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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Bote sein könnte. »Ich hab das Video an eine Mail angehängt und sie mir vom Handy auf den Computer geschickt. Da du hier WLan hast, ist das praktisch kein Problem. Lange gedauert hat es wegen der Größe der Datei, ich wollte sie nicht komprimieren und damit Qualität opfern, wir wollen’s ja auf der großen Leinwand sehen.«
    Mike wirkt angesichts dieser Ausführungen derart gelangweilt, dass ihm der Kopf von den Schultern zu kullern droht.
    »Kinderkram«, sage ich, und Mikes Blick erwidert: Wem sagst du das?
    Schön, dass wir uns so gut verstehen. Das hier wird definitiv unsere letzte Chance sein.
    »Los geht’s, Boss«, sagt Calvin und drückt mit derselben Gewichtigkeit auf die Leertaste, mit der der Präsident einen atomaren Gegenschlag auslösen würde.
    Scheiße. Ich bin nervös. Mir ist schwindelig. Ich möchte loskichern. Es ist mir auch peinlich wegen Mike, weil er ja doch immerhin ein menschliches Wesen ist. Und kein Sohn möchte sehen, was Mike gleich sehen wird. Außer vielleicht dieser Grieche, Ödipus.
    Auf der Leinwand erscheint eine Videobox.
    »Tadah«, sagt Calvin und tritt einen Schritt zurück, macht möglichst viel Aufhebens, um seinen vorangegangenen Fauxpas wieder auszubügeln. Er wird es bestimmt bereuen.
    Der Film ist von ausgezeichneter Qualität. Erstaunlich, was man heutzutage mit einem Telefon alles machen kann.
    Als Technikidiot nähert sich Mike allem, was mit Computern zu tun hat, mit einer gelangweilten Grundhaltung. Sollte jemand Mike Madden fragen, ob er ein Mac- oder ein PC -Typ ist, würde er wahrscheinlich sagen, er habe Vettern in Waterford, die McDonalds heißen. Trotzdem wundere ich mich nicht, als etwas auf der Leinwand seine Langmut stört.
    »Moment mal«, sagt er aufgescheucht. »Das ist Mamis Zimmer.«
    Zu sehen ist ein Schlafzimmer, das direkt aus einem Katalog mit Schlafzimmern für irische Mamas stammen könnte, einschließlich Patchworkdecke, Himmelbett und unzählige Dekokissen, mit denen man einen Wal ersticken könnte. Hinter dem gusseisernen Kopfteil hängt ein gestickter Spruch.
    Und es ist tatsächlich das Zimmer seiner Mama. Ich weiß das, weil ich den Clip schon gesehen habe. Das breite Grinsen wird in Kürze spurlos von Mikes Gesicht verschwinden.
    Die Kamera wackelt, als eine ältere Dame ins Bild kommt.
    »Mami hat sich die Haare machen lassen«, lacht Mike. »Und Zähne hat sie auch.«
    Mrs Madden hustet grazil und starrt in die Linse.
    »Das ist eine Nachricht für dich, mein Sohn Michael«, sagt sie. Sie ist eine irische Mutter durch und durch, eine, die man besser nicht ignorieren sollte.
    »Ja, Mami«, sagt Mike unwillkürlich, und falls sich einer seiner Männer einen Bauchschuss einfangen möchte, müsste er jetzt nur hämisch kichern.
    »Michael, ein guter Freund von mir hat verlässlich versichert, dass du in den Vereinigten Staaten von Amerika allerhand Unfug treibst. Jeder muss selbst wissen, was er tut, und ich bin stolz auf das, was du aus dir gemacht hast. Und mir ist auch klar, dass man Eier aufschlagen muss, wenn man ein Omelette braten will.«
    »Ja, Mami. Genau, Mami. Danke, Mami«, intoniert Mike, ein Vorbild an Gehorsamkeit.
    »Aber Thump … mein guter Freund hat selbst einen guten Freund, und du hältst diesem Mann eine Pistole an den Kopf.« Mrs Maddens Ton gleitet eine Oktave höher ins Hysterische. »Außerdem ist er ein irischer Soldat.« Die alte Dame beugt sich vor. »Ein Soldat, Michael, so wie zwei deiner möglichen Väter.«
    Ich habe schon mal miterlebt, wie jemand bis auf die Hose ausgezogen wurde, aber nie so brutal effizient wie jetzt gerade Mike. Im Grunde ist er ein Achtjähriger, der sich ans Bein pinkelt.
    »Mami«, sagt er flehentlich, als gäbe es eine Liveschaltung, »alle meine Jungs sind hier.«
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Mikey Boy«, sagt die Mutter mit versteinertem Blick. »Du lässt diesen Daniel vom Haken. Wirf ihn ins Wasser, mein Sohn, und bring ein paar Engländer um die Ecke, wenn du unbedingt Dampf ablassen musst.«
    »Das kann ich nicht, Mami«, jault Mike. »Ich hab mein Wort gegeben.«
    Mrs Madden walzt über ihn hinweg. »Und ich will keinen Blödsinn mehr hören von Schulden oder Pflichten. Ich bin deine Mutter, und ich sage dir , pfeif die Hunde zurück. Ich hab dich nie um etwas gebeten, Mikey, und ich bitte dich auch jetzt nicht.« Sie beugt sich zur Kamera vor. »Tu, was dir deine Mutter sagt, sonst werde ich dich bis in alle Ewigkeit verfolgen. Auf Wiedersehen, Mike. Ruf mich am

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