl ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass das nicht erwartet wurde. Du und Will, ihr wart die Letzten, und als du kurz deine Handtasche holen gegangen bist, schloss mich Will auf seine wunderbar ungestüme Art in die Arme.
    Weil er nicht viel Zeit gehabt hatte, Hugo richtig kennenzulernen, hat er den Vorschlag gemacht, man könne sich vielleicht nach der Hochzeitsreise in Ruhe treffen, doch Hugos Antwort hat etwas abweisend und unverbindlich geklungen – aber so hat er es bestimmt nicht gemeint.
    Jedenfalls hast du dich dann von hinten angeschlichen und mir zugeflüstert, wie toll du ihn findest (es freut mich so, dass du das denkst!) – und jetzt sollten wir es »aber ordentlich miteinander treiben«.
    Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu kichern.
    Als ihr weg wart, habe ich Hugo ungestüm am Arm gepackt und gesagt, wie glücklich ich wäre und wie wunderbar er alles arrangiert hätte. Doch seine Reaktion war recht frostig.
    »Ich war nicht so begeistert von deinem Getuschel mit Imogen. Das gehört sich nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob sie einen guten Einfluss auf dich hat, Laura. Und deinen Gefühlsausbruch bei deinem Bruder fand ich auch leicht übertrieben.«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, habe ich hinter uns ein leises Räuspern gehört. Es war Alexas Kindermädchen Hannah. Mit ihr werde ich einfach nicht warm. Sie sieht verschlagen aus. Und sie schaut Hugo an, als wäre er Gott, der Allmächtige.
    »Ich gehe jetzt in mein Zimmer, Sir Hugo. Alexa ist gebadet und fertig zum Schlafengehen. Sie ist in der Küche.«
    Sosehr ich Alexa liebe, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte gedacht, Hannah hätte sie längst nach Hause gebracht. Offenbar hatte Annabel – seine Exfrau (die mir jetzt schon gewaltig auf den Wecker geht) – gesagt, Alexa könne nicht zur Hochzeit kommen, wenn es bloß für den einen Tag sei. Alexa hat also über Nacht bleiben müssen, und unsere Hochzeitsreise muste um einen Tag verschoben werden. Aber das war nicht schlimm. Es hatte wahrscheinlich auch sein Gutes … dachte ich jedenfalls.
    »Schon gut«, hab ich gesagt. »Sie schläft bestimmt bald ein. Ich kann es kaum erwarten, unser Zimmer zu sehen. Sollen wir sie hinaufbringen, und ich ziehe mir dieses Kleid aus, während du sie ins Bett bringst?«
    Meine Frage hatte leicht provokant klingen sollen, doch die Wirkung ist anscheinend nicht angekommen. Hugo hat mich ohne sichtliche Gefühlsregung angesehen, als er geantwortet hat.
    »Ich hole Alexa, und dann begleite ich dich hinauf. Ich bin gleich wieder da.«
    Als er mit Alexa auf dem Arm zurückgekommen ist, hat er nichts mehr zu mir gesagt und einfach begonnen, die elegante Treppe hinaufzusteigen. Mir ist nichts anderes übrig geblieben, als ihm zu folgen, wobei ich Mühe hatte, nicht zu erschauern, als wir an den scheußlichen ausgestopften Tieren vorbeigekommen sind.
    Am oberen Treppenabsatz angekommen, ist Hugo stehengeblieben.
    »Warte hier einen Moment, Laura. Ich bringe schnell Alexa zu Bett.«
    Als er durch eine große Flügeltür verschwunden war, habe ich mich umgeschaut und mit Schrecken festgestellt, dass mich auch im Obergeschoss dunkle, düstere Porträts von den Wänden her anstarren. Alles in diesem Haus atmet den Tod, Imo, ich kann es nicht anders ausdrücken. Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich allerdings nicht, denn Hugo war gleich wieder da.
    »Hier herüber«, hat er nur gesagt. Ich habe seine Hand genommen, als wir den Korridor entlanggegangen sind, doch er hat sich sanft befreit und mich am Ellenbogen geführt. Vor der dritten Tür ist er stehen geblieben.
    »Hier ist dein Zimmer, Laura. Ich hoffe, es gefällt dir.«
    Es war ganz neu eingerichtet, mit einer Tapete mit Lavendelzweigmuster, einem freundlichen, apfelgrünen Teppichboden und einigen hübschen Polstermöbeln, darunter eine cremefarbene Chaiselongue – etwas, was ich mir schon immer gewünscht habe. Durch die offene Tür war ein offensichtlich modernes, gekacheltes Badezimmer zu sehen. Aber ich hatte einen harten Kloß in der Brust, mir war, als würde ich gleich ersticken.
    »Was soll das heißen, Hugo? Meinst du denn nicht unser Zimmer?«, habe ich entgeistert gefragt, obwohl mir klar war, dass dies hier kein Männerzimmer war und auch noch nie gewesen war.
    »Mir ist es lieber, wir haben getrennte Zimmer, Laura. Ich finde die Vorstellung, die ganze Nacht zusammen mit einer anderen

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