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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Schnauze auf den Vorderpfoten, und stierte kummervoll vor sich hin. Wenn er Schritte hörte, hob er manchmal den Kopf, doch sobald er sah, dass es nicht Wulfric und Godric waren, verlor er das Interesse.
    »Grendel«, schalt Alan schließlich. »So kann das nicht weitergehen. Komm auf die Füße.« Er stupste ihn sacht mit der Stiefelspitze an. »Komm, mein Junge. Ich muss nach Metcombe und bin dankbar für jeden, der mich begleitet.«
    Seine Großmutter lächelte boshaft in ihre Porridgeschale. »Alan of Helmsby fürchtet sich neuerdings vor seinen Bauern?«
    Er griff nach einem Brotlaib und schlug ihn in das Tuch ein, das eine Magd ihm zu dem Zweck gebracht hatte. »Das ist übertrieben. Der einzige Mensch in Metcombe, vor dem ich mich vielleicht ein wenig fürchte, ist meine Tochter.« Er stand auf. »Jetzt komm endlich, Grendel.«
    Der Hund hörte offenbar, dass es keinen Sinn hatte, sich weiter schlafend zu stellen, kam steifer auf die Füße, als er eigentlich war, um Alan Gewissensbisse zu verursachen, und trottete von der Estrade.
    »Bist du heute Abend zurück?«, fragte Lady Matilda.
    Alan schüttelte den Kopf. »Ich werde zwei oder drei Tage unterwegs sein.« Er gedachte, von Metcombe aus weiter nach Blackmore zu reiten, aber da Haimon mit am Tisch saß, sagte er das nicht. Er wollte verhindern, dass sein Cousin einen Boten in das Dorf schickte, auf welches sie beide Anspruch erhoben, und seinen Steward dort veranlasste, die Höhe der Pachteinnahmen zu vertuschen oder Ähnliches.
    Vor dem Pferdestall wartete der alte Edwy mit Conan und einer stämmigen Stute mit sandfarbenem Fell und heller Mähne und Schweif. »Marigold«, stellte der Stallknecht vor. »Sie macht fürs Auge vielleicht nicht viel her, aber sie ist genau richtig für Eure Zwecke, Mylord.«
    »Danke, Edwy.« Alan kontrollierte, ob Conans Satteltaschen Proviant und Decken enthielten, wie er befohlen hatte, verstaute das frische Brot und saß auf. Dann nahm er Marigold am Zügel, nickte dem alten Knecht zu und ritt aus dem Tor seiner Burg.
    Wenig später hielt er vor der Mühle, die am Rand des Dorfes stand. Alan hörte das Knarren von Mahlwerk und Rad. Letzteres wurde von einem schmalen, aber raschen Bach angetrieben, der ein paar Meilen weiter im Wald in den Ouse mündete.
    Oswald kam aus dem Haus, als er den Hufschlag hörte. »Losian!« Er strahlte und rieb sich die mehligen Hände am Hosenboden ab. »Bringst du uns Korn zum Mahlen?«
    »Viel besser, Oswald. Ich bringe eine Überraschung.«
    »Was für eine Überraschung?«
    »Du und Grendel und ich machen einen Ausflug. Und du darfst den ganzen Weg reiten. Auf Marigold.« Er zeigte auf das brave Pony.
    Oswalds Augen leuchteten auf, und er klatschte ausgelassen in die Hände, aber sogleich kamen ihm Bedenken. »Ich weiß nicht … Ich kann keinen Ausflug machen, glaub ich. Wir haben so viel Arbeit, und Egbert erlaubt sicher nicht …«
    Der Müller kam ebenfalls aus der Tür, legte ihm die Hand auf den Arm und sagte lächelnd: »Doch, Oswald. Ich weiß es schon ein paar Tage. Geh mit Gott, Junge. Du warst so fleißig, du hast eine Belohnung verdient.« Als er die Hand sinken ließ, hinterließ er weiße Fingerabdrücke auf dem Ärmel.
    Oswald war außer Rand und Band vor Freude. Jubelnd drehte er sich im Kreis. »Wir machen einen Ausflug! Wir machen einen Ausflug! Grendel, hast du gehört, wir machen einen Ausflug …«
    Alan saß ab, und zusammen mit dem Müller beobachtete er diesen Ausbruch purer Glückseligkeit. Selbst Grendel ließ sich von Oswalds Übermut anstecken, sprang schwanzwedelnd um ihn herum und bellte.
    »Wenn wir alle so wären, wär die Welt ein besserer Ort, Mylord«, bemerkte der Müller gedämpft.
    Alan nickte. »Und Gott näher.«
    »Ganz gewiss.«
    »Komm jetzt, Oswald«, rief Alan. »Sonst ist der halbe Tag vorüber, ehe du deinen Freudentanz beendet hast.«
    Lachend kam Oswald angelaufen, außer Atem und mit strahlenden Augen.
    »Leg die linke Hand vorn an den Sattel. Nein, Oswald, die linke Hand. Die andere hinten an den Sattel. Genau so. Jetzt heb den linken Fuß nach hinten … den linken Fuß …« Alan legte die Hände um seine Wade. »Und jetzt Achtung.« Mit einem Schwung beförderte er Oswald auf Marigolds Rücken, die duldsam stehen blieb und sich nicht im Kreis drehte, als habe sie sich plötzlich in den Kopf gesetzt, einmal ihren eigenen Schweif anzusehen, so wie andere Pferde es gern taten, wenn ein unerfahrener Reiter zum ersten Mal aufsaß.
    Alan

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