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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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stimmt, ich habe dich gemieden. Womöglich lag es daran, dass du mich eine Monstrosität genannt hast, das wollen wir doch nicht vergessen, nicht wahr? Es hat mir … nicht gerade Mut gemacht.«
    Sie betrachtete ihn und schüttelte mit einem mitleidigen Lächeln den Kopf. »Hör dich doch nur an. Aus Alan of Helmsby ist eine Maus geworden.«
    Bleierne Resignation überkam ihn. Es war, als sprächen sie verschiedene Sprachen. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und ging zum Tor.
    »Sie hat übrigens einen Bastard von dir, die Schwester des Reeve. Haimon hat dem Schmied von Metcombe Geld bezahlt, damit der sie heiratet, aber reite nur hin und schau dir dein Töchterchen an. Es wird dir gefallen, es ist genauso schwachsinnig wie deine Freunde.«
    Die Neuigkeiten erschütterten ihn, aber mehr noch ihre Niedertracht und die Erkenntnis, was genau es war, das Susanna hier beabsichtigte. Sie wollte ihn provozieren. Damit er über sie herfiel, sein Besitzrecht einforderte, irgendetwas in der Art. Damit er sich so verhielt, wie ein betrogener Ehemann sich ihrer Vorstellung nach verhalten sollte, auf dass er endlich wieder der Alan of Helmsby wurde, den sie wollte, den sie kannte, den sie begreifen konnte.
    Am Tor blieb er noch einmal stehen, aber er wandte sich nicht um. »Solltest du einen Bastard von Henry Plantagenet bekommen, richte Haimon aus, er möge sich auf die Suche nach einem geeigneten Schmied für dich machen. Leb wohl, Susanna.«
    Er ging zum Pferdestall, sattelte Conan und verschwand aus Helmsby, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen.

Norwich, Mai 1147
    »Nun, mein nass geregneter junger Freund, was kann ich für Euch tun?«
    »Mein Name ist Alan of Helmsby, und ich bin auf der Suche nach Josua ben Isaac.« Er rang sich ein Lächeln ab. »Ihr müsst Ruben sein.«
    Der wohlgenährte Kaufmann nickte und betrachtete ihn mit unverhohlener Neugier. » Der Alan of Helmsby?«
    »Ich wüsste von keinem zweiten«, antwortete er und schlug verlegen die Augen nieder. Er konnte sich unschwer vorstellen, welch einen Anblick er bot. Ohne Hut und Mantel war er aus Helmsby geflohen, mit genau sieben Pennys in seinem Beutel. Seine Kleider und seine Waffen machten glaubhaft, dass er der war, für den er sich ausgab, aber er war durch fürchterliches Wetter geritten, war schlammbespritzt und unrasiert.
    »Hm«, machte Ruben ben Isaac und stemmte die Hände in die üppig gepolsterten Hüften. »Ich wusste gar nicht, dass mein Bruder so berühmte Leute kennt. Er ist nicht hier, Mylord. Er macht Hausbesuche. Diese ganze Stadt scheint mit dem Fieber darniederzuliegen, darum hat er alle Hände voll zu tun, während ich auf all meinem Seidenbrokat und den edlen Gewürzen sitzen bleibe.« Mit einem spitzbübischen Lächeln hob er die Schultern. »Nun ja. Insofern ergänzen wir uns hervorragend. Einer von uns ist immer einträglich beschäftigt.«
    Alan ertappte sich dabei, dass er das Lächeln erwiderte. Ruben ben Isaac sah seinem Bruder ähnlich, doch er schien die gutmütigere, gemütliche Variante zu sein. »Habt Dank. Ich warte draußen auf ihn.«
    »In dem Wetter? Kommt nicht infrage! Ich bringe Euch in seine Behandlungsräume, und dort könnt ihr bei einem Becher Wein auf ihn warten.« Er vollführte eine einladende Geste. » Schalom , Alan of Helmsby. Seid willkommen in unserem Haus.«
    Alan schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Seufzen. »Das ist sehr großzügig von Euch, aber lieber nicht. Bei unserer letzten Begegnung war Euer Bruder sehr zornig auf mich. Zu Recht, fürchte ich. Es ist gewiss besser, ich warte draußen auf ihn.«
    Eine Tür, die ins Innere des Hauses führte und die Alan in dem Durcheinander des Kontors gar nicht bemerkt hatte, öffnete sich, und ein kleiner Kerl mit Schläfenlocken kam herein. Er sagte etwas in ihrer Sprache, dann fiel sein Blick auf den Besucher, und er rief: »Losian!«
    Es war verräterisch tröstlich, diesen Namen zu hören. »Moses.«
    »Hast du Oswald mitgebracht?«
    »Nein, es ging leider nicht.«
    Ruben ben Isaac legte seinem Neffen eine warnende Hand auf die Schulter und betrachtete den Besucher mit einer Mischung aus Neugier, Skepsis und – so eigentümlich es auch schien – Schalk. Kein Zweifel, er hatte von »Losian« und seinen Gefährten gehört. Zu seinem Neffen sagte er auf Normannisch: »Moses, führe unseren Gast in den Behandlungsraum deines Vaters, bring ihm Brot und einen Becher von unserem Besten, und dann schließ ihn dort ein.«
    »Ihr müsst wirklich

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