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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Seite. Irgendwo hustete jemand, ansonsten keine Menschenseele. Auf einem Schild an der Wand las er, dass sich die Toiletten auf der linken Seite befanden. Wyatt folgte dem Pfeil und gelangte zu einer Tür, die ins Treppenhaus führte. Er drückte die Klinke herunter und ging hinaus. Es roch muffig. Irgendwo weiter unten wurde eine Tür zugeknallt.
    Er stieg die Treppe hinunter. In diesem Gebäude konnte er nicht bleiben. Vielleicht hatte sie ihnen gesagt, wer er war, um sich aus der Affäre zu ziehen. Das Blut pochte in seinen Schläfen. Am liebsten wäre er gerannt, doch er zwang sich, langsam zu gehen. Im Treppenhaus könnte ein Bulle postiert sein, oder ein Angestellter machte gerade eine Zigarettenpause. Ein Typ, der die Treppen herunterhastet, wäre verdächtig.
    Im Erdgeschoss zog er die Tür auf. Durch die Scheiben der Eingangstür am Ende des Foyers konnte er beobachten, wie Anna von den Zivilbullen in ein Auto geschoben wurde. Für sie war’s das, dachte er. Sie kriegt mindestens zehn Jahre.
    Wyatt zog die Tür wieder zu und wartete. Er überdachte seine Möglichkeiten. Fünfzehntausend hatte er bei dem Überfall einsacken können, das war besser als nichts. Jedenfalls genug, um irgendwo einen neuen Coup zu finanzieren, der ihm über die Durststrecke half, bis er ohne Risiko nach Melbourne zurückkehren und den Mesics endlich sein Geld abjagen konnte. Er kam zu dem Schluss, dass Stolle und Mostyn ohne Hintermänner gearbeitet hatten. Seine Gedanken kreisten jetzt ausschließlich um Stolle, um dessen Wohnung in Melbourne und die Viertelmillion, die irgendwo versteckt war. Und TrustBank gehörte für immer der Vergangenheit an.

    SIEBENUNDDREIßIG

    Stolle brach in Triumphgeheul aus, als er aus der Stadt hinausfuhr. Er konnte nicht anders. Er kicherte in sich hinein und jubelte, schlug sich mit der flachen Hand auf den Schenkel.
    Das alles hatte er einer Mischung aus Neugier, Hass und mangelnden Ressourcen zu verdanken. Vor mehr als einer Woche hatte er vor dem Jupiter Casino in die Nachmittagssonne geblinzelt und überlegt, ob er seine letzten zwanzig Dollar dem Poker-Automaten in den Rachen werfen oder sich ein Schinkensandwich kaufen und den nächsten Flug nach Hause nehmen sollte. Dann aber hatte er Wyatt aus einem Touristenbus klettern sehen.
    Er hatte sich rasch in eine Boutique verdrückt und hinter einem Ständer mit Tangas Position bezogen, um Wyatt zu beobachten. Er wollte wissen, ob er mit der Frau unterwegs war. Ein Haufen Japaner, zwei Rentner und eine Hand voll leicht bekleideter Rucksacktouristinnen, aber keine Spur von seiner ehemaligen Klientin.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein? Etwas Hübsches für die Gattin?«
    Stolle bedeutete der Verkäuferin, sich zu verziehen. Er drehte sich nicht einmal um. »Perversling«, murmelte sie und zog ab.
    Stolle spürte ein Kribbeln auf der Haut. Irgendwas war hier im Busch und er war es sich schuldig, der Sache auf den Grund zu gehen. Wenn Wyatt so dringend in Brisbane gebraucht wurde, weshalb tauchte er dann ein paar Tage später an der Gold Küste auf? Inmitten einer Touristengruppe? Wenn Sex das Motiv war — und Stolle hatte sich mittlerweile mit diesem Gedanken abgefunden —, warum ließ die Frau ihn einfach mit einer Horde langbeiniger Lolitas herumziehen, die seine Töchter sein könnten?
    Er sah, wie diese Mädchen ein Café stürmten. Wyatt ging nicht mit. Er machte sich allein auf den Weg und Stolle beschloss, ihm zu folgen. Was sollte diese Vorstellung, warum mimte Wyatt den Touristen?
    In großem Abstand verfolgte er ihn eine halbe Stunde lang. Wyatt schlenderte gemächlich dahin und schien überaus interessiert an der Umgebung, ein Fremder in einer fremden Gegend. Er sah sich die Auslagen der Geschäfte an, blieb vor Straßencafés stehen und beobachtete die Gäste. Einmal ging er sogar um ein Motel herum, checkte Fenster und Türen. Wollte er hier was auskundschaften? Der Mann war auf bewaffnete Raubüberfälle spezialisiert, ein banaler Einbruch gehörte nicht zu seinem Repertoire.
    Wenn er ihn weiter verfolgte, bestand die Gefahr, dass Wyatt es spitzbekam. Stolle erinnerte sich noch sehr gut daran, wie er Wyatt auf der Farm in die Falle getappt war, auch daran, wie er Mostyn in dem Motel zugerichtet hatte. Das und die kalte Abfuhr der Frau auf dem Busbahnhof hatten den Hass in ihm genährt. Ein paar Minuten später gab Stolle die Verfolgung auf und rief die Busgesellschaft an. Er erfuhr, dass man dort eine ganztägige Bustour anbot, von

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