Hintergangen
die Fesseln enger geschnürt, obwohl mir schon ein wenig schlecht wurde.
Hugo hatte die Augen geschlossen, und ich war erleichtert, dass ich nicht mehr in ihre schwarzen Tiefen sehen musste.
»Und jetzt zieh das Negligé aus. Alles andere lässt du an.« Vermutlich hatte er das Rascheln gehört, mit dem der Stoff zu Boden geglitten war, denn er sprach sofort weiter.
»Jetzt nimm das Tuch weg und genieße mich!«
Wie hätte ich ihn genießen sollen? Es war ja kein gemeinsames Vergnügen! Ich hatte überhaupt nichts davon. Es war ein Spiel, das nach Hugos Regeln abgelaufen ist, und ich bin mir wie eine Prostituierte vorgekommen, nicht wie eine liebende Ehefrau.
»Worauf wartest du, Laura? Ich sagte, nimm das Tuch weg, und genieße mich! Du musst lernen, die Führung zu übernehmen. Tu es einfach!«
Ich hatte mich so sehr danach gesehnt, seinen Körper neben meinem zu betrachten, zu berühren, zu spüren. Vielleicht sollte ich einfach das Beste daraus machen, habe ich gedacht. Also habe ich behutsam das Tuch weggenommen und meinen Mann endlich zum ersten Mal vollständig nackt betrachtet. Seine Erregung war für mich nicht zu verstehen. Ich wollte, dass er auf mich reagierte – aber nicht so.
Vorsichtig habe ich mich neben ihn aufs Bett gekniet und die Innenseite seiner Schenkel ganz sanft zu streicheln begonnen. Mein Verstand hat inzwischen auf Hochtouren gearbeitet, und mein Plan war, mich hinüberzubeugen und ihn zärtlich auf den Bauch zu küssen und mich dabei mit Hand und Mund immer mehr anzunähern.
Das war aber nicht das, was Hugo wollte. Offensichtlich.
»Hör auf! Ich habe nicht gesagt, du sollst mir Lust verschaffen, ich will, dass du dir deine Lust von mir nimmst.«
Es war ziemlich klar, was er von mir wollte.
Mach einfach mit, habe ich mir also gedacht. Vielleicht ist es besser, als du denkst.
War es nicht.
Langsam und bedächtig habe ich mich rittlings auf ihn gesetzt, doch ich wollte es noch einmal versuchen. Anstatt ihn also in mich einzuführen, habe ich mich vorgebeugt, sodass der Satin-BH über seinen Brustkorb gestreift ist und mein Unterleib sich an ihm gerieben hat. Hugo hat sich gesträubt.
»Nicht so. Du musst lernen, dass deine Lust meine Lust ist.«
»Aber Hugo, das ist meine Lust – dich berühren, dich küssen.«
»Mach es, Laura. Mach es einfach!«
Vielleicht hätte ich einfach weggehen sollen. Es fällt mir nicht leicht, dir zu erklären, warum ich es nicht getan habe. Ich kann bloß eins sagen: Ich war noch keine drei Wochen verheiratet und wollte mehr als alles andere, dass meine Ehe glückt. Man gibt doch nach so kurzer Zeit noch nicht auf, oder? Inzwischen hatte ich genug über Hugo gelernt, um mir einzugestehen, dass es nach seinem Willen ablaufen musste, weil das Leben sonst unerträglich werden würde. Ich würde Hugo mit der Zeit, ganz allmählich verändern müssen.
Dank der Beinweite der Unterhosen habe ich sie nicht einmal ausziehen müssen, als ich schließlich seinem Wunsch nachgekommen bin. Ich wusste, dass jegliche Wahrscheinlichkeit eines Orgasmus für mich vollkommen undenkbar war, und war mir nicht sicher, ob Hugo einen erwartete oder nicht. Doch da er die Augen fest geschlossen gehalten hat, war Vortäuschen kein Problem. Ich habe es so schnell wie möglich hinter mich gebracht. Ich konnte mich ja immer damit entschuldigen, dass ich so lange auf das hier gewartet hatte. Auf die Einzelheiten meiner Vorstellung möchte ich nicht eingehen, doch sie war sehr überzeugend. Ich wusste nicht, was als Nächstes von mir erwartet wurde.
»Schlampe! Mach mich los, du Schlampe!«
Er konnte unmöglich gemerkt haben, dass ich ihm etwas vorgespielt hatte – darauf hätte ich alles gewettet. Ich hatte keine Ahnung, was los war, bin aber schnell ums Bett herumgelaufen und habe ihn losgebunden – erst seine Beine, dann seine Hände. Und dann hat er die Augen geöffnet. Ich hatte im Blick meines Mannes sehnsüchtiges Verlangen erwartet, aber stattdessen war da bloß wilde Erregung. Als er sich auf mich gestürzt hat, habe ich zuerst gedacht, er wolle mich schlagen … vielleicht wäre das besser gewesen.
Stattdessen hat er mich beim Arm gepackt und mit dem Gesicht nach unten aufs Bett geschleudert. Und dann hat er mich auf eine Art genommen, die ich dir nicht beschreiben will. Ich will bloß sagen, es war brutal.
Obwohl ich wirklich nicht weinen wollte, konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Aber entweder hat er mich nicht gehört, oder es ist ihm egal
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