Hintergangen
aufnahmefähig bin, darf aber keine Annäherungsversuche machen. Gestern Abend habe ich es versucht – und er kam in mein Zimmer. Die Verbesserung besteht also darin, dass er es probieren wollte, aber leider muss ich sagen, dass das Liebesspiel trotzdem nicht gut war. Nein, das ist noch höflich – es war einfach furchtbar. Wieder so eine kurze, fast schmerzhafte Penetration, von der ich absolut nichts hatte.
Ich weiß, ich sollte keine Andeutungen machen, dass er mich nicht befriedigt, aber komischerweise brachte er es heute Morgen selbst zur Sprache.
»Laura, ich merke schon, dass du dich sehr bemühst, den Sex zu genießen. Unter was für Hemmungen du aber auch immer leidest, ich bin mir sicher, sie verschwinden, wenn wir wieder in Oxfordshire sind. Ich werde mich nach Kräften bemühen, dir über jegliche Hürden zu helfen.« Er hat meine Hand genommen und sie geküsst.
Weißt du, Imo, bis zu dem Moment bin ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass Hugo tatsächlich glaubt, das Problem läge bei mir! Vielleicht ist es ja so? Unsere Flitterwochen sind also vorbei. Ich habe viel über Hugo gelernt und viel über mich selbst. Ich hatte mich nie für arrogant gehalten, aber ich mache nun Hugo für alles verantwortlich, dabei versucht er doch die ganze Zeit nur, mir zu gefallen. Und was ihn selbst betrifft: Der hält keine Kritik aus – ob real oder angedeutet. Ich frage mich, ob das vielleicht aus seiner Kindheit herrührt …
In Liebe und ein wenig traurig,
Lxxxx
21. Kapitel
S tella saß in der Küche, dem einzigen Raum im Haus mit ein wenig Gemütlichkeit, fand sie. Kaum war es hell, war sie vom Cottage gegenüber durch die Küchentür ins Haus gekommen. Dies war das erste Mal, dass sie nach Belieben kommen und gehen durfte, und sie wollte hier sein, wenn Laura aufwachte. Beide Kinder hatten in ihren Ehen auf die eine oder andere Art gelitten, und Stella wurde das Gefühl nicht los, dass es an der Art lag, wie sie aufgewachsen waren. Sie hätte ihren eigenen Schmerz vielleicht besser verbergen sollen. Und David hätte mehr Gewissensbisse haben sollen. Was nützte denn ein Ehemann, wenn er einem nichts als Kummer bereitete?
Im Gegensatz zu den kalten, trostlosen Räumen im Rest des Hauses hatte die Küche auf altmodische Art etwas Liebenswertes. Zwar waren die Geräte verhältnismäßig neu, die Wandschränke aber sahen aus wie von vor dem Krieg und waren über die Jahre immer wieder mit einem neuen Farbanstrich versehen worden. Eine Küche, die sich im Lauf der Zeit kaum verändert hatte, und unwillkürlich musste Stella an all die Mahlzeiten denken, die an dem riesigen blank geschrubbten Kiefernholztisch aufgetragen worden waren, an all die Freuden und Sorgen, die er wohl miterlebt hatte.
Letzte Nacht hatte sie nicht gut geschlafen und war nicht verwundert, als eine genauso erschöpft aussehende Imogen die Tür aufstieß.
»Guten Morgen, Liebes. Schon so früh auf?«
Stella deutete auf die Teekanne vor sich und schob Imogen eine große weiße Porzellantasse quer über den Tisch hin. Sie wusste zwar, dass Imogen lieber Kaffee wollte, hatte aber nicht die Energie, vom Stuhl aufzustehen und ihn zu machen.
Imogen reagierte bloß mit einem Schulterzucken, murmelte ein »Guten Morgen« und setzte sich mit einem zerstreuten und ziemlich dünnen Lächeln hin. Stella hatte das Bedürfnis zu reden, obwohl sie merkte, dass ihre ehemalige Schwiegertochter in Gedanken ganz woanders war. Vielleicht verstand Imogen, was zum Teufel in den vergangenen zehn Jahren in Lauras Leben vorgegangen war. Stella hatte sich bemüht, zu ihrer Tochter durchzudringen, aber immer das Gefühl gehabt, Hugo blockierte alles. Nun, inzwischen stand er nicht mehr im Weg.
Laura war stur und würde eine Niederlage niemals eingestehen. So war sie schon immer gewesen.
Nun hoffte Stella, dass Imogen sie darüber aufklärte, weshalb ihre starrköpfige Tochter sich so abgekapselt hatte.
»Ich weiß ja, dass du sie nicht mehr gesehen hast, seit ihr euch getrennt habt, du und Will, aber weißt du, Imogen, Laura war mit Hugo nicht glücklich. Von Anfang an ging es immer weiter abwärts mit ihr. Mit mir wollte sie nicht reden, und nachdem ihr beide keinen Kontakt mehr hattet, war da niemand. Ohne dich war sie verloren.«
»Ich weiß, Stella. Ich war ohne sie auch verloren.«
Stella wusste, dass das stimmte. Sie hätte ihren beiden Töchtern so gern helfen wollen – denn Imogen war ja so gut wie ihre Tochter. Und Will war
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