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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Thema. »Wie geht es Oswald? Haben die Herzbeschwerden sich wieder gezeigt?«
    »Seit wir in Helmsby sind, nicht. Ich denke, es geht ihm gut. Er hat Freunde im Dorf gefunden. Aber ich bin verschwunden, ohne mich von ihm oder sonst irgendwem zu verabschieden.« Er hob die Hände zu einer Geste der Ratlosigkeit. »Ich bin geflohen, wenn Ihr’s genau wissen wollt. Und jetzt plagt mich mein Gewissen. Gerade wegen Oswald.«
    »Ihr scheint zu den unglücklichen Menschen zu zählen, die zwar ein Gewissen haben, sich davon aber nicht abhalten lassen, Missetaten zu begehen, die sie dann bitter bereuen müssen.« Es klang kühl.
    Alan dachte an Henry. Vielleicht liegt das ja in der Familie … Er betrachtete den jüdischen Arzt einen Moment. Dann nickte er. »Na schön. Ihr versagt mir Eure Hilfe, weil Ihr immer noch zornig auf mich seid. Das ist Euer gutes Recht. Also werde ich gehen und Euch nicht mehr behelligen. Sagt mir nur, wie es ihr geht.«
    Ein gefährliches Funkeln trat in die dunklen Augen, und Josua presste einen Augenblick die Lippen zusammen. »Ihr geht nirgendwohin«, knurrte er. »Ich werde versuchen, Euch zu helfen. Aber ich habe eine Reihe von Bedingungen. Keine davon wird Euch gefallen. Die erste lautet: Wir reden nicht über meine Tochter, und Ihr werdet sie nicht zu Gesicht bekommen.«
    Erleichterung und bittere Enttäuschung rangen in Alan um die Oberhand, aber er zögerte nicht. »Einverstanden.«
    Josua lächelte humorlos. »Euer Einverständnis ist nicht erforderlich. Ich gedenke nämlich nicht, mich auf Euer Ehrenwort zu verlassen. Und bevor wir über meine weiteren Bedingungen sprechen, möchte ich, dass Ihr die Waffen ablegt.«
    Alan löste seinen Schwertgürtel, zog den Dolch, legte beide vor Josua auf die Holzdielen und trat ein paar Schritte zurück. »So schrecklich sind Eure Bedingungen? Sollte ich mich fürchten?«, fragte er mit einem unfreiwilligen Grinsen.
    »Oh, das werdet Ihr«, versicherte Josua ben Isaac ihm, und er machte aus seiner Befriedigung keinen Hehl.

Helmsby, Mai 1147
    Trotz des abscheulichen Wetters kamen Simon und die Zwillinge euphorischer Stimmung zurück nach Helmsby. Sie ließen den Wagen und den Klepper – die beide noch ein bisschen mitgenommener aussahen als bei ihrem Aufbruch – in der Obhut der Stallknechte zurück und durchquerten eilig den Burghof. Ihre Schuhe verursachten schmatzende Geräusche, denn der grasbewachsene Innenhof schien im Begriff, sich in einen Sumpf zu verwandeln. Es tropfte von den Strohdächern der Wirtschaftsgebäude, und bis auf ein paar Hühner, die lustlos im Schlamm pickten, lag der Burghof wie ausgestorben. Grendel wollte hinüberlaufen, um sie aufzuscheuchen und für ein bisschen Stimmung zu sorgen, aber Wulfric pfiff ihn zurück, und der große Hund trottete folgsam neben ihnen einher, allerdings nicht ohne Wulfric mit einem gekränkten Blick zu traktieren.
    Die Gefährten senkten die Köpfe gegen Regen und Wind und waren dankbar, als sie den überdachten Aufgang erreichten. Die Wachen am oberen Tor erwiderten ihren Gruß einsilbig.
    »Was ist hier los?«, fragte Simon die beiden Männer argwöhnisch.
    Der Linke schüttelte düster den Kopf. »Das wüssten wir auch gern. Geht lieber rein, Mylord.«
    Simon tauschte einen Blick mit Godric und Wulfric, bedrängte die Wache aber nicht weiter. Sie liefen die Treppe hinauf, betraten den Donjon und begaben sich in die Halle.
    Die alte Lady saß mit Henry, einer schönen jungen Frau und einem Edelmann, die Simon nicht kannte, an der hohen Tafel beim Nachtmahl, und Simon spürte sofort, wie niedergedrückt und angespannt die Stimmung war. Selbst das Gesinde auf den Bänken war verdächtig still.
    Sie traten vor die Estrade und verneigten sich vor Lady Matilda.
    Diese rang sich ein kleines Lächeln ab und nickte ihnen zu.
    Simon zog einen gefalteten und versiegelten Pergamentbogen hervor, den er unter dem Bliaut getragen hatte, damit die kostbaren Worte nicht zerlaufen konnten, und überreichte ihn Henry mit einem triumphalen Lächeln. »Freies und sicheres Geleit bis an die Grenzen der Normandie für dich und jeden, der dir angehört. Und das hier.« Er förderte mit der Linken einen verheißungsvoll klimpernden Beutel zutage.
    Henry stand auf und nahm die guten Gaben in Empfang. »Sei gepriesen, Simon de Clare. Wie in aller Welt hast du das fertiggebracht?« Er hatte einen Bluterguss am linken Jochbein, der im schwachen Licht schwärzlich wirkte.
    »Ich glaube, es ist besser, das erzähle

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