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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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tun?«
    »Im Moment gibt es mehr Arbeit als Hände, um sie zu tun. Also, wie wär’s?«
    »Nein, danke.«
    »Wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich immer gern mit angepackt. Das gehört zu den Dingen, die der Alan von einst und der von heute gleichermaßen schätzen.«
    »Du tust es doch nur aus Eitelkeit. Um zu beweisen, was für Bärenkräfte du hast, und damit deine Bauern dich genauso anbeten, wie ihre Frauen und Töchter es tun.«
    Alan arbeitete schweigend noch einen Moment weiter. Dann drehte er sich um und lehnte sich mit dem Rücken an seine Kornsäcke.
    Ine kam mit dem Bier. Auf der Schwelle zur Scheune zögerte er, brachte den beiden Cousins dann jedem einen Becher und hielt den Blick gesenkt.
    »Danke«, sagte Alan. »Du kannst verschwinden. Dein Vater braucht deine Hilfe beim Dreschen.«
    Ine nickte scheu und verdrückte sich schleunigst wieder.
    »Wenn ich dir die Wahrheit sagen soll, Haimon: Ich lege keinen gesteigerten Wert auf die Zuneigung meiner Bauern. Das wissen sie genau, und deswegen kämen sie auch im Traum nicht darauf, mich zu vergöttern. Aber dich fürchten sie, weil du ein Schinder bist. Darum kann ich dir Helmsby nicht geben. Obwohl es von Rechts wegen an dich hätte fallen sollen, das weiß ich sehr wohl.«
    »Nun, das kannst du gefahrlos einräumen, wenn du im gleichen Atemzug verkündest, dass ich leider nicht würdig bin, es zu besitzen, nicht wahr?« Es sollte spöttisch klingen, aber Haimons Bitterkeit schwang in seiner Stimme.
    Alan nahm einen tiefen Zug. Das Bier kam geradewegs aus dem Burgkeller und war herrlich kühl. »Wie geht es deiner Mutter?«, fragte er. Ihm fiel ein, dass er Haimon diese Frage schon an dem Tag hatte stellen wollen, als er hier in der Scheune über Henry und Susanna gestolpert war. Inzwischen wusste er wieder, dass seine Tante Eloise ein zurückgezogenes, kränkelndes Witwendasein in Fenwick geführt hatte, als er vor drei Jahren zu seiner unglückseligen Jagd nach Geoffrey de Mandeville aufgebrochen war. »Lebt sie noch?«
    Haimon schüttelte kurz den Kopf und trank ebenfalls. »Vorletzten Winter hat sie die Rote Ruhr erwischt«, berichtete er, als er abgesetzt hatte.
    Alan nickte wortlos.
    »Sie fehlt mir«, räumte Haimon ein. »Das hätte ich ehrlich nie gedacht. Sie ist mir mit ihrem unsäglichen Selbstmitleid immer auf die Nerven gegangen. Ich meine, es hat sie ja niemand gezwungen, dich zum Verhungern bei den Torfstechern abzuliefern und damit all das Unglück über uns zu bringen. Sie hat nie eingesehen, dass sie selbst auch schuld war, und mir jahrein, jahraus die Ohren vollgejammert. Und trotzdem. Jetzt, da sie weg ist, fehlt sie mir.«
    Diese gänzlich unerwartete Freimütigkeit machte Alan ein wenig Hoffnung. »Hast du eigentlich inzwischen mal geheiratet?«, fragte er weiter.
    »Nein.« Haimon zeigte ein kurzes Lächeln ohne allen Frohsinn. »Ich hoffe immer noch auf eine reiche Erbin, die mir genug einbringt, dass ich mir eine Burg bauen kann, aber solche Dinge sind schwierig geworden durch den Krieg.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Immerhin erspart mir das die Peinlichkeit, mit einem Sack voller Geld zum Bischof zu kriechen und eine Scheidung zu erbetteln«, frotzelte Haimon.
    Alan nickte und trank noch einen langen Zug.
    »Ich habe mit ihr gesprochen«, setzte Haimon ein wenig zögerlich wieder an. »Mit Susanna.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Willst du wissen, wo sie ist?«
    »Nein, aber ich bin überzeugt, du wirst es mir trotzdem sagen.«
    »Wie ist es nur möglich, dass du ihr gegenüber so vollkommen gleichgültig geworden bist?«, fragte Haimon verständnislos. »Ich meine, du warst förmlich …«
    »Besessen von ihr, ich weiß.« Es klang sehr kühl, und Alan schärfte sich ein, sich zusammenzunehmen und seinem Cousin nicht die Tür vor der Nase zuzuschlagen, die sich gerade einen Spaltbreit zu öffnen schien. »Ich habe mich in vielerlei Hinsicht geändert, Haimon. Und zu diesen Veränderungen gehört auch, dass ich auf keine der Eigenschaften mehr Wert lege, die ich an Susanna einmal so geschätzt habe. Es hat mich wütend gemacht, dass sie mich betrogen hat, aber im Grunde war es mir gleich. Weil ich sie nicht mehr wollte.«
    Haimon schnaubte. »Das würde ich an deiner Stelle jetzt auch behaupten …«
    Alan hob die Schultern. »Denk, was dir Spaß macht.«
    Haimon sah ihn mit einem Mal neugierig an. »Hast du eine andere?«
    »Noch nicht. Ich bin auch keineswegs sicher, dass ich sie bekomme.«
    »Wer ist sie?«
    Alan schüttelte

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