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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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besser planen sollen«, gab Alan zurück. »Von mir aus könnt ihr in der Kirche im Dorf unterschlüpfen, aber hier bleibt ihr todsicher nicht.«
    Haimon schüttelte den Kopf und blickte sich eingehend in der Halle um, als wolle er sie sich einprägen, ehe er sie zum letzten Mal verlassen musste. »Willst du nicht einmal hören, was uns herführt?«, fragte er dann.
    »Offen gestanden, nein.«
    Susanna konnte nicht länger an sich halten. Sie machte einen Schritt auf die Tafel zu. » Du bist derjenige, der Helmsby verlassen wird!«, schleuderte sie ihrem einstigen Gemahl entgegen. »Und du kannst Haimon auf Knien anbetteln, dich die Nacht noch hier im Stall verbringen zu lassen, denn du kannst nicht in der Kirche unterschlüpfen, richtig?«
    Alan legte seiner Frau leicht die Hand auf die Schulter. Er wusste, dass hier gerade eine Katastrophe über ihn und die Seinen hereinbrach, und er setzte alles daran, eine ausdruckslose Miene zu wahren, während er sich erkundigte: »Was hat das zu bedeuten?«
    Langsam, als wolle er den Moment genüsslich in die Länge ziehen, förderte Haimon ein versiegeltes Dokument aus seinem Gewand. »Ich habe hier eine königliche Urkunde, die dich für deine unrechtmäßige Eheschließung mit einer Jüdin ächtet, dir Helmsby und deinen gesamten übrigen Besitz entzieht und stattdessen mir zu Lehen gibt.«
    Er streckte Alan das Schriftstück entgegen, der keinerlei Anstalten machte, es zu nehmen. »Eine königliche Urkunde?«, fragte er stattdessen. »Von wem?«
    Haimon zog amüsiert die Brauen in die Höhe. »Vom König von England, Cousin, wie der Name schon sagt.«
    »England hat keinen rechtmäßigen König«, belehrte seine Großmutter ihn.
    Er hob unbeeindruckt die breiten Schultern. »Ich hoffe, du vergibst, dass ich anderer Meinung bin.«
    Lady Matilda fragte angewidert: »Du hast dich Stephen angeschlossen, diesem Wurm? Wie tief willst du noch sinken, Haimon?«
    »Im Gegensatz zu dir und meinem teuren Vetter bin ich in der Lage, den Tatsachen ins Auge zu sehen: Gloucester ist tot, und damit ist die Kaiserin erledigt. Sie haben Stephen nicht vom Thron schütteln können, und nun hat er gewonnen. Und darum«, schloss er an Alan gewandt, »habe ich es für klug befunden, ihm meine Dienste anzubieten. Für eine kleine Gegenleistung.«
    Alan schüttelte fassungslos den Kopf. »Ich hätte dir allerhand zugetraut, aber niemals den Verrat an der Sache, für die auch du jahrelang mit aller Entschlossenheit gekämpft hast.«
    »Oh, aber nie so legendär wie du, nicht wahr?«, höhnte Haimon. »Und auch nicht so fanatisch. Die Kaiserin ist deine Tante, nicht meine. Ehrlich gestanden ist mir völlig gleich, wer König von England ist, und es ist immer lohnender, auf der Seite des Siegers zu stehen.«
    »In dem Fall kann ich dir nur wünschen, dass du nicht zu früh umgefallen bist, denn dieser Krieg ist noch lange nicht vorbei.«
    »Für mich schon«, konterte Haimon. »Und jetzt sei so gut und tritt beiseite. Ich würde mich gern auf meinen Platz setzen. Sagen wir, du hast eine halbe Stunde, von meiner Burg zu verschwinden. Danach setz ich dich vor die Tür.«
    »Du und wie viele deiner Freunde, Haimon?«
    »Etwa zweihundert«, antwortete ein weiterer Besucher, der von sechs Hünen in Helmen und Kettenpanzern begleitet durchs Portal der Halle trat. Als er den Lichtkreis der Kerzen auf der hohen Tafel erreichte, hatte Alan keine Mühe, ihn wiederzuerkennen. Die makellose Kutte aus feinster Wolle war ebenso unverwechselbar wie die Arroganz.
    »Anselm de Burgh, sieh an.« Er stellte fest, dass seine Kiefermuskeln wie versteinert waren. »Kommt Ihr wieder einmal an der Spitze eines mordgierigen Mobs?«
    Der Mönch vollführte eine kleine Geste Richtung Fenster. »Seht selbst.«
    Alan tauschte einen Blick mit Simon, der bereitwillig aufstand und an eine der schmalen Fensteröffnungen trat. »Soldaten«, berichtete er über die Schulter. »Der Hof wimmelt davon. Sie haben deine Wachen und die Knappen, die du ausbildest, überwältigt und gefesselt, verhalten sich ansonsten aber ruhig.«
    »Sie stehen im Dienst des Bischofs von Norwich, der sie mir freundlicherweise geborgt hat, um mein Recht durchzusetzen«, erklärte Haimon. »Also, Cousin? Wie steht es? Gehst du freiwillig, oder soll ich sie auf deine Bauern hetzen?«
    »Ich dachte, es sind jetzt deine Bauern, Haimon«, gab Alan zurück.
    Er hatte die Hand am Heft, aber ehe er ziehen und über den Tisch setzen konnte, lag Miriams Linke auf

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