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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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an ihm kleben und somit sein Glück herausfordern. Irgendwo in der Innenstadt genehmigten sie sich auf die Schnelle ein paar Sandwiches und postierten sich dann erneut vor Wyatts Hotel. Als Wyatt mit Anna Reid am frühen Nachmittag die South Bank entlangging, wurden sie von Stolle und Mostyn vom gegenüberliegenden Ufer aus fotografiert.
    »Was denkst du?«
    Mostyn ließ die Kamera sinken. »Was meinst du?«
    »Was ich immer versuche, dir beizubringen, Zeichen, Körpersprache.«
    »Ach das. Ich würd sagen, der Typ vögelt sie.«
    »Was noch?«
    »Sieht nicht nach einem typischen Sonntagnachmittagsspaziergang aus. Eher nach Schwerstarbeit. Er erklärt ihr ein paar grundsätzliche Dinge.«
    »Braver Junge.«
    Sie beobachteten die beiden noch eine Weile, dann gab Stolle Mostyn die Wagenschlüssel. »Bring ihn zurück und besorg was Kleineres.«
    Mostyn kehrte mit einem Mazda zurück. An diesem Abend folgten sie Wyatt zu einem Motel etwas außerhalb an der Ipswich Road. Sie wurden Zeugen, wie er den Laden erst eine Weile im Auge behielt, bevor er hineinging. Kurz darauf kam ein junger, verhuschter Typ heraus. Dann diese Reid. Sie schien sich zu entschuldigen und drückte dem Typen Geld in die Hand. Sie ging wieder hinein und der junge Mann kratzte sich am Kopf und trottete davon.
    Auch jetzt hörte Stolle auf seine innere Stimme und ließ den Motor an. »Wir sollten ein paar Takte mit ihm reden.«
    Sie folgten dem Typ, überholten ihn und wenige Meter vor ihm brachte Stolle den Wagen zum Stehen. Mostyn stieg aus. Er schlenderte den Gehweg entlang, als wollte er einen Blick ins Schaufenster eines Autohändlers werfen. Als der Typ etwa auf Höhe des Mazdas war, öffnete Stolle die Seitentür. Mostyn schoss auf den Typen zu und kam ihm mit der .45er bedrohlich nahe. »Rein mit dir«, zischte er und drängte ihn in den Wagen.
    »Mein Gott!«, rief der Typ.
    Sie fuhren mit ihm auf den unbeleuchteten Parkplatz eines Hotels. Es kostete sie fünf Minuten und hundert Dollar, und sie hatten die Gewissheit, dass Wyatt und die Reid etwas in Planung hatten. Danach hieß es nur noch abwarten und Tee trinken.
    Eine Woche lang beobachteten sie geduldig die weiteren Vorgänge. In den ersten Tagen spielte sich wenig ab. Die drei Männer trafen sich nur zwei Mal, und das auch nur ganz kurz. Anna Reid war nicht dabei, doch merkwürdigerweise schlich Wyatt mehrmals um ihr Haus herum. Ansonsten verhielt er sich unauffällig, wechselte nur alle zwei Tage das Hotel. Am Mittwoch und am Freitag hatte Wyatt ein Haus in Ost-Brisbane im Visier. Dem Besitzer war er bis zu der Bank gefolgt, die er am Sonntag zuvor ausgekundschaftet hatte. Es handelte sich um den Filialleiter, wie Stolle später herausfand.
    Am Samstag war bei den dreien Shoppen angesagt. Als sie am Sonntag schließlich die beiden Autos klauten, wusste Stolle, dass der Coup kurz bevorstand.
    Es war nun an der Zeit, Spuren zu vermeiden. Mit gefälschten Papieren und per Barzahlung mietete Stolle einen Range Rover mit Rammschutz. Für das, was er vorhatte, benötigte er etwas Widerstandsfähiges.
    Heute Morgen waren Wyatt und die anderen sehr früh unterwegs. Nachdem Stolle realisierte, dass sie direkt das Haus des Bankers ansteuerten, wurde ihm schlagartig klar, wie sie in die Bank eindringen wollten. Als sie später in dem silbernen Volvo wegfuhren, hängte er sich dran und überließ es Mostyn, sich um den Geiselnehmer im Haus zu kümmern. Mostyn hatte dafür das geschicktere Händchen.
    Jetzt, drei Stunden später, gehörte ihm das Geld allein. Auf seinem Weg zur Autobahn hatte er noch rasch ein Päckchen aufgegeben. Es musste keinen weiten Weg zurücklegen. Nur bis ins Polizeipräsidium. Eine kleine Lebensversicherung. Oder eine kleine Abrechnung. Wie man’s nahm.
    Seine nächste Station würde der International Room im Flamingo sein. Wo die großen Tiere zockten.
    Einen Moment lang war Stolle nachdenklich. Schade um Mostyn.
    Dann brach er wieder in Triumphgeheul aus, kicherte in sich hinein und schlug sich mit der flachen Hand auf den Schenkel.

    ACHTUNDDREIßIG

    Hätte es sich um etwas anderes gehandelt — Computerkriminalität, Veruntreuung von Geldern —, wäre sie vermutlich gegen Kaution freigekommen. Doch es war ein bewaffneter Raubüberfall und man unterstellte ein überproportional hohes Risiko, dass sie sich absetzte. Nun also Untersuchungshaft im neuen, privat geführten Frauengefängnis in Inala. Sie fragte sich, ob Wyatt sie schließlich doch noch drankriegen und

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