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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Und man wird uns in die Burg lassen, wo immer der König gerade sein mag, denn Gaukler sind in jeder Halle willkommen. Wenn wir den König gefunden haben, ziehe ich mich um, aus dem bettelarmen Gaukler wird Simon de Clare, und ich überbringe ihm die Botschaft.«
    »Für die er dich nicht lieben wird«, betonte Alan noch einmal.
    Simon schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er mir die Sache verübeln wird. Aber falls ich mich irre, Alan …«
    »Ja?«
    »Solltest du Henry an einem sicheren Ort außerhalb von Helmsby verstecken. Für den Fall, dass das passiert, was du gesagt hast. Sie aus mir herausholen, wo er steckt, meine ich. Und deine Burg sollte verteidigungsbereit sein. Möglicherweise bringt das, was ich tue, den Krieg nach Helmsby.«
    Alan drehte den Becher zwischen den Händen und starrte hinein. »Ich denke, ich sollte dich begleiten.«
    »Das solltest du auf gar keinen Fall tun«, widersprach Simon, der genau gewusst hatte, dass sie an diesen Punkt kommen würden. »Was würde dann aus Oswald und den anderen? Außerdem ist die Gefahr viel zu groß, dass einer von Stephens Lords oder Rittern dich erkennt. Ich habe mich ein bisschen umgehört. Du bist ein ziemlich berühmter Mann. Oder berüchtigt, würde man in Stephens Lager wohl sagen. Der König hat eine lange Rechnung mit dir offen. Du kannst nicht einfach zu ihm gehen wie das Lamm zur Schlachtbank.«
    »Nein. Du hast recht. Das wäre wahrscheinlich keine sehr kluge Idee.« Er seufzte leise. »Trotzdem. Die ganze Sache gefällt mir nicht, Simon. Warum konnte dieser verdammte Henry Plantagenet nicht in Anjou bleiben, wo er hingehört? Ich hoffe, wir werden nicht alle noch bitter bereuen, dass er sich in den Kopf gesetzt hat, König von England zu werden.«
    Ein leiser Regen fiel und tauchte die Welt in graue Melancholie, als Simon und die Zwillinge sich am nächsten Vormittag auf den Weg machten.
    »Was für wundervolles Reisewetter«, bemerkte Godric, und sein Bruder schnaubte belustigt. Sie hatten es sich mit Grendel auf der Ladefläche des altersschwachen wackligen Karrens bequem gemacht, wo unter ein paar löchrigen Decken und abgeschabten Fellen ihr Proviant, ein paar gute Waffen und ein kleiner Beutel mit Münzen versteckt lagen. Genau wie die feinen Kleider, mit denen Alan Simon ausgestattet hatte, damit der sich nicht schämen musste, wenn er vor seinen König trat.
    Oswald hatte die Hände um die Seitenwand des Karrens gelegt und schaute blinzelnd zu den Zwillingen hoch. »Wo fahrt ihr denn hin?«, fragte er nicht zum ersten Mal.
    »Zum König, stell dir das vor, Kumpel«, antwortete Godric mit einem breiten Grinsen. Eine Himmelsrichtung nannte er lieber nicht. Sie hatten nur eine vage Vorstellung, wo König Stephen derzeit zu finden war.
    »Und wir … dürfen nicht mitkommen?«, wollte Oswald wissen.
    Alan legte ihm kurz die Hand auf den Arm. »Nur Simon und die Zwillinge gehen. Wir anderen bleiben hier, lassen uns ordentlich füttern und sitzen am warmen Feuer. Das ist kein so schweres Los, oder?«
    Oswald sah ihn an und schüttelte stumm den Kopf. Er bemühte sich, diesen Abschied so gelassen hinzunehmen wie alle anderen Gefährten, aber er war verwirrt. Alan wusste, der Zerfall der Gemeinschaft erfüllte Oswald mit Schrecken. Weil er nicht begreifen konnte, was vorging, argwöhnte er, dass auch alle anderen ihn bald verlassen würden und er allein zurückbliebe. Darum fügte Alan hinzu: »Simon, Godric und Wulfric haben eine Aufgabe zu erfüllen, die sie eine Weile von hier fortführt.«
    »Aber sie kommen zurück?«, vergewisserte sich Oswald.
    »Ja. Sie kommen zurück.« Gott, mach keinen Lügner aus mir und bring sie uns wieder, betete er. »Unsere Aufgabe ist hier. Wir müssen die alte Lady und Henry und alle anderen hier beschützen, verstehst du.«
    Henry Plantagenet gab einen gedämpften Protestlaut von sich, sagte aber nichts. Er hielt den sanftmütigen Klepper, der vor den Karren gespannt war, und strich ihm ein wenig ruppig über die Stirnlocke. Sein Blick war auf Simon gerichtet, der auf dem Bock saß und den zu dünnen Mantel fester um sich zog. »Ich werde nie vergessen, was du für mich tust, de Clare.«
    »Das will ich hoffen«, entgegnete Simon.
    »Kehr ja heil zurück, hörst du. Ich würd mir nie verzeihen, wenn du uns abhanden kämest.«
    »Wir passen schon auf uns auf.« Simon nahm die Zügel auf, um höflich anzudeuten, dass er diesem Abschied ein Ende machen und aufbrechen wollte. Über die Schulter

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