Hintergangen
dabei, als man ihr das mit Hugo mitgeteilt hat, und von ihrer ersten Reaktion her würde ich sagen, unwahrscheinlich. Wir haben sie etwa drei Stunden nach dem Mord bei Harvey Nichols in der Wäscheabteilung aufgetrieben. Laut Aussage der Freundin, die bei ihr war, hatten sie die vergangenen zwei Stunden dort verbracht. Man muss schon eiserne Nerven haben, um nach einem gerade begangenen Mord, gleich shoppen zu gehen.«
Nach allem, was er gesehen und was Becky gesagt hatte, würde Rosie nie und nimmer in diese Kategorie passen. Tom fasste zusammen.
»Okay, oberste Priorität haben die geretteten Mädchen oder aber eine uns noch unbekannte Geliebte. Alice überprüft Imogen Kennedys Reisen während der letzten paar Jahre – dann wollen wir doch mal sehen, ob wir sie bei einer Lüge über Hugo ertappen. Jessica ist eine weitere Kandidatin, wir müssen das also aus jedem Winkel verfolgen – Geld, Freund, ihre sozialen Kontakte, möglicherweise Sachen auf ihrem Computer und so weiter. Sie soll uns auch sagen, ob sie irgendetwas über die Besuche bei Hugo gewusst hat, die Danika Bojin ihm vor ein paar Jahren, und dann laut Peter Gregson letzte Woche wieder abgestattet hat. Dann ist da auch noch der rätselhafte Eintrag in seinem Terminkalender, der nicht mit dem von seinem Zuhause übereinstimmt. Was war das noch mal?«
» LMF , Chef«, sagte Ajay. »Wir haben immer noch keine Ahnung, worum es dabei geht. Wir haben seine sämtlichen Namen und Adressen durchgeschaut, sowohl auf dem Computer wie anderswo, ob sich das auf eine Person oder einen Ort bezieht, können aber nichts finden. Die Techniker haben seinen Computer in der Mache, aber noch nichts Wesentliches entdeckt.«
»Richtig. Also weitersuchen. Jeden, den wir vernehmen, danach fragen. Hat schon jemand was über die Nikotinlösung?«
Bob hielt kurz die Hand in die Höhe.
»Ja. Wieder die alte Geschichte, fürchte ich. Wühle tief genug im Internet, und du findest heraus, wie man das Zeug herstellt. Ist ziemlich einfach. Es gibt auch noch andere Optionen. Zum Beispiel beschafft man es sich von jemandem, der in einer Firma arbeitet, die diese Nikotinpflaster produziert. Am wahrscheinlichsten und sichersten ist es aber, das Zeug selber zu machen.«
»Danke, Bob. Heutzutage ist aber auch gar nichts mehr heilig, was? Okay, Leute – machen wir weiter. Wir treffen uns heute Abend wieder und schauen mal, was sonst noch zum Vorschein gekommen ist. Ich fahre jetzt wieder nach Oxfordshire, mal sehen, was ich sonst noch über Hugos Leben herauskriegen kann. Wegen der vermissten Mädchen rufen Sie mich bitte an. Inzwischen erkundige ich mich bei Laura, was sie mir über den Tag sagen kann, an dem Danika bei ihr war.«
Und versuche herauszukriegen, wieso sie nie erwähnt hat, dass sie sie bereits kannte, dachte er bei sich.
20. Kapitel
N ach unruhigem Schlaf wachte Imogen in aller Herrgottsfrühe auf. Nach Lauras erster Nacht mit Hugo hatte sie nicht mehr weitergelesen. Die Arme! Das Verlangen, mit der Lektüre fortzufahren, war zwar stark gewesen, aber irgendwie fand sie es nötig, das Gelesene sacken zu lassen und die Sache langsam anzugehen. Imogen konnte Lauras Dilemma so gut nachempfinden, ihren Schmerz und ihre Enttäuschung.
Weil bestimmt sonst noch niemand auf war, setzte sie sich in die Kissen gestützt auf und zog die Briefe zu sich herüber.
Immer noch September 1998!
Meine liebe Freundin,
dies ist der letzte Tag unserer Hochzeitsreise. In etwa zwei Stunden verlassen wir Positano. Hugo liest Zeitung, und ich bin an den ›Strand‹ geflüchtet. Hier bei diesem Hotel ist eigentlich gar kein Strand, sondern eine wundervolle Felsnase mit einem Treppchen ins Meer. Um dort hinzugelangen, muss man mit einem Aufzug durch die Klippe hinunterfahren. Es ist natürlich schon ziemlich spät im Jahr, aber die Sonne scheint, und ich habe gedacht, ich könnte wenigstens schön sonnengebräunt zurückkehren. Ich will den Eindruck vermitteln, ich hätte wunderschöne Flitterwochen gehabt. Das Traurige dran ist: Sie waren in vieler Hinsicht ja perfekt. Hugo war zuvorkommend und charmant und hat die diversen Orte rein danach ausgewählt, dass sie mir gefallen. Bloß die Enttäuschung bezüglich unseres Sexlebens kann ich einfach nicht überwinden.
Na, hier unten wird Hugo mich jedenfalls nicht stören. Er war ziemlich entsetzt, dass ich mich an einen öffentlichen Ort wagen wollte, wo ich doch einfach die Terrasse vor unserer Suite hätte genießen können. Folgen
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