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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Seite — daraus bezieht der
Fatzke seinen Mut zur Frechheit.
    Tim stand auf.
    »Wohin willst du?« Alarmiert
sah Gaby ihn an.
    »Nur für kleine Jungs.«
    »Da musst du an der Veranda
vorbei.«
    »Na und? Soll ich mir in die
Hose machen, nur weil diese Gesäßgeigen dort hocken?« Er grinste.
    »Bitte, Häuptling, keinen
Zoff!«
    »Dir zuliebe fliege ich als
Friedenstaube zum Klo.« Er küsste sie auf ihren goldblonden Mittelscheitel, der
zart nach Shampoo duftete, und ging dann an den Tischen vorbei.
    Hendrik Bachheym saß mit seinem
Bodyguard Jens Landres und zwei Jungs aus der Internatsschule, unwichtigen
Typen, am ersten Tisch auf der Veranda. Hendrik war 15, fast so groß wie Tim,
hatte rotblondes Haar, helle Haut mit vielen Sommersprossen und Froschaugen. Er
war kräftig, weil er — so seine Werbetrommel — viel von den Fast-Food-Produkten
aus eigener Herstellung vertilgte. Trotz gewaltiger Spendengelder seines Vaters
für die Internatsschule war ihm diesmal der Aufstieg in die nächste Klasse
nicht gelungen. In der 9b bestritt er nun die Ehrenrunde — mit einer Sechs und
drei Fünfen in Hauptfächern. Dabei war er auch nicht fauler als andere,
allerdings schwer von Begriff. Er hatte Freunde, denn mit Geld schmiss er um
sich. Also austauschbare so genannte Freunde, die ihn nicht zur Kenntnis
genommen hätten ohne seine Prahl-Protzerei. Hendrik galt als tückisch und
vergriff sich an Schwächeren. Tim wusste, dass er beim geringsten Anlass kleine
Jungs verprügelte. Zweimal hatte ihm das fürchterliche Ohrfeigen — fast mit
K.o.-Wirkung — vom TKKG-Häuptling eingebracht. Natürlich in Abwesenheit des
Bodyguards. Seit der ersten Watschen stand fest: Dies war eine Feindschaft auf
Lebenszeit.
    Hendrik und Landres saßen
frontal zum Hauptraum des Cafés und sahen Tim sofort. Hendrik löffelte an dem
Eisbecher, den Gaby verschmäht hatte. Tim blieb hinter den beiden unwichtigen
Typen stehen. Er lächelte freundlich.
    »Landres«, sagte er, »als
Leibwächter ist es doch Ihre Aufgabe, dieses Muttersöhnchen vor Unheil zu
bewahren. Dann sollten Sie ihm nahe legen, dass er mir nicht ständig auf den
Keks geht. Damit meine ich nicht sein dämliches Grinsen, sondern dass er meine
Freundin belästigt. Sie möchte das nicht. Sie findet ihn ekelhaft. Leibwächter,
Sie haben mich verstanden, ja? Auch bei einem friedfertigen Typen wie mir
gibt’s eine Grenze. Das Muttersöhnchen ist dicht davor. Oder wollen Sie, dass
er mit schiefem Gesicht in den Herbst geht?! Seinen gesundheitlichen Schaden
müssten Sie dann mitverantworten — vorm Knete-Papa. Alles klar, Pistolero?«
    Landres war ein großer,
knochiger Kerl von Mitte 30, hatte fischige Augen, fast keine Lippen und einen
Kurzhaarschnitt in Blond mit Kahlstellen. Diese waren kein Haarausfall, sondern
— bei näherem Hinsehen — Narben. Offenbar hatte er öfter eins über den Schädel
gekriegt mit harten und scharfkantigen Gegenständen.
    Er starrte Tim an, wortlos,
verzog keine Miene. Auch Hendrik rührte sich nicht. Des Leibwächters Blick
fixierte einen Punkt zwischen Tims Augen.
    »Peng!« Der TKKG-Häuptling
grinste. »Verstehe. Glatter Schuss in die Nasenwurzel. Aber dazu wird es nicht
kommen, Leibwächter. Und bevor morgen die Reise losgeht, sollten Sie sich
vertraut machen mit der Hausordnung in Jugendherbergen. Wahrscheinlich ist das
dann die erste Umgangsform, die Sie lernen.«

    Landres schloss die Hände zu
Fäusten. »Hau ab, du Angeber!«
    Tim grinste noch mal, halbwegs
freundlich, und ging dann zum Tisch zurück. Die Toilette aufzusuchen war nicht
seine Absicht gewesen.

3. Geplante
Körperverletzung
     
    Lothar Bachheym, der
Fast-Food-König, war neureich — und das schon ziemlich lange. Aber trotz
rücksichtsloser Geschäftsgebaren war ihm sein Geld, der unaufhörliche
Millionenverdienst, immer noch unheimlich. Er stammte aus kleinsten
Verhältnissen, hatte Ellbogen wie Zementklötze und entwickelte — parallel zu
seinen Erfolgen — eine panische Angst, den Reichtum wieder einzubüßen. Nicht
durch geschäftliche Fehler, sondern durch die kriminellen Machenschaften
anderer. Ein Wahn entstand. Der Wahn, er selbst, seine jeweilige Frau — er war
inzwischen zum fünften Mal verheiratet — oder sein einziger Sohn, der
abgöttisch geliebte Hendrik, könnten entführt werden. Das womögliche Lösegeld
schätzte er in diesem Katastrophenfall auf mindestens 100 Millionen. Und es
galt — wie auch immer — , diese Situation zu verhindern. Als einzige

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