Hintergangen
Ärger bekommen. Hugo war nicht anwesend.«
Inzwischen hatte Ajay die volle Aufmerksamkeit von allen. Niemand rührte sich, als er fortfuhr.
»Danika ist es dann egal gewesen, ob sie Ärger bekommt oder nicht. Ein paar Tage später hat sie also beschlossen, Hugo zu Hause in Oxfordshire aufzusuchen. Mirela hat sich nicht getraut mitzukommen, also ist Danika alleine hingefahren. Nach all der Mühe ist Hugo dann aber gar nicht da gewesen. Sie hat die ganze Geschichte Lady Fletcher erzählt, die laut Danika auch sehr mitfühlend und hilfsbereit reagiert und gesagt hat, sie würde die Sache weiterverfolgen. Doch dann hat Danika von ihr bloß noch einmal gehört, ein paar Wochen später. Danika war wirklich enttäuscht – und nicht viel später wurde Lady Fletcher dann wieder in die Pflegeklinik gebracht. Das ist damals kurz vor Weihnachten gewesen – vor ein paar Jahren.«
Tom war etwas überrascht. Wenn Laura Danika schon einmal begegnet war, wieso hatte sie dann gestern nichts gesagt, als sie die Nachricht abgehört hatte? Sie hatte uninteressiert gewirkt und sogar gesagt, sie würde nichts über die Mädchen wissen. Weshalb sollte sie lügen?
»Woher wissen wir das alles, Ajay, wenn Danika doch noch vermisst wird?«, wollte Tom wissen.
»Sie hat Peter Gregson die ganze Geschichte erzählt, weil sie das Gefühl hatte, sein Vertrauen missbraucht zu haben. Er ist sich ziemlich sicher, dass sie sich seither an die Regeln gehalten hat. Das heißt, bis sie am Mittwoch plötzlich verschwunden ist.«
Tom war immer noch verwundert über Lauras fehlende Reaktion. Da kam ihm plötzlich ein Gedanke. Er hatte bisher angenommen, Laura hätte sich über Annabels Nachricht aufgeregt, aber vielleicht hatte er es vollkommen falsch interpretiert. Vielleicht war es die Nachricht über Danikas Verschwinden gewesen. Obwohl es schon zwei Jahre her war, dass sie einander begegnet waren, konnte er nicht glauben, dass Laura Danikas Namen nicht wiedererkannt hätte.
»Haben wir uns über diese …«, Tom sah in seine Notizen, »Alina Cozma bei Jessica Armstrong erkundigt? Becky sagt, deren Aufgabe ist es, den Fällen von verschwundenen Mädchen nachzugehen.«
»Nein. Mit der wollen wir heute früh noch mal reden, wenn das Büro aufmacht. Dann versuchen wir herauszukriegen, ob Alina tatsächlich irgendetwas zugestoßen oder ob sie einfach abgehauen ist. Mit dem anderen Mädchen, Mirela Tinescy, müssen wir ebenfalls reden, vielleicht weiß sie, wo Danika sein könnte.«
»Richtig. Besorgen Sie sich die Details über alle Mädchen, die in den, sagen wir, letzten zwölf Monaten verschwunden sind. Von denen könnte jede verdächtig sein. Schauen Sie mal, was Sie kriegen können. Also, was noch? Irgendwas zu den Leibwächtern?«
Der Raum hatte sich nach und nach gefüllt, und Tom bemerkte, dass James Sinclair inzwischen gekommen war und ganz hinten saß, um zuzuhören. Diesmal meldete Alice sich etwas zaghafter. Sie schaute über die Schulter in den nun voll besetzten Raum, und Tom fand, dass sie für eine Polizistin viel zu ängstlich wirkte. Sie war zweifellos intelligent, genau das, was er brauchte, doch als sie anfing zu sprechen, errötete sie vor Aufregung.
»Ja, Chef. Ich habe gestern mit der Sicherheitsfirma gesprochen, die sich normalerweise um Sir Hugo gekümmert hat, und die haben gesagt, er hätte sie für dieses Wochenende extra abbestellt. Er müsse sich um private Angelegenheiten kümmern und brauche keine Veranstaltungen zu besuchen. Die haben das bestätigt, was Lady Fletcher erzählt hat – dass er sie hauptsächlich dann bestellt hat, wenn er auf eine öffentliche Veranstaltung gehen musste. Außerdem habe es nie irgendwelche Probleme gegeben, sodass sie eigentlich gar nicht gewusst haben, wieso er sich die Mühe gemacht hat.«
»Haben Sie die gefragt, ob Hugo ihrer Erfahrung nach eine Geliebte hatte oder ob ihn andere Frauen irgendwohin begleiteten?«
»Ja, habe ich, aber die drei, die ihm normalerweise immer zugeteilt wurden, haben gesagt, es hätte nie einen Hinweis auf eine andere Frau gegeben.«
Tom steckte die Hände in die Hosentaschen. Dann war das wohl eine Sackgasse.
»Okay, irgendwas über die Perücken?«, fragte er ohne große Hoffnungen.
Einer der älteren, beliebtesten Detective Constable stand auf.
»Gestern konnten wir nicht viel ausrichten, weil alles geschlossen war, wir werden die Ermittlungen heute aber wieder aufnehmen. Noch etwas anderes. Ich habe ein bisschen nachgeforscht, was da mit
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