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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Freunde«, gestand er.
    »Luke musste seiner Schlange gehorchen und hat mich gewürgt und geschrien und geschrien. Und dann ist Losian gekommen.«
    Alan legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. »Gut gemacht«, murmelte er, und beendete die traurige Geschichte. »Seine Schnelligkeit und seine Kräfte schienen wirklich nicht von dieser Welt zu sein. Ich bin nicht sicher, ob ich es ohne Miriams Hilfe geschafft hätte.« Seine wunderbare Frau hatte die gleiche unerschütterliche Ruhe bewiesen, die Alan an ihrem Vater immer bewundert hatte, obwohl Lukes Raserei wie eine Vision der Hölle gewesen war. »Ich musste … ich musste ihn niederschlagen. Es ging nicht anders. Als er bewusstlos war, haben wir ihm Mohnsaft eingeflößt, um ihn ruhig zu halten. Und so haben wir ihn nach Norwich gebracht, wo Miriams Vater ein Hospital für Menschen wie ihn eröffnet hat. Josua sagt, es gibt kaum Hoffnung, dass es noch einmal besser wird mit unserem Gefährten. Aber er sagt auch, dass sein Leiden vermutlich nicht mehr lange dauern wird.«
    Sie schwiegen bekümmert, und schließlich fuhr Simon Oswald seufzend über den zu großen Kopf. »Du weißt, dass er nichts dafürkonnte, oder? Dass es nicht Luke war, der dir an die Kehle gegangen ist?«
    Wie treffsicher er Oswalds größten Kummer erkannt hat, dachte Alan erstaunt.
    »Ich weiß«, antwortete Oswald niedergeschlagen.
    Simon rieb sich kurz die Stirn. »Herrje, was für eine grässliche Geschichte.« Er sah zu Alan. »Ihr zwei habt nicht gerade Glück, wenn ihr auf Reisen geht, was? Da fällt mir ein: Danke, dass du das Gesindel aus Woodknoll verjagt hast.«
    »Keine Ursache. Ich weiß, du wolltest es selbst tun, aber nachdem Rollo de Laigle tot war, wäre es zu gefährlich gewesen, es herrenlos zu lassen. Roger fitzNigel, Guillaumes Bruder, hält es für dich, bis du nach Hause kommst.«
    »Dann lass uns hoffen, dass er dort keinen grauen Bart bekommt. Ich muss noch vor Weihnachten zurück nach Anjou.«
    Alan grinste ihn an. »Unentbehrlich, wie?«
    »Eifersüchtig?«, konterte Simon herausfordernd.
    Alan schnaubte. Doch er argwöhnte, die ehrliche Antwort lautete Ja. »Ich hab einen Brief für Henry von seiner Mutter. Es wird das Praktischste sein, wenn du ihn mitnimmst.«
    Bei Einbruch der Dämmerung versammelte der Haushalt sich zum Nachtmahl in der Halle, obwohl noch Nachmittag war. Im Herbst und Winter waren die Tage kurz, denn wenn es dunkel wurde, gingen die Menschen schlafen. Das sei auch recht so, sagte King Edmund gern, denn im Winter gab es nicht viel Arbeit zu tun, und wenn die Menschen Langeweile hätten, neigten sie zur Sünde.
    Wie so oft hatten der Lord und die Lady der Halle als Erste aufgegessen, denn Alan verschlang immer noch alles, was die Köchin ihm vorsetzte, wie ein Hungerleider, und Miriam hatte außer ihrem Fladenbrot und einer Schale Pastinaken nichts von den heutigen Speisen essen können.
    »Wir müssen dringend etwas unternehmen in der Sache«, sagte Alan besorgt zu ihr. »Du kannst nicht immer nur Brot und Honig und mageres Hühnchenfleisch zu dir nehmen, jetzt, da du für zwei essen musst.«
    »Mein Vater sagt, Geflügel sei gut für Schwangere«, entgegnete sie. »Und nun erzähl mir, was in Bristol passiert ist und du mir bislang verschwiegen hast.«
    »Das werde ich. Aber nicht hier und nicht jetzt. Es ist …«
    »Gott zum Gruße, Cousin«, unterbrach ihn eine laute Stimme von der Tür.
    Seine Großmutter verdrehte die Augen zur rußgeschwärzten Decke. »Jesus, konntest du uns das nicht ersparen?«, brummte sie.
    Haimon de Ponthieu kam gemächlich in die große Halle geschlendert, trat vor die hohe Tafel, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und wippte auf den Fußballen. An seiner Seite war Susanna. Sie hatte nur Augen für Miriam, und das kleine Lächeln auf ihren Lippen verursachte Alan einen unangenehmen Druck auf dem Magen.
    Ohne Eile erhob er sich von seinem Platz. »Ich hatte dir eindringlich geraten, dich hier nicht mehr blicken zu lassen, Haimon. Also sei klug und mach kehrt, und nimm deine Cousine mit. Sie ist hier so wenig erwünscht wie du.«
    Haimon rieb sich gelangweilt die Fingernägel am Mantel und schaute dann auf. »Bist du fertig?«
    »Haimon, du Narr, wozu soll das führen?«, grollte ihre Großmutter.
    Ihr Enkel ignorierte sie, den Blick unverwandt auf Alan gerichtet. »So unversöhnlich, Teuerster? Draußen bricht eine bitterkalte Nacht an, und trotzdem willst du uns vor die Tür setzen?«
    »Ihr hättet Eure Reise

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