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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Boden und jagte ihm eine Kugel in den Kopf.
    Wyatts Zähne schlugen aufeinander, als die Hinterrräder plötzlich griffen und der Camira beschleunigte. Die Entfernung zwischen der Betonumrandung und dem weißen Geländer rund um das Spielfeld betrug sechs Meter. Er spürte eine leichte Verzögerung, als der Camira das Geländer durchbrach. Der Aufprall reichte aus, um den Wagen nach links zu schleudern. Bevor Wyatt gegensteuern konnte, war der Camira bereits in eine riesige Rasenwalze gefahren. Die Maschine war zwar außer Betrieb und hatte bereits Rost angesetzt, doch sie war groß wie ein Schiff und schwer genug, Unebenheiten im Spielfeld auszugleichen. Wyatt wurde heftig durchgeschüttelt und sein Kopf prallte gegen die Nackenstütze.
    Dann soff der Motor ab. Wyatt würde mit dem Camira nirgendwohin mehr fahren. Er stieg aus. Es waren zwei Minuten vergangen, zwei Minuten, in denen Schreie und Schüsse sich abgewechselt hatten, doch die einzigen Zeugen waren ein Sportwart auf einem Traktor in einiger Entfernung und ein paar Radfahrer auf der Straße. Die fuhren nun langsamer, sahen aber, dass mit Wyatt augenscheinlich alles in Ordnung war, und radelten weiter.
    Dennoch würde irgendjemand in absehbarer Zeit den Sicherheitsdienst der Universität benachrichtigen. Der Sportwart würde ihn zur Rede stellen, warum er mit seinem Wagen durch ein Hockeyfeld pflügte, für dessen einwandfreien Zustand er schließlich bezahlt wurde.
    Wyatt rechnete sich etwa eine Minute Vorsprung aus. Er setzte sich in Bewegung. Der schwarze Range Rover schoss davon und hinterließ eine dunkle Spur auf dem Asphalt. Im Commodore war Phelps unterdessen wieder zu Bewusstsein gekommen. Die Hand im Nacken, bewegte er seinen Kopf hin und her.
    Er war Wyatts einzige Chance. Er rannte los.
    Panik stand im Gesicht des Muskelpakets. Er tastete nach dem Schlüssel, ließ den Motor an und setzte zurück. Wyatt erreichte ihn noch, hämmerte gegen die Seitenverkleidung. Ohne Erfolg, denn Phelps gab Gas und raste davon.
    Wyatt musste jetzt noch die Antwort auf eine Frage finden. Ein Knie aufgestützt, hockte er sich hin. Der Mann am Boden war bereits tot, Blut sickerte aus einer Wunde an der Schläfe. Hinter sich hörte Wyatt Schritte. Er beugte sich über den Toten, so dass zumindest dessen Oberkörper verdeckt war, zog die Strumpfmaske herunter und ließ sie in seiner Tasche verschwinden.
    »Was ist passiert?«
    Wyatt stand auf, strich sich mit beiden Händen die Haare zurück und setzte seine schwarze Hornbrille wieder auf. Er drehte sich um. Vier oder fünf Studenten. Mit gespielter Verzweiflung sagte er: »Es war furchtbar. Fahrerflucht. Dieser Mann wurde einfach überfahren und mich hat man von der Straße abgedrängt. Das sind keine Menschen, das sind Tiere.«
    »Tiere«, murmelte einer.
    »Hat jemand das Kennzeichen notiert?«
    »Wir müssen den Notarzt rufen.«
    »Sieht übel aus. Kann hier einer erste Hilfe leisten?«
    »Man sollte ihn in diesem Zustand nicht bewegen.«
    »Studiert einer von euch zufällig Medizin?«
    Sie würden sich um die Sache kümmern. Wyatt trat ein paar Schritte zurück. Er hatte den Mann erkannt. Vor drei Wochen, an der Grenze von Victoria und South Australia, war ihm dieses Gesicht schon einmal begegnet. Mostyn, der Knabe, der für Stolle arbeitete. Bedeutete also, Stolle hatte jetzt die Kohle. Stolle und auch Anna Reid.

    SECHSUNDDREIßIG

    Wyatt ging über die Straße zum Uferweg, bog dann nach links und marschierte in Richtung Innenstadt. Demnächst würde es hier von Bullen und Sicherheitskräften nur so wimmeln. Seine einzige Chance war die Dutton-Park-Fähre.
    Jetzt, am Vormittag, warteten keine Studenten diesseits des Flusses auf die Fähre. Der Verkehrsstrom ging ausschließlich in eine Richtung, von der Stadt zur Universität. Wyatt stand an der Anlegestelle. Am anderen Ufer füllte sich der Parkplatz mit mehr und mehr Autos, und Gruppen von Studenten warteten darauf, übergesetzt zu werden. Die Fähre befand sich auf halber Strecke, beschrieb jetzt einen weiten Bogen und würde gleich anlegen. Wyatt ließ die Menge von Bord gehen. Mit Ausnahme von einigen älteren Leuten — vermutlich Hochschullehrer oder Angestellte — sah man nur verschlafene Gesichter von Studenten, manche sogar von Nervosität geplagt. Einige schoben Fahrräder vor sich her. Der eine oder andere sah Wyatt neugierig an. Auf dieser Fähre waren Anzüge eher selten.
    Wyatt bezahlte einen Dollar und setzte sich. Der Fährmann wartete noch

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