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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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auch eine Fackel bekomme?!«
    »Um Himmels willen! Willst du
Keltenland niederbrennen?«
    »Blödmann! Ich finde,
wenigstens ein Mädchen sollte eine Fackel tragen — nicht nur Jörg und vier
Jungs. Aus Gründen der Parität ( Gleichstellung ) muss das sein. Ragnell
wäre auch dafür.«
    »Hm! Naja! Wenn du meinst. Wie
ich den Kevin kenne, tritt er seinen Kienspan gern an dich ab. Aber wisse,
Gaby, man muss das Ding ständig hochhalten. Da kriegst du leicht einen Krampf
in den Arm.«
    »Dann darfst du für ‘ne Weile
zwei Fackeln tragen.«
    »Dich würde ich noch huckepack
dazunehmen.«
    »Ich verlass mich auf dich«,
lachte Gaby.
    Tim sah auf die Uhr.
»Allmählich sollten wir Geländelatschen anziehen und den Käuzchenruf üben.«
    »Und nachher dicht
beisammenbleiben«, unkte Klößchen. »Denn wer weiß! Vielleicht lauern Kunze und
Livinski in rabenschwarzer Nacht und haben sich mit Baseballkeulen bewaffnet,
um dir, Tim, doch noch eins überzubraten.«
    »Soll mir recht sein«, grinste
der TKKG-Häuptling, »schließlich habe ich schon die dritte Prüfung zum
Ninja-Krieger bestanden. Die Nacht ist mein Element.«

16. Erst
Wolfsgeheul, dann Überfall
     
    Die Nacht, dachte Tim, ist so
samtig und schwarz, wie das nur sein kann fernab von Städten, ja, auch von
Dörfern, von künstlichen Lichtquellen überhaupt. Aber nachher wird der Mond
aufgehen. Der Vollmond. Man ahnt schon seinen Silberglanz hinter den Hügeln am
Horizont.
    Die 9b wanderte durch die
Nacht: 16 Jungen, sieben Mädchen einschließlich Rebecca, der es wieder gut ging
— Jörg Midler, Tanja Hesse und Landres. Doch die drei Erwachsenen gingen nicht
zusammen, wie man hätte vermuten können. Landres wich seinem Schützling nicht
von der Seite und die beiden hielten sich ziemlich am Ende der Gruppe. Jörg und
Tanja, die schon wie ein Paar auftraten, schlurften mit bei den Fackelträgern
ganz vorn. Dies waren Tim, Gaby und Karl. Kevin, der wider Erwarten auf seine
Fackel nicht verzichten wollte, leuchtete den Weg aus in mittlerer Position.
Gabriel ging ganz hinten, war manchmal der Letzte.
    Dr. Midler hatte Gaby seine
Fackel überlassen. Das war so selbstverständlich wie die Tatsache, dass
Klößchen von seiner Schokolade nie etwas abgibt.
    Gaby hielt tapfer den Arm in
die Höhe, und noch etwas höher immer dann, wenn sie Tims besorgten Blick auf
sich spürte.
    »Geht’s noch?«, fragte er
gedämpft. Denn bis zum Ziel, bis zum Schwarzen Fels, waren laute Gespräche
verpönt.
    »Was meinst du?«
    »Säuert der Delta ( Schulter )-Muskel?«
    »Überhaupt nicht. Schließlich
bin ich Spitze im Rückenschwimmen.«
    »Aber da hältst du im Allgemeinen
keine Fackel über dich.«
    Gaby kicherte. »Ich weiß, du
möchtest zu gern zwei tragen. Aber meine kriegst du nicht.«
    »Warum nicht? Auch
Autoscheinwerfer trifft man meistens paarweise an.«
    »Mach doch lieber mal den
Käuzchenruf.«
    »Ich kann aber nur den Balzruf
der Männchen — und den so perfekt, dass es riskant wäre. Plötzlich wimmelt es
dann hier von Käuzinnen. Und sie kokeln sich die Flügel an.«
    Dr. Midler, der hinter ihnen
ging, lachte. »Tim, wenn du wie ein Wolf heulen könntest, bekämen wir vielleicht
Antwort.«
    »Kann ich.« Tim blieb stehen.
»Darf ich? Soll ich?«
    »Na, dann los!«
    Tim gab ihm die Fackel, weil er
freie Hände brauchte. Alle hatten Halt gemacht, obwohl die Hinteren nicht
wussten, weshalb. Für einen Moment war es still. Nur der Nachtwind flüsterte in
Büschen und Bäumen. Tim rückte seinen Rucksack zurecht, obschon eine gekonnte
Tierstimmenimitation ( Nachahmung ) davon nicht abhängt. Im Rucksack hatte
er seine Nixnasstex-Jacke und Gabys Regenponcho verstaut — für den Fall eines
Unwetters, das aber nicht zu befürchten war.
    Tim machte es spannend,
räusperte sich, drückte den Schirm der Baseballkappe tief in den Nacken, hob
die Hände trichterförmig an den Mund, bog sich zurück und blickte zum
Nachthimmel.
    Es war der richtige Moment.
Eben schob sich der Mond über den Horizont.
    Jetzt nicht blamieren!, dachte
Tim. Und aus tiefer Kehle begann er, laut und schaurig zu heulen; wie ein
Leitwolf, der in sternenklarer Nacht über Meilen hinweg in der Steppe sein
Rudel zusammenruft.
    Jörg und Tanja, sogar Karl und
Gaby waren unwillkürlich einen Schritt zurückgewichen.
    Tim steigerte sein Wolfsgeheul
noch um ca. 30 Dezibel ( Maß der Lautstärke ) und musste ein Grinsen
unterdrücken.
    »Bitte, nicht auf mich
schießen«, meinte er, »wenn ich mich

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