Hintergangen
hatte gehofft, wir würden uns am nächsten Morgen ein Stündchen Zeit nehmen.
Und dann passierte diese furchtbare Geschichte mit dir und Sebastian. Wie konntest du nur, Imo? Und Will, der Ärmste. Dem hat es absolut das Herz gebrochen. Ich kann es Hugo eigentlich nicht zum Vorwurf machen, dass er dich aus dem Haus gewiesen hat. Aber für mich ist es ein enormer Verlust. Und Will ist vor Kummer völlig außer sich.
Und jetzt hast du angerufen und gesagt, Hugo hätte dich mit Drogen vollgepumpt. Imogen, da musst du dich irren! Wieso, um alles in der Welt, sollte Hugo das tun? Er hätte doch überhaupt keinen Grund, dich und Will auseinanderzubringen, oder? Und er hat gewusst, dass du meine beste Freundin bist. Ich kann und will das von meinem Mann einfach nicht glauben. Ich würde wahnsinnig werden.
Seit jener entsetzlichen Nacht bin ich so einsam. Das Einzige, was mir in dem ganzen Elend geblieben war, war die Renovierung und Neugestaltung des Hauses. Ich habe ewig an dem Plan gearbeitet und Hugo dann ungefähr vier verschiedene Lösungen präsentiert. Er hat sie kaum angeschaut, nur gesagt, es sei das Haus seiner Mutter und nichts dürfe verändert werden.
Nun, wenn nicht dieses, dann vielleicht das Haus in Egerton Crescent, habe ich mir gedacht. Meine alte Firma ist verkauft worden, und ich habe mit den Anteilen eine beträchtliche Summe verdient. Also habe ich mir überlegt, ich würde einen Teil davon ausgeben, als eine Art Geschenk für Hugo. Als er dann auf Reisen war, habe ich zugeschlagen. Alles war bestellt und vorbereitet. Raus mit den alten Möbeln, rein mit etwas Schickem, Zeitgemäßem. Der scheußliche grün gemusterte Teppichboden, der in der gesamten Wohnung ausgelegen hatte, wurde herausgerissen und durch einen aprikosenfarbenen Hochflor ersetzt. Die Wände habe ich in einem kräftigen Cremeton streichen lassen. Es hat absolut toll ausgesehen, und ich habe Hugos Ankunft kaum erwarten können. Es hat ihm nicht gefallen.
»Laura, ich weiß zu schätzen, dass du dir dabei etwas gedacht hast. Ich hatte allerdings angenommen, du hättest im Lauf der letzten Monate allmählich begriffen, dass dein Geschmack noch entwickelt werden muss. Wo sind all die alten Möbel?«
Ich musste gestehen, dass ich sie in Oxfordshire in ein Nebengebäude hatte stellen lassen. Der scheußliche Teppich war allerdings schon verbrannt worden.
Mit einem Seufzer hat Hugo Jessica – die Zeugin dieser massiven Demütigung war – damit beauftragt, die Rückgabe sämtlicher neuer Möbel in die Geschäfte zu organisieren und dafür zu sorgen, dass die alten Möbel aus Oxfordshire wieder hergebracht wurden. Der Teppichboden konnte bleiben.
Ich komme mir so dumm vor, und du fehlst mir.
Lxxxx
23. Kapitel
I mo, du hast ja geweint! Das tut mir so leid. Ich hätte dich nicht bitten sollen, sie zu lesen.«
Auf der Suche nach Imogen hatte Laura sie auf der Bettkante sitzend gefunden, wie sie sich mit einem Handtuch die Augen wischte. Sie schämte sich dafür, dass Imogen in diesem dunklen, trostlosen Zimmer schlafen musste – doch es war das beste Gästezimmer in diesem Riesenhaus.
»Schon okay. Ich bin froh, dass ich sie gelesen habe. Ach, Liebes, es tut mir ja so leid. Es muss furchtbar für dich gewesen sein. Aber wie konntest du nur zulassen, dass dir so etwas passiert?«
Laura setzte ein ironisches Lächeln auf.
»Ich weiß auch nicht, wie ich es erklären soll, Imo. Ich wollte, dass meine Ehe funktioniert, an was anderes konnte ich damals gar nicht denken.«
Sie setzte sich neben Imogen auf die dunkelgrüne Tagesdecke mit dem Waffelmuster und legte den Kopf an die Schulter ihrer Freundin.
»Du musst verstehen, wie das ist, wenn man mit jemandem lebt, der so beherrschend ist. Er ist schlau. Ich weiß nicht, ob so einer jede einzelne Bewegung plant oder ob es einfach von sich aus kommt. In Hugos Fall war es so, dass er nie geschrien, mich nie beschimpft oder geschlagen hat. Wenn dich jemand tagelang ohne Wasser im Keller einsperrt oder dir ein blaues Auge verpasst, dann weißt du ohne den geringsten Zweifel, dass du misshandelt worden bist. Aber wenn jemand rücksichtsvoll auftritt, nie laut wird und anscheinend nur dein Bestes will, wie kann das denn Misshandlung sein?«
Imogen legte Laura den Arm um die Schulter und drückte sie ganz sanft.
»Aber du warst so unglücklich! Es war doch klar, dass da was nicht gestimmt hat, oder?«
»Ich war zwar unglücklich – aber es war schwer zu verstehen, warum . Wenn wir
Weitere Kostenlose Bücher