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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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hockten die Soldaten dicht an dicht, tranken und würfelten, doch es war kein Gelage.
    »Keine Spur von Haimon und Susanna«, wisperte Godric.
    »Gut«, gab Simon ebenso leise zurück. »Dann lasst uns gehen. King Edmund, du weißt, was du zu tun hast.«
    Der heilige Mann nickte und huschte vor ihnen die Treppe hinauf. Nach wenigen Schritten hatten die Schatten der engen Wendeltreppe ihn verschluckt. Simon und die Zwillinge folgten und schlichen im Geschoss über der Halle zu der Kammer, die bis vor wenigen Stunden Alan und seine Gemahlin beherbergt hatte.
    Godric presste ein Ohr an einen Spalt zwischen zwei Holzbohlen der Tür. Seine Augen leuchteten auf, und mit einem Grinsen nickte er Simon zu. »Sie sind beschäftigt«, wisperte er.
    »Könnte nicht besser sein«, befand sein Bruder.
    »Lasst uns trotzdem auf der Hut sein«, warnte Simon.
    Sie verständigten sich mit einem Blick, dann zog Simon die Tür auf, und lautlos glitten sie über die Schwelle.
    Im Schlafgemach war es dunkel nach dem von Fackeln erhellten Korridor, aber ihre Augen brauchten nicht lange, bis sie Umrisse erkennen konnten. Die Bettvorhänge waren geschlossen, erzitterten aber rhythmisch. Im gleichen Takt hörten die Eindringlinge das heisere Stöhnen einer Frau.
    »Das gefällt dir, was«, knurrte Haimon.
    Sie stöhnte lauter.
    »Ich wette, so hat er’s dir nie besorgt. Sag es, Susanna. Sag, dass er es dir nie so besorgt hat …« Es klang kurzatmig.
    Unterdrückte Heiterkeit drohte die Zwillinge außer Gefecht zu setzen, doch als Simon mit einem Ruck den Vorhang zurückriss, waren sie zur Stelle.
    Godric packte ihr so vortrefflich abgelenktes Opfer bei den Armen und riss den Oberkörper zurück. Wulfric krallte die Faust in seinen Schopf und setzte ihm einen Dolch an die Kehle. Und Simon sagte: »Vergebt die rüde Unterbrechung, Mylord, aber wir hätten da noch eine Frage.«
    Wie gestochen fuhr Susanna hoch, und gerade noch rechtzeitig presste Simon ihr die Hand auf den Mund. »Ein Laut und er ist tot, Madame«, zischte er. Er hätte nie gedacht, dass er in der Lage wäre, eine Frau zu bedrohen, eine so wunderschöne Frau obendrein. Der Anblick, den sie bot, hätte obszön sein sollen: die Röcke gerafft, das Kleid aufgeschnürt, Brüste, Geschlecht und die langen Beine entblößt. Aber es war nicht obszön, im Gegenteil. Es war erregender als alles, was Simon je gesehen hatte – und er hatte an Henrys Hof eine Menge gesehen. Aber er blieb kühl und konzentriert und erwiderte ihren flehenden Blick so mitleidlos, dass sie die Augen niederschlagen musste.
    Unterdessen hatten die Zwillinge Haimon einen vorbereiteten Knebel in den Mund geschoben und festgezurrt, und nun wehrte Haimon sich heftig und strampelte, während sie ihn an Händen und Füßen fesselten. Schließlich war er sicher verschnürt, und Godric zeigte Großmut, zog ihm die Hosen hoch und band sie zu.
    »Jetzt sie«, sagte Simon.
    Susanna zuckte zurück, sah ihn wieder an und schüttelte wild den Kopf.
    Simon gab ihren Mund frei. »Es muss sein. Wenn ihr Eure Kleider vorher richten wollt, so sputet Euch, Madame.«
    Susanna gab zumindest vor, bedingungslos zu kapitulieren. Sie nickte, und Tränen rannen aus ihren großen blauen Augen über die so perfekt geformten Wangen, während sie mit fahrigen Bewegungen ihr Kleid zuschnürte. Als sie einigermaßen züchtig bedeckt war, umklammerte Simon ihren Arm mit einem gewissen Maß an Rohheit, das ihr zeigen sollte, wie ernst ihm seine Drohungen waren, zerrte sie auf die Füße, knebelte sie mit ihrem Couvre-chef und fesselte sie an den Bettpfosten.
    Die Zwillinge warfen sich Haimon über die Schultern und gingen zur Tür. Haimon gab ein empörtes, aber gedämpftes Grunzen von sich.
    Simon spähte auf den Korridor hinaus. »Die Luft ist rein. Kommt.«
    Godric und Wulfric trugen ihre Last scheinbar mühelos die enge Treppe zur Turmkammer hinauf. King Edmund erwartete sie dort vor der Tür, und er wirkte kränklich bleich im Licht der Fackel, die er trug.
    »Er sagt, er tut es«, brachte er hervor, es klang heiser.
    Simon nickte zufrieden. »Geh nur, wenn du willst, King Edmund. Wir schaffen den Rest allein.«
    Aber ihr Hirte schüttelte entschieden den Kopf. »Ich habe noch nie erlebt, dass ein so heiliger Zweck mit so teuflischen Mitteln verfolgt wurde. Ich denke, es ist besser für uns alle, ich bleibe in der Nähe und bete.«
    »Wie du willst.« Simon öffnete die Tür. Die Zwillinge folgten ihm in die Kammer und ließen Haimon

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