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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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auch nichts geworden.
    Und jetzt habe ich nicht mal mehr dich! Ich habe meine beste Freundin verloren und vermisse dich fürchterlich. Gestern hast du versucht, mich anzurufen, doch ich konnte mir deine Lügen nicht anhören. Es zerreißt mich, Imo – mein Mann oder meine beste Freundin? Vor diese Wahl sollte niemand gestellt werden.
    Das letzte Mal habe ich dir kurz vor unserer Rückreise nach England geschrieben, wo das Leben – oder zumindest der Sex – besser sein würden, wie mir Hugo versprochen hatte. Er war offensichtlich der Meinung, wenn ich lernen würde, was Männer im Bett wollen und brauchen, könnte er auch mir mehr Lust verschaffen.
    Er hat sich geirrt. O Gott , und wie! Und ich wollte es dir erzählen. Ich war fest entschlossen, es dir zu erzählen!
    Das Leben ist aber eigentlich gar nicht schlecht. Wir besuchen gemeinsam viele Veranstaltungen, und Hugo ist mir gegenüber sehr zuvorkommend. Er besteht weiter darauf, dass ich für sämtliche Events neue Kleider kaufe, und hilft mir immer noch, mein Benehmen in den Kreisen, in denen er sich bewegt, zu perfektionieren. Oft vertue ich mich allerdings, vor allem, wenn ich losziehe und mir selbst etwas zum Anziehen aussuche. Hugo zeigt mir nie seinen Ärger, wenn ich etwas Unpassendes wähle, sondern runzelt bloß unmerklich die Stirn, wenn ich angezogen und ausgehbereit erscheine. Dann weiß ich, dass es ihm nicht gefällt. Wenn doch, lächelte er mich mit seinem herrlichsten Lächeln an und sagt etwas Nettes oder lässt mich Schmuck aus dem Familienerbe tragen.
    Aber du weißt ja, wie stur ich sein kann. Mehr als einmal habe ich sein klares Missfallen ignoriert und etwas ausgesucht, was ihm nicht gefällt. Das ist es aber nicht wert. Ich merke ja seine Missbilligung, und er wird dann so abweisend, dass ich es sofort bereue. Er schreit nicht, sagt kein einziges unfreundliches Wort. Er spricht eben einfach so wenig wie möglich mit mir, ohne offen grob und unhöflich zu sein, und dann ist mein Abend ruiniert. Seiner natürlich auch – im Großen und Ganzen ist es also leichter, einfach mit dem Strom zu schwimmen. Allmählich graut mir vor diesen Veranstaltungen. Ich mache garantiert etwas falsch und wünschte beinahe, er würde mir sagen, was er denkt. Dann hätte ich wenigstens Gelegenheit, meinen Standpunkt darzulegen. Gegen Schweigen kann man sich aber nicht wehren.
    Wir streiten nicht, und das ist doch gut, oder? Gelegentlich bin ich frustriert über irgendetwas und werde wütend. Aber wenn ich auch bloß die Stimme erhebe oder verärgert klinge, dreht Hugo sich einfach um und geht aus dem Zimmer. Als es das erste Mal passiert ist, hat er ein paar Tage lang nicht mit mir geredet. Schließlich habe ich ihn einfach gefragt, wieso er so reagiert. Seine Antwort war wohl vorherzusehen.
    »Ich warte auf eine Entschuldigung, Laura. Dein Verhalten an dem Abend war inakzeptabel. Ich lasse mich nicht anschreien.«
    Ich habe etwas erwidert in der Richtung von »Meine Güte, Hugo. Sei doch nicht so ein verdammter Autokrat. Ich bin schließlich auch ein Mensch und habe ein Recht auf eine eigene Meinung!«
    Da ist er wieder hinausgegangen, hat sich eine Tasche gepackt und ist in die Wohnung in Egerton Crescent gezogen, bis ich es nicht mehr ausgehalten und ihn angerufen habe, um mich zu entschuldigen. Aber ich weiß ja, in jeder Ehe gibt es mal Reibereien, und wir müssen uns erst noch richtig kennenlernen.
    Meine größte Freude im Leben ist Alexa. Ich liebe es, wenn sie an den Wochenenden zu uns kommt. Ich erfinde alle möglichen Ausreden, um dieses schreckliche Kindermädchen loszuwerden. Keine Ahnung, wie Annabel die aushält. Ich habe immer das Gefühl, als würde sie mich beobachten und dann Bericht erstatten. Also gebe ich ihr den Tag frei oder schicke sie zu möglichst vielen Besorgungen los. Das klappt aber nicht immer.
    Das eigentliche Thema habe ich hier aber bisher vermieden: Alles hat angefangen, nachdem wir etwa eine Woche wieder zu Hause gewesen sind. Ich hatte beschlossen, es zu meiner obersten Priorität zu machen, die grässliche Atmosphäre in diesem Mausoleum von einem Haus aufzulockern. Also habe ich Teppichmuster, Stoffproben und Farbmusterkarten bestellt. Mein Plan war, ein paar grafische Anregungen zusammenzustellen – viele Alternativen, aus denen Hugo sich etwas aussuchen konnte. Ich hatte auch schon angefangen, ein Budget auszuarbeiten – obwohl mir allmählich klar wurde, dass das Budget kein Thema sein würde. Aber der Reihe

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