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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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fragte er: »Fertig?«
    Die Zwillinge nickten. »Seit Ewigkeiten«, bekundete Godric.
    Henry ließ das Pferd los, trat zurück und hob die Hand zum Gruß. »Geht mit Gott.«
    Auch die anderen traten einen Schritt vom Wagen zurück. »Möget ihr auf eurem Weg Freunde finden, die Führung der Engel und das Geleit der Heiligen«, sagte Alan.
    Die Zwillinge tauschten ein Grinsen. »Das hat Vater uns auch gesagt, als wir damals nach St. Pancras aufbrachen«, bemerkte Wulfric trocken.
    Simon bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Blick und nickte Alan zu. »Hab Dank für den Segen. Lebt wohl.« Er schnalzte dem Pferd zu, das sich gemächlich in Bewegung setzte und den alten Karren Richtung Torhaus zog.
    Als er verschwunden war, fröstelte Alan plötzlich in der kalten Morgenluft. »Kommt«, sagte er und wandte sich entschlossen ab. »Sehen wir zu, dass wir ins Trockene kommen.«
    »Wenn du erlaubst, gehe ich in deine Kirche und bete für die glückliche Rückkehr unserer Freunde«, sagte King Edmund.
    »Nimm Oswald mit«, bat Alan. Er wusste nicht so recht, womit ein Gutsherr seine Tage füllte, aber ein Gefühl sagte ihm, dass der Steward schon wieder irgendwo auf ihn lauerte, um ihn mit seinen Aufgaben vertraut zu machen oder Entscheidungen von ihm zu verlangen, die Alan gar nicht überblicken konnte.
    »Gewiss«, stimmte King Edmund zu. »Komm, Oswald. Wir gehen ein wenig beten, und auf dem Rückweg zeig ich dir eine Weide voller Lämmer, was sagst du dazu?«
    Oswald strahlte. »Ich bin dabei.«
    Auch Luke schloss sich ihnen an. Alan hatte schon bemerkt, dass der alte angelsächsische Bauer sich in der Halle der Burg unwohl fühlte und jede Gelegenheit nutzte, ihr zu entfliehen. Irgendwann würden sie überlegen müssen, was aus den Mitgliedern der Gemeinschaft werden sollte, wusste er. Auf ihrem Ritt durch Helmsby und die nähere Umgebung am Vortag hatte Guillaume ihm berichtet, dass das Fieber des vergangenen Winters eine alteingesessene Pächterfamilie vollständig ausgelöscht hatte, deren Land nun unbestellt lag und deren Haus im Dorf leer stand. Irgendein Nachbar habe Interesse bekundet, die Scholle zu übernehmen. Aber Alan hatte augenblicklich an die Zwillinge gedacht. Sie brauchten ein Stück Land, um sich eine neue Existenz aufzubauen, und ihm gefiel der Gedanke, dass er es ihnen geben konnte. Blieben noch Luke, Oswald und King Edmund, für die er eine Lösung finden musste. Von Regy ganz zu schweigen …
    »… darum schätze ich, dass wir sie so ungefähr in zwei Wochen zurückerwarten können, oder was meinst du?«, drang Henrys Stimme in seine Gedanken.
    Alan sah ihn spöttisch an. »Sie sind kaum zum Tor hinaus, und schon plagt dich dein Gewissen und du wünschst, sie wären zurück? Ich glaube, wenn du König werden willst, brauchst du ein dickeres Fell.«
    »Entscheidend ist, dass ich in der Lage bin, zu tun, was getan werden muss, oder?«, konterte Henry angriffslustig. »Und wie ich mich dabei fühle, ist ganz allein meine Angelegenheit, Monseigneur.«
    »Das ist wahr«, räumte Alan ein.
    Das Frühstück in der Halle war längst vorbei, und nur ein paar dienstfreie Wachen und Tagediebe hielten sich dort auf. Alan hörte, dass sie sich über einen fahrenden Spielmann unterhielten, der am Sonnabend ins Dorf gekommen war und Spottlieder auf Stephen und Maud gesungen hatte. Äußerst treffende Spottlieder, so schien es, denn die Wachen lachten bei der Erinnerung immer noch in ihr Ale.
    »Und was machen wir nun?«, fragte Henry und schüttelte sich wie ein Hund, sodass kleine Wassertropfen aus seinem Rotschopf geschleudert wurden. »Ich hatte gehofft, du und ich könnten ein Stündchen trainieren. Ich bin schon ganz saft- und kraftlos vom seligen Nichtstun. Aber bei dem Wetter werden ja die Schwerter rostig.«
    »Gegen ein bisschen Bewegung hätte ich auch nichts«, bekannte Alan. »Ich denke, dass es noch aufklart. Lass uns bis heute Nachmittag warten.«
    »Abgemacht. Kann ich mir eins von deinen Pferden ausborgen? Ich will ein Stück reiten.«
    »Nimm Conan. Er hat ein genauso leicht entflammbares Temperament wie du – ich bin sicher, ihr werdet euch prächtig verstehen. Aber verirr dich nicht wieder.«
    »Erlaube mal …« Kopfschüttelnd machte Henry kehrt, und Alan stieg die Treppe hinauf, um sich in seiner Kammer zu verkriechen und ein bisschen auf der Laute zu spielen.
    Aber daraus wurde nichts. Seine Großmutter öffnete die Tür zu ihrem Gemach, als er vorbeikam – ganz gewiss kein Zufall –,

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