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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Menschen hier wissen Bescheid über Euch, als wenn sie glauben, Ihr seiet so hochnäsig geworden, dass Ihr niemanden mehr mit Namen kennen wollt«, bemerkte Gunnild.
    »Das hat der Steward auch gesagt.«
    »Hört auf ihn«, riet sie. »Guillaume ist ein guter Mann und war Euch immer ein treuer Freund, auch wenn Ihr viel gestritten habt. Er weiß, wie es in den Herzen der Menschen hier aussieht. Sie sind so froh, dass sie Euch zurückhaben, dass sie Euch so nehmen werden, wie Ihr seid.«
    Alan betrachtete das Spielbrett und setzte einen Stein. »Ich bin nicht sicher, dass sie mich zurückhaben. Ich weiß nicht, ob ich hierbleiben kann.«
    Oswald setzte seinerseits einen Stein und sah Alan erwartungsvoll an. »Na los. Mach schon.«
    Alan legte versonnen den nächsten Stein aufs Brett.
    »Doch, das müsst Ihr«, erwiderte Gunnild mit Nachdruck. »Sonst fällt Helmsby Haimon in die Hände. Er hat immer danach getrachtet.«
    »Warum?«, fragte Alan neugierig. »Sind seine eigenen Ländereien so bescheiden?«
    »Ich glaube nicht. Aber was er immer wollte, war eine Burg.«
    »Ich dachte, heutzutage baut sich jeder seine Burgen nach Belieben, ohne den König um Erlaubnis zu fragen.«
    »Davon verstehe ich nichts«, räumte sie achselzuckend ein. »Jedenfalls hat er keine, und das hat ihn immer geärgert. Er will Helmsby. Wollte es seit jeher. Er glaubt, es sei sein Geburtsrecht. Seine Mutter war die ältere Schwester Eurer Mutter. Darum hätte er es erben sollen, meint er.«
    »Und er hat recht.« Alan legte einen Stein ab. »Meine Mutter ging eine lasterhafte Liaison ein, und zur Belohnung bekam ihr Bastard ein Lehen der Krone, das eigentlich Haimon zugestanden hätte. Kein Wunder, dass er mich verabscheut.«
    »Das war ein unkluger Zug«, warf Gunnild ein.
    Oswald schloss seine erste Mühle und kassierte mit einem triumphalen Lachen Alans Spielstein.
    »Na warte, Bübchen«, knurrte Alan, aber Oswalds Euphorie ließ sich nicht dämpfen.
    »Den Menschen hier ist es gleich, ob es gerecht war oder nicht«, bekundete Gunnild. »Hauptsache, Haimon bleibt ihnen erspart. Blackmore hat er sich schon ergaunert, und nun leben die Leute von Blackmore in einem Jammertal. Ihr dürft sie nicht ihrem Schicksal überlassen. Und Ihr dürft vor allem Helmsby nicht im Stich lassen. Wir haben Euch Eure neue, feine Burg gebaut. Wir haben Euch sogar unsere Söhne gegeben – mein Osfrith war einer davon, er fiel bei Lincoln.«
    »Losian, du bist dran …«
    Alan hörte nicht hin. »Es tut mir leid«, antwortete er Gunnild. Er sah ihr in die Augen. »Und ich meine, was ich sage: Es tut mir leid, dass ich deinen Sohn in die Schlacht geführt habe und er sein Leben verloren hat. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Aber was ich von euch gefordert habe, war nur, was ihr mir schuldig seid: Frondienst und Gefolgschaft.«
    »Und genauso fordern wir von Euch nur das, was Ihr uns schuldig seid, Mylord: Eure Fürsorge und Euren Schutz.«
    Alan richtete den Blick auf das Spielfeld und erwiderte nichts. Er sah, dass er entweder eine eigene Mühle schließen oder auf diesen Vorteil verzichten konnte, um Oswalds zweite zu verhindern. Eine Wahl zwischen zwei Übeln. Wie passend. Seufzend machte er seinen Zug. »Ich fürchte, ich werde kläglich untergehen, Oswald.«
    Der Junge zögerte, den Spielstein in der ausgestreckten Hand. »Soll ich keine Mühle machen? Bist du traurig, wenn du verlierst?«
    Alan lachte leise. »Nein, nein. Nur zu, mach mich fertig. Lass dich von meinem Gejammer nicht erweichen, das ist nur ein Trick …«
    Beruhigt machte Oswald sich daran, Alans Niederlage zu besiegeln.
    Sie debattierten darüber, ob sie eine zweite Partie spielen sollten oder es nicht längst Zeit zum Schlafengehen war, als die Tür zur Hütte sich öffnete und zwei Männer eintraten. Der eine war der Steward. Der andere war ein hagerer junger Kerl mit einem riesigen Adamsapfel und einem feuerroten Schopf. Sie unterhielten sich angeregt, aber als sie Alan am Tisch entdeckten, verstummten sie.
    Alan verschränkte die Arme und sah zur niedrigen Decke auf. »Über wen mögen sie wohl geredet haben …«
    »Was in aller Welt tust du hier, Vetter?«, brummelte Guillaume.
    »Ich trinke ein Bier und verliere im Mühlespiel.«
    »Deine Großmutter spuckt beinah Feuer vor Zorn, dieser junge Henry und Haimon und Henrys Ritter saufen deinen Keller leer, deine Gemahlin heult sich die Augen aus, und du sitzt hier und trinkst ein Bier ?«
    »Wie du siehst.«
    »Aber du

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