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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Ordnung. Großartige Männer, wenn du’s genau wissen willst. Aber wenn ich Stephens Hintern vom Thron befördern will, brauche ich eigene Freunde. Vor allem in England.«
    Alan nickte. »Und hast gestern schon wieder einen gefunden, wie ich hörte.«
    »Haimon?« Henry nahm den Wetzstein wieder auf und setzte seine Arbeit bedächtig fort. »Er ist ein sehr gefährlicher Mann, glaube ich. Aber auch gefährliche Freunde können nützlich sein.«
    »Ah. Du bewertest Freunde also nach ihrem Nutzwert.«
    Henry grinste auf sein Schwert hinab. »Nur die gefährlichen … Meine Ritter bestehen übrigens darauf, dass wir uns sofort auf den Heimweg machen. Wir haben fürchterlich gestritten deswegen. Ich habe ihnen klipp und klar gesagt, dass ich auf Simon warten werde. Aber wenn ich eines Morgens spurlos verschwunden sein sollte, wundere dich nicht. Dann haben sie mich verschleppt, um ihren Kopf durchzusetzen.«
    »Vielleicht wäre es das Beste, du wartest an einem Ort, den weder deine Ritter noch Simon kennen.«
    »Das meinte Haimon auch. Er hat mich eingeladen, ihn nach Fenwick zu begleiten. Da steht seine Halle.«
    Die Vorstellung gefiel Alan nicht, aber er musste einräumen, dass es eine gute Lösung wäre. Es hätte auf jeden Fall den Vorzug, dass Haimon aus Helmsby verschwände, und wenn Alan ganz großes Glück hatte, nahm er Susanna vielleicht wieder mit …
    »Wir werden sehen«, unterbrach Henry seine boshaften Gedanken. »Ostern würde ich gern hier verbringen, wenn du mich so lange erträgst. Zu Ostern und zu Weihnachten werde ich immer ein bisschen rührselig, und darum würde ich die Feiertage lieber mit dir und den Gefährten begehen.«
    »Ich bin geehrt.« Es war nur beinah ein Scherz.
    Henry nickte, als finde er das völlig angemessen.
    Es dauerte nicht lange, bis die Halle sich zu füllen begann. Die Ritter erwachten, schälten sich stöhnend aus ihren Decken und hielten sich die Köpfe. Sie begrüßten Alan einsilbig, fast rüde, nachdem Henry sie miteinander bekannt gemacht hatte, und der junge Franzose herrschte sie an, sich gefälligst zusammenzureißen oder ihre Katerlaune an die frische Luft zu tragen.
    Sie entschuldigten sich. Alan beobachtete mit Interesse, wie diese zehn gestandenen Männer, von denen keiner jünger als dreißig war, vor dem Sprössling ihres Grafen kuschten. In keinem der Augenpaare entdeckte er auch nur ein rebellisches Funkeln. Nein, schloss Alan, Henry hatte von seinen Rittern nichts zu befürchten. Der Junge wusste es vielleicht nicht, aber diese Männer vergötterten ihn.
    Die Bewohner der Burg versammelten sich zum Frühstück, auch Lady Matilda, Susanna und Haimon.
    »Ah. Nicht über alle Berge, wie Großmutter befürchtet hat«, grüßte Haimon augenzwinkernd.
    Das hättest du wohl gern, fuhr es Alan durch den Kopf. »Fürs Erste nicht«, erwiderte er, aber ohne Haimons aufgesetzte Fröhlichkeit.
    »Wo in aller Welt warst du?«, fragte Lady Matilda und reichte ihm eine Schale mit Hafergrütze.
    »Im Dorf. Danke.« Er fing an zu löffeln. »Bei Gunnild, um genau zu sein.«
    Lady Matilda nickte. Die Antwort schien sie zufriedenzustellen.
    Susanna hingegen fragte: »Was um Himmels willen hattest du bei dieser alten Hexe zu suchen?«
    »Ist sie das?«, entgegnete er interessiert.
    »Blödsinn«, brummte Matilda in ihr Porridge. »Sie ist die älteste Frau im Dorf, und die Leute kommen zu ihr, wenn sie einen Rat brauchen, das ist alles.«
    »Es war Oswald, den ich bei ihr gesucht habe«, klärte Alan seine Gemahlin höflich auf.
    »Einer von Alans Schützlingen«, fügte Matilda hinzu und wies diskret mit dem Löffel auf den Jungen, der zwischen King Edmund und Luke saß und ihnen mit leuchtenden Augen etwas erzählte – zweifellos von seinem Triumph beim Mühlespiel.
    Susanna verzog angewidert den Mund. »Was für ein idiotisches Pfannkuchengesicht.«
    »Nicht alle Menschen können so schön sein wie du, Susanna«, bemerkte Alan und aß seelenruhig weiter. Es war weiß Gott nicht die erste abfällige Bemerkung, die er über Oswald hörte – dergleichen erschütterte ihn nicht. »Seine Erscheinung spricht vielleicht nicht für ihn, aber er hat ein Herz aus Gold.«
    »Das rührt mich zu Tränen«, entfuhr es ihr.
    Alan legte den Löffel in die leere Schale. Ihm war bereits aufgefallen, dass er an der hohen Tafel immer als Erster aufgegessen hatte. Was wohl daran lag, dass keiner seiner Tischgenossen je solchen Hunger gelitten hatte wie er und seine Mitgefangenen auf der Isle

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