Hintergangen
nach. Damit war ich jedenfalls tagsüber beschäftigt.
Und bei Nacht? Wir haben immer noch getrennte Schlafzimmer, und ich wollte den ziemlich brüchigen Frieden nicht dadurch zerstören, dass ich Ansprüche stellte. Eines Abends hat er dann gesagt, er habe eine »besondere Überraschung« für mich.
»Laura, wie ich auf unserer Hochzeitsreise bereits erwähnt hatte … ich weiß, dass du immer deine Schwierigkeiten mit Sex in der Ehe hattest. Ich glaube, heute Nacht wird es dir anders gehen.«
Er hat mich angelächelt, und in seinen Augen hat unterdrückte Erregung gefunkelt.
»Ich schlage vor, du gehst dich duschen. Du wirst sehen, dass ich dir ein paar Sachen aufs Bett gelegt habe. Ich hätte gern, dass du die anziehst und dann zu mir kommst, wenn du fertig bist. Reicht dir eine Stunde?«
Wenn das Hugos Vorstellung war, die Sache aufregender zu machen, meine war es jedenfalls nicht. Ich hatte keine Lust auf Zeitpläne, ich wollte Spontaneität. Und ich wollte auch keinen Sex, sondern Liebe. Diese Ansichten zu äußern war offensichtlich schier unmöglich.
Ziemlich niedergeschlagen bin ich in mein Zimmer verschwunden. Ich hatte keine Ahnung, was ich Hugos Wünschen gemäß tragen sollte, und war erleichtert, als ich nichts anderes als Unterwäsche und ein Negligé gefunden habe.
Der BH war recht hübsch, in cremefarbener Seide mit feiner Spitze in einem etwas dunkleren Ton eingefasst. Zu dem Ensemble haben aber auch ein Strapsgürtel und ein Paar, man kann es nicht anders beschreiben, äußerst üppige Unterhosen gehört. Die waren ebenfalls aus feiner Seide, haben mir fast bis in die Taille hoch gereicht und unten ein gutes Stück über meine Schenkel. Nicht mein Ding, aber jeder, wie er es mag, hab ich mir gedacht. Sich aufreizend anziehen ist ja ebenso wie strippen nicht gerade eine Todsünde. Was mich daran deprimiert hat: Alles hat so kalt und vorsätzlich gewirkt. Aber er hätte ja auch verlangen können, dass ich mich in schwarzen Latex kleide, und da hätte ich mir dann schon Sorgen gemacht.
Als ich mich angezogen hatte, komplett mit den hellen Strümpfen, habe ich mich im Spiegel betrachtet und bin mir leicht lächerlich vorgekommen und irgendwie auch sehr traurig. Vermutlich würde ich die Sachen gleich wieder vor ihm ausziehen müssen – aber wenn er das brauchte …
Ich bin in das dazupassende Negligé geschlüpft und mit ziemlich ängstlichen Vorahnungen in das mittlere Schlafzimmer gegangen. Zögernd habe ich an die Tür geklopft und bin eingetreten, nicht wissend, was von mir erwartet werden würde. Von dem Anblick, der mich in dem Zimmer erwartet hatte, war ich vollkommen überrascht. Hugo lag ausgestreckt auf einem riesigen Himmelbett und war vollkommen nackt, bis auf ein dünnes, gefaltetes Tuch, das ihn von knapp unter dem Nabel bis oben an die Schenkel bedeckt hat. Es ist das erste Mal gewesen, dass ich Hugos Körper im Detail anschauen konnte (die vorherigen Begegnungen hatten stets in völliger Dunkelheit stattgefunden).
Nach einem kurzen Zögern bin ich auf das Bett zugegangen.
»Halt. Fass mich nicht an. Ich bin noch nicht bereit.«
Trotz der hellen Lichter sind die Pupillen in Hugos Augen riesengroß gewesen, und seine Augen haben total schwarz ausgesehen. Er hat auf etwas neben dem Bett gedeutet – ein Häufchen Seidentücher in diversen leuchtenden Farben.
»Ich will, dass du mich festbindest. An Händen und Füßen, an die Bettpfosten. Nein – zieh dein Negligé nicht aus. Ich will dich nicht sehen.«
Warum geht es nicht einfach ganz normal ? Okay, ich weiß, manche Leute machen solche Sachen, und ich weiß, ich sage es immer wieder, aber ich bin nicht verklemmt! Das weißt du. Ganz und gar nicht. Aber wieso sollte ich diese Sachen tragen, wenn er mich nicht sehen wollte?
»Heute Nacht, Laura, werde ich dich lehren, wie man einem Mann gefällt.«
Ich habe nichts darauf erwidert. Hatte ich ihn irgendwie enttäuscht? Aber was sollte ich anders tun? Also bin ich langsam näher gekommen und habe nach den Tüchern gegriffen.
»Setz dich nicht aufs Bett, fass mich nicht an. Ich werde meine Hände und Füße durch die Schlingen schieben, die ich schon vorbereitet habe, und dann bindest du mich ans Bett.«
Ich habe immer noch nichts dazu gesagt, ich konnte nicht. Ich habe einfach seine Anweisungen befolgt – wie ein Zombie.
»Fester, das ist zu locker. Schau doch – ich kann mich ja bewegen . Ich darf mich nicht bewegen können. Das ist sehr wichtig.«
Ich habe
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