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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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Person zu schlafen, ziemlich geschmacklos, und bin der Ansicht, ein gemeinsames Badezimmer ist einer glücklichen und aktiven ehelichen Beziehung eher abträglich.«
    Zum ersten Mal an diesem Tag hat mich mein Optimismus im Stich gelassen. Der Kloß in meiner Brust ist immer größer und größer geworden, hat gegen meine Rippen gedrückt und hinauf in meine Kehle. Tränen brannten mir in den Augen, aber ich musste antworten und habe endlich mal gesagt, was ich gedacht habe.
    »Also, zu Ihrer Information, Sir Hugo : Ich persönlich finde, ein gemeinsames Bett ist ein sehr wichtiger Teil einer engen und vertraulichen Beziehung. Ich lasse dir ja gern deine Privatsphäre im Bad, aber das Bett will ich schon mit dir teilen.«
    »Wir werden natürlich zeitweilig nachts manchmal ein Bett teilen. Du wirst bemerkt haben, dass das hier die dritte Tür im Korridor ist. Zwischen unseren Zimmern befindet sich ein Schlafzimmer, das wir teilen können, wenn es angebracht erscheint.«
    »Und wer genau entscheidet denn, wann es angebracht ist? Was passiert, wenn ich morgens mit dir schlafen will? Muss ich dann kommen und bei dir anklopfen und dich fragen, ob du ins ›Sexzimmer‹ umziehen willst, denn das ist es ja anscheinend?«
    »Sei nicht kindisch, Laura. Wir hatten heute beide einen vollen, anstrengenden Tag, und ich habe beschlossen, dass heute Nacht nicht die passende Gelegenheit ist. Schließlich müssen wir ja auch an Alexa denken.«
    »Wo genau schläft denn Alexa?«
    »Sie wird dich nicht stören. Ich kümmere mich um sie, falls sie nach all der Aufregung schlecht schläft. Sie muss sich sicher und geborgen fühlen, heute Nacht ganz besonders. Ich schlage vor, du legst dich schlafen. Morgen fahren wir in die Flitterwochen. Und da werden wir ja dann allein sein.«
    Und dann ging er. Einfach so. Es gab nicht einmal einen Gutenachtkuss.
    Er war offensichtlich wegen irgendetwas böse mit mir – aber ich habe keine Ahnung, weswegen. Vielleicht weil ich mich ein wenig abfällig über das Haus geäußert habe? Vielleicht weil wir beide getuschelt haben? Ich weiß es wirklich nicht. Doch was es auch war, nach dieser Ansage habe ich mich nur noch leer gefühlt. Das ist ein Ausdruck, den ich sonst nicht benutzen würde, aber jetzt weiß ich genau, was er bedeutet.
    Ich habe mich wie vor den Kopf geschlagen gefühlt. So sehr, dass ich zu nichts fähig war. Ich wusste nicht, ob ich in sein Zimmer stürmen und verlangen sollte, dass er sich zu mir ins Bett legte, oder meine Sachen packen und gehen. Doch ich habe nichts getan.
    Ich hatte so lange und so geduldig auf diese Nacht gewartet. Aber eigentlich ist die unglaubliche Enttäuschung einer misslungenen Hochzeitsnacht zur Bedeutungslosigkeit verblasst, verglichen mit der langfristigen Konsequenz von Hugos Worten. Nicht zusammen schlafen? Nicht Nacht für Nacht das Bett teilen und dabei den Geräuschen des anderen im Schlaf lauschen und die Wärme des anderen Körpers spüren. Mich nicht umdrehen und nach meinem Mann tasten dürfen, wenn ich nicht schlafen kann oder schlecht geträumt habe?
    Ich hatte gar nicht gemerkt, dass mir Tränen übers Gesicht geströmt sind, und habe nur plötzlich die verräterischen nassen Spuren auf meinem wunderschönen Hochzeitskleid bemerkt. Ich habe in den bodenlangen Spiegel geschaut und bin einem Anblick begegnet, den niemand sehen sollte: eine schöne, aber total verzweifelte Braut.
    In meinem Zimmer habe ich dann mein Kleid ausgezogen und behutsam in den Schrank gehängt (ich hatte allerdings kurz darüber nachgedacht, es in Fetzen zu reißen). Ich bin dann zu Bett gegangen, noch immer in der Hoffnung, Hugo würde vielleicht merken, wie grausam er gewesen ist, und später zu mir kommen. Ich bin zwischen die Laken gekrochen, habe meine Knie so weit wie möglich angezogen und mich zu einer kleinen Kugel zusammengerollt. Ich habe versucht, den Schmerz einfach in mir drinnen zu behalten. Und habe gewartet – vergeblich.
    Und so bin ich heute früh allein aufgewacht. Ich hatte ein wenig geschlafen – wohl vor lauter Erschöpfung. Aber die Traurigkeit hat mir immer noch wie ein Kloß schwer in der Brust gelegen.
    Ich habe mir so gewünscht, dass diese Ehe glücklich wird, dass ich mir meinen nächsten Schachzug gut überlegen wollte. Mein natürlicher Reflex wäre gewesen, die ganze nichtige Angelegenheit durchzudiskutieren. Ihm zu sagen, was ich will. Ihn dazu zu bringen, dass er meine Meinung auch in Betracht zieht.
    Aber vielleicht sind alle

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