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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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aussuchen können. Er fuhr zur Rückseite des Women’s College und hielt kurz an. Dort drüben stand der Commodore, Phelps saß am Steuer. Wyatt rollte vorwärts, steuerte den Camira langsam von der Straße runter, bis er neben dem Commodore zum Stehen kam. Phelps schien vom Anblick zweier Mynahs unter der Kasuarine vor ihm völlig gefesselt. Er streifte Wyatt mit keinem Blick, stieg auch nicht aus. Da stimmte etwas nicht, und Wyatt legte sofort den Rückwärtsgang ein. Weiter kam er nicht, denn ein schwarzer Range Rover hatte sich ihm in den Weg gestellt und zwei Männer mit gezogenen Waffen sprangen heraus.

    VIERUNDDREIßIG

    Nachdem Wyatt und Riding mit dem Banker abgezogen waren, hatte Phelps Milch in seinen Nescafé gegossen und sich Joyce gegenüber an den Tisch gesetzt. Als er über den Tisch langte, um sich die Zuckerdose zu greifen, räusperte sich die Frau und er hatte plötzlich ihren Auswurf am Handgelenk. Gelblich weißer Qualster, Phelps schüttelte angewidert seine Hand, um ihn loszuwerden.
    Die Frau grinste hämisch. Phelps stand auf und ging um den Tisch herum. Sie wand sich unter ihren Fesseln, konnte jedoch nicht verhindern, dass Phelps sein Handgelenk an ihrem Nachthemd abwischte.
    Niemand sagte etwas. Phelps verzichtete auf die Zuckerdose, nahm stattdessen Zucker aus einer Tüte, die er auf dem Regal über dem Kühlschrank entdeckt hatte. Er rührte seinen Kaffee um, nippte daran und zog seinen Stuhl vom Tisch weg.
    »Herkules kommt sich mächtig stark vor«, sagte die Frau. »
    Phelps vermutete, dass Wyatt ihn seiner Größe wegen für diese Rolle in dem Job vorgesehen hatte. Er hatte Schultern wie ein Zehnkämpfer und einen gedrungenen Nacken. Harte Arbeit und ein hartes Leben hatten ihn gestärkt und gestählt, aber auch Spuren hinterlassen. Doch das alles beeindruckte diese Frau wenig.
    Phelps betrachtete das Mädchen. Feuchte Strähnen hingen ihr im Gesicht, sie schniefte. Phelps konnte ihre Augen nicht sehen, also hätte er auch nicht sagen könnenn, ob sie weinte oder ob ihr die Nase lief.
    Das Telefon klingelte. Die Frau im Blick, hob er den Hörer ab. Wyatt gab die erste Meldung durch. In der folgenden Stunde drehte sich alles nur um das Telefon. Phelps sprach mit Wyatt, die Frau mit ihrem Mann und die Tochter mit ihrem Vater.
    Er trank seinen Kaffee aus und fuhr sich mit beiden Händen ins Gesicht. Wangen, Stirn, Ohren, Kinn — es juckte überall unter der Sturmmaske.
    »Nehmen Sie sie doch ab«, sagte das Mädchen. Ihre Lebensgeister schienen zurückgekehrt zu sein.
    »Meine Güte, Herzchen, willst du wirklich wissen, wie er aussieht?«
    Sie kicherten.
    Phelps brachte das alles nicht aus der Fassung, und um ihnen das zu zeigen, stand er auf, ging zur Spüle, öffnete seine Hose und urinierte ausgiebig auf ein paar Teelöffel.
    Das Mädchen zappelte auf ihrem Stuhl, dass ihr die Haare nur so ums Gesicht flogen. »Das ist ja ekelhaft! Igittigitt!«
    »Wir sollten Mitleid mit ihm haben«, meinte die Frau ironisch. »In der Schule war er nicht besonders gut und er kommt aus einem Umfeld, wo man das eben so macht.«
    »Aber der Geruch!«
    »Ich weiß, Kleines.«
    »Und was ist, wenn wir jetzt mal müssen?«
    »Das reicht jetzt. Reiß dich zusammen. Er ist völlig unwichtig. Du solltest dich in seiner Anwesenheit nicht so gehen lassen,« stieß die Frau hervor.
    Phelps hatte sich seit Jahren nicht mehr so amüsiert. »Genau, sagen Sie’s ihr, Madame! Vielleicht will ihre Kleine mit meinem Kleinen Bekanntschaft machen?«
    »Nein, aber ich«, sagte die Frau und spitzte dabei vulgär den Mund. »Bringen Sie ihn her, aber wischen Sie ihn vorher ab.«
    Phelps wurde rot unter seiner Sturmmaske. Er drehte sich weg und bugsierte seinen Kameraden zurück in die Unterhose. Sie hatte die Ausdrucksweise einer Nutte aus Fortitude Valley. Es war ihm zu dumm, sich weiter mit ihr zu unterhalten. Sie gehörte zu den Frauen, die einen immer blöd von der Seite anmachten, so dass man nie wusste, woran man war. Am liebsten hätte er ihr das Grinsen aus dem Gesicht geprügelt, doch das hätte ihr nur bewiesen, dass sie einen Treffer gelandet hatte. Also beschäftigte er sich besser mit dem weiteren Vorgehen in Bezug auf den Job. Auf Wyatts Nachricht warten, dass der Safe offen war, dann weitere fünfzehn Minuten warten, das Telefon ramponieren und abhauen. Mit dem gestohlenen Commodore zur Uni fahren, die zwei Millionen in den Commodore umladen — das muss man sich mal reinziehen: zwei Millionen — und ab

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