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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Fall. Dazu war er zu eitel. Deshalb
versagte er sichs auch, seine Informationsquelle anzurufen und zu fragen, ob
alles noch sei wie gehabt. Ein Fehler, eine Dummheit, wie sich bald zeigte.

6. Überfall
der Terroristen
     
    9:49 Uhr. — Die Terroristen Gruber
und Vladowa trugen Handwerkeroveralls und Baseballmützen, unter denen dünne
Strumpfmasken aufgerollt waren. Vor dem entscheidenden Moment — bevor man
voller Entsetzen in ihre Gesichter starren würde wollten sie sich unkenntlich
machen. Sie schleppten metallische Kästen, die sonst was enthalten konnten.
Aber sie enthielten nur handliche Maschinenpistolen der Marke Hellhound,
geladen mit Platzpatronen, dennoch Furcht einflößend — denn die Harmlosigkeit
war ja den Bedrohten nicht bekannt.
    Hinter einer dichten Hecke auf
ansonsten freiem Feld — wo der Lkw hielt — verließen Gruber und Vladowa den
Wagen. Nur wenige hundert Meter bis zum Tor des Internatsgeländes. Um 10:04 Uhr
trotteten die beiden über den Innenhof und betraten, ohne jemandem zu begegnen,
das Verwaltungsgebäude.
    Stickmann und Kovacz,
zeitgleich mit ihnen gestartet, traten auf als Zivilpersonen in halbwegs
modischen Herbstmänteln. Unter denen versteckten sie ihre Hellhounds. Jetzt, um
10:06 Uhr, standen beide im Parterre des Haupthauses vor der Tür des
Lehrerzimmers. Kovacz sprach leise ins Handy.
    »Sind vor Ort.«
    »Okay«, erwiderte Gruber. »Wir
auch. Vor dem Sekretariat.«
    »Noch vier Minuten«, sagte
Kovacz und schaltete aus.
    Aber so lange brauchten
Delangelo und Smith-Usher nicht. Mit ihren Rucksäcken und dem dazu passenden
Outfit sahen sie aus wie Wanderer, die sich verirrt hatten in weiter Natur und
jetzt hier nach dem Weg fragen wollten. Auch sie hatten ihre Position erreicht:
Delangelo vor dem Zimmer des Schulleiters Studiendirektor Dr. Olaf Freund —
Smith-Usher im Gelben Haus, wo die Krankenstation ist mit der Schulschwester
Gertrude.
    In allen Gebäuden herrschte
Stille. Stimmen nur in den Klassenräumen — ein fernes Gemurmel.
    10:10 Uhr.
    Die sechs Terroristen zogen
ihre Strumpfmasken über die Gesichter. Der Lkw mit Leutke am Lenkrad und Westor
sowie Galeb im Führerhaus rollte durchs Tor, fuhr am Parkplatz vorbei und auf
den Innenhof zwischen Haupthaus und Paukersilo, wobei sie Letzteres
vernachlässigen konnten; denn in den Wohnungen der Lehrer hielt sich zu dieser
Zeit niemand auf.
    Die drei trugen
Bundeswehrkampfanzüge und hatten ihre Waffen geschultert.
    Es ging Schlag auf Schlag.
    Dr. Freund, den so schnell
nichts aus der Fassung bringt, starrte verblüfft in die Mündung der MP.
    Laura Dunkert, die im
Sekretariat für fast alles verantwortlich ist, kreischte los in der gleichen
Situation. Später gestand sie ihrer besten Freundin ein, sie wäre vor Angst am
Rande einer Ohnmacht gewesen.
    Im Lehrerzimmer befanden sich
nur Frau Dr. Ledig und Dr. Meinert, allseits beliebte Singles, die gerade
heftig miteinander flirteten. Beim Anblick der maskierten Kerle mit ihren MPs
blieb ihnen die Verliebtheit im Halse stecken. Dr. Ledig wurde blass bis ins
sommerliche Dekolletee ( Blusenausschnitt ), und Meinert ließ den Schokoriegel
fallen, den er ihr gerade anbieten wollte.
    Mit Gertrude hatte Smith-Usher
Probleme. Die Endvierzigerin war resolut, hatte früher als Operationsschwester
gearbeitet und kümmerte sich nun um die Wehwehchen von 266 männlichen
Internatsschülern zwischen 10 und 19 Jahren. Als der Terrorist die Tür aufstieß
und hereinstürmte, reagierte sie sofort und schleuderte zielgenau, was sie
gerade in der Hand hielt: zwei Fläschchen mit Urinproben. Smith-Usher wurde
getroffen und bespritzt, denn die Fläschchen waren nicht verstöpselt.
    »Stopp!«, brüllte er. »Lass
das! Oder soll ich dir in die Beine schießen?!«

    »Wenn du Drogen suchst —
Morphium oder so«, fuhr sie ihn an, »dann bist du hier falsch. Hier werden nur
leichte Fälle verarztet.«
    »Ich will keine Drogen. Das ist
ein Überfall, blöde Kuh! Die Schule ist in unserer Gewalt. Verhalt dich ruhig!
Los, auf den Stuhl dort!«
    Gertrude schielte zu ihrem
Instrumentarium: Einwegspritzen für die bevorstehende Grippeimpfung und allerlei
Arzneien. Ein Skalpell (chirurgisches Messer) vom Format einer Machete
war leider nicht dabei. Gertrude fügte sich.
    Mehrere Lehrer, deren
Klassenräume Fenster zum Hof hatten, bemerkten den Lkw. Einige wunderten sich,
denn ein Besuch der Bundeswehr war nicht angekündigt. Andere blieben in ihren
Lehrstoff vertieft und dachten sich gar

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