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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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abzuschütteln. Woher soll ich wissen, dass sich die Bundespolizei nicht längst für Shea und seine Leute interessiert und mich in einem Fahrzeug anhält, dessen Türverkleidungen mit Schmuggelware ausgestopft sind? Aber ich habe keine Zeit für »Räuber und Gendarm«. Menschen befinden sich in Gefahr, weil ich mich nicht wie geplant habe abknallen lassen, also muss ich etwas unternehmen.
    Ich bitte den Wagen, Sofia anzurufen, und er erwidert:
    »Sofia Domina?«
    Domina? Freckles kann meine Sofia nicht in seinem Handy gespeichert haben. Aber anscheinend hat er diverse andere Nummern.
    »Nein. Negativ. Anruf abbrechen«, rufe ich in dem Bemühen, einer Auseinandersetzung mit einer lederbekleideten Nutte zu entgehen.
    »Anruf abgebrochen«, sagt der Wagen mit einer Stimme, die ich erst nach einer Sekunde als die von Clint Eastwood identifiziere.
    Wow. Freckles ist/war ein harter Brocken. Sogar seine Software ist auf Zack.
    Ich diktiere die Nummer, während ich in den Hollandtunnel biege, aufs Lenkrad trommele und darauf warte, dass Sofia drangeht.
    Dreimal klingeln, dann:
    »Willkommen im House of Jesus. Interessieren Sie sich für unser jüngstes Angebot: Mietfrei wohnen im House of Jesus?«
    Das ist einer von Sofias Standardsprüchen. Sie hat eine ganze Reihe davon drauf, damit Anrufer möglichst sofort wieder auflegen. Ein anderer Klassiker lautet: »Dies ist ein automatischer Bestelldienst, Sie werden jetzt mit unserer Kreditkartenabbuchungsstelle verbunden.« Meine Lieblingsnummer hat sie aus Ghostbusters abgekupfert. Sofia schreit den unglückseligen Anrufer zehn Sekunden lang ohrenbetäubend laut an und knurrt anschließend: »Zuul.«
    Sofia bezeichnet diese Technik als »Zeugen Jehovas andersrum«. Einmal habe ich sie gefragt, weshalb sie den Anschluss überhaupt behalten will, und sie hat erwidert:
    »Du bist so ein trauriger Tropf. Willst du denn nie was zu lachen haben?«
    Darauf fiel mir nichts ein.
    »Ich gehe kaum noch aus dem Haus«, fuhr sie fort, pikste mir mit einem Finger in die Brust und drängte mich in eine Ecke. »Und du hast dieses dämliche Kasino. Ich mache nichts anderes, als ungebetene Anrufe entgegenzunehmen und mich um meinen Look zu kümmern. Gefällt er dir heute, Baby?«
    Mir gefiel ihr Look. Sie trug einen Ledermantel mit Gürtel um die Taille, zerrissene Strumpfhosen und Ohrringe, die so groß waren, dass sie damit wahrscheinlich Signale aus dem All empfing. Ich denke, Paula Abdul könnte Patin gestanden haben.
    »Du siehst toll aus. Ganz bestimmt.«
    Sofia strich mir über die Wange, und ich errötete wie eine Jungfrau. »Wenn ich so toll aussehe, wieso bleibst du dann untätig da stehen?«
    Ich frage sie, was ich sie immer frage, wenn wir auf dieses Thema zu sprechen kommen.
    »Wie heiße ich? Wer bin ich?«
    Sofias Blick trübte sich, und sie stampfte mit ihren dünnen Stummelabsätzen auf. »Warum fragst du mich das immer wieder, Carmine? Sind wir nicht lange genug verheiratet? Ich gebe mir so viel Mühe, und du löcherst mich mit Fragen. Du solltest mir überhaupt keine Fragen stellen, es sei denn, die Antwort darauf lautet oh Baby .«
    Sofia hing plötzlich an mir wie geschmolzene Lava, all ihre kurvigen Auswölbungen passten in meine Vertiefungen.
    Herrgott noch mal, ich bin auch nur ein Mensch.
    Ich musste dafür sorgen, dass sie abkühlte, und ich wusste auch genau, wie.
    »Sofia, hast du dein Lithium genommen?«
    Sie stieß mich angewidert von sich. »Lithium? So viel hat sich in dir angestaut, und dann fragst du mich nach meinen Medikamenten? Du liebe Güte, Daniel.«
    Und damit war der Brunnen versiegt.
    Wie kommt es, dass ich immer Daniel bin, wenn sie nicht mehr rallig ist? Wenn Sofia richtig heiß läuft, frage ich sie, was aus Carmine geworden ist. Dann wird sie schlagartig kalt wie ein Fisch und erwidert: Dasselbe wie aus dir, wenn du nicht aufhörst, mich nach ihm zu fragen.
    Was für eine künftige Beziehung nichts Gutes verheißt.

    Ich spreche in ein kleines Mikrofon am Visier, wahrscheinlich lauter als nötig, bedenkt man, wie hochgradig ausgereift die Technik hier ist.
    »Sofia? Ich bin’s, Daniel.«
    »Wie lautet das Codewort, Dan?«
    Ich hatte nicht an Sofia Delanos Paranoia gedacht. Normalerweise war’s immer der Titel eines Achtziger-Jahre-Superhits.
    »Sofia, Darling. Ich hab den Code vergessen.«
    »Dann hörst du besser auf, mich anzurufen, sonst schicke ich Voodoo durch die Leitung, bis deine Eier auf Rosinengröße schrumpfen.«
    Das ist eine

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