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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Raucherschleim aus seinen Bronchien zu lösen.
    »Okay, Dan. Ich bin ganz Ohr, zehn Minuten. Ich hab heute Nachmittag die Mädchen und ihnen versprochen, dass wir ungestört sind.«
    Mädchen? »Ich wusste gar nicht, dass du Töchter hast.«
    »Hab ich auch nicht«, sagt Simon, ohne eine Miene zu verziehen, was ich mir lebhaft vorstellen kann. Im Hintergrund höre ich zwei Frauenstimmen »Mamma Mia« von Abba singen, und ich frage mich, ob die beiden Sängerinnen auch die entsprechenden Outfits tragen. Ich muss wohl ein paar Sekunden zu lange gelauscht haben, denn als Simon weiterspricht, reißt er mich wie aus einem Traum.
    »Daniel. Komm schon, nimm dich zusammen, Soldat.«
    »Oh, ja, Sir. Tut mir leid.«
    Simon wirft gerne mal ein bisschen Militärjargon ein, um Dynamik zu erzeugen, obwohl er mit seinem Achtziger-Jahre-Rockstar-Vokuhila, den Cowboystiefeln mit den Absätzen und seinen ausgewaschenen T-Shirts die so ziemlich unmilitärischste Person ist, die ich kenne. In der ganzen Zeit, in der mich Simon schon behandelt, kam er kein einziges Mal pünktlich oder nüchtern.
    Damit will ich nicht sagen, dass Simon Moriarty nicht gut ist. Tatsächlich glaube ich sogar, dass es keinen Besseren gibt. Die meisten Psychotherapeuten, mit denen ich zu tun hatte, reden immer von großen Offenbarungen, während es Simon um Bewältigungsstrategien geht, die einem unmittelbar weiterhelfen. Und Gott weiß, genau das brauche ich heute.
    »Ich kann nicht vor und nicht zurück, Simon. Also nicht in echt, nicht mit Fesseln und Stricken oder so, wobei ich, wenn man’s genau betrachtet, heute auch schon zweimal Handschellen angelegt bekommen habe.«
    »Nichts Besonderes«, sagt Simon. »Ich bin just in diesem Moment mit einem Fuß in Handschellen ans Bett gefesselt.« Dann bellt er ein paarmal, und ich hoffe, dass sein Bellen nicht mir gilt.
    Ich mache weiter. »Da gibt es so einen Typen, für den ich arbeite, der mich unappetitliche Sachen erledigen lässt, auf die ich mich einlasse, um mich endlich aus seinem Klammergriff zu befreien, aber irgendwie hört es nie auf. Eine unappetitliche Sache führt zur nächsten, und bevor ich’s mich versehe, sind da Typen, die Geld für etwas verlangen, womit ich gar nichts zu tun habe.«
    Simon schweigt lange, und ich höre, dass die Mädchen wieder beim Refrain angekommen sind.
    »Geht’s noch ein bisschen vager?«, fragt er schließlich.
    »Ich weiß, mit derart spärlichen Informationen kannst du nicht arbeiten, aber vieles von dem, wozu ich gezwungen wurde, ist nicht unbedingt legal.«
    »Okay. Also diese unappetitlichen Dinge – ist da ein Ende in Sicht?«
    Ich versuche mir vorzustellen, dass mir Mike gutmütig meine Schulden erlässt, aber das Bild will in meinem Kopf einfach keine Gestalt annehmen.
    »Nein. Nein, der lässt mich niemals vom Haken.«
    »Okay. Und wie bist du in der Gemeinschaft verwurzelt? Hast du Anlaufstellen, wo du dir Hilfe suchen kannst?«
    »Anlaufstellen? Ich kenne da so ein Mädchen.«
    »Ah ja, die mit den Wahnstörungen. Wie geht’s Sofia?«
    Ich stelle mir Sofia mit einem Hammer in ihren zarten Fingern vor, Blut tropft herunter. Dieses Bild sehe ich ganz klar vor mir.
    »Sie hat gute und schlechte Tage. Manchmal erkennt sie mich, das muss doch was bedeuten, oder?«
    »Ist auf jeden Fall ein Fortschritt«, sagt Simon. »Aber zurück zu deinem Problem. Dieser Mann, bei dem es sich, wie ich aufgrund vorangegangener Gespräche vermute, um Mike Madden handelt, hat dich in der Hand. Ständig reden wir über den Sadisten Mike Madden. Mir scheint, du beschäftigst dich mehr mit den Symptomen als mit deren Ursache.«
    Ich habe das Gefühl, Simon will mir etwas sagen, ohne es mir zu sagen.
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Dann will ich dir eine Geschichte erzählen. Eine Parabel, wenn du so willst. Wenn so was für Jesus gut genug war, dann auch für dich.«
    »Amen, Bruder.«
    »Es war einmal ein Mann, der hat in einem Zelt neben einem Busch gewohnt.«
    Fängt schon mal kryptisch an.
    »Okay. Ein Buschzelt, kapiert.«
    »Nur dass der Mann gegen den Busch allergisch ist.«
    »Blüht der Busch?«
    Simon seufzt. »Hör auf, mich zu verarschen, Daniel. Geh einfach davon aus, dass ich alle relevanten Informationen erwähne. Wenn nicht, dann waren sie’s auch nicht wert.«
    Blüht der Busch? Was zum Teufel passiert hier mit mir? Durch den Umgang mit Zeb bin ich zu einer unerträglichen Nervensäge geworden.
    »Entschuldigung, Simon. Fahr fort.«
    »Danke. Der Kerl

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