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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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mit ihm bergab gehen wie mit Luke, wenn er seinen Platz in Helmsby und damit allen Halt verliert.
    »Wie kommen wir nach Lincolnshire durch dieses Wetter?«, fragte Godric. »Wir brauchen wenigstens einen Wagen für die Ladys und für Oswald. Erinnert euch, er kann keine weiten Strecken laufen.«
    »Wir müssen es zu Fuß bis Metcombe schaffen«, antwortete Alan. »Dort wird der Schmied uns einen Wagen besorgen. Glücklicherweise hat meine Gemahlin mich davon überzeugt, ihm meine Tochter zu lassen, darum ist er mir gewogen.«
    »Soweit irgendwer aus Metcombe einem Helmsby je gewogen sein könnte«, schränkte seine Großmutter krötig ein. Sie hatte die alten Hände um den Alebecher gelegt und starrte hinein.
    »Ein Helmsby ist er ja jetzt nicht mehr«, rief Wulfric ihr unvorsichtigerweise in Erinnerung.
    »Alan ist ein Helmsby bis ins Mark und wird es bleiben, bis er seinen letzten Atemzug tut«, fuhr sie ihn an. »Davon verstehst du nichts, du …«
    »Bitte, Großmutter«, unterbrach Alan scharf. »Das alles führt zu nichts.«
    Sie hat Angst vor dem Fußmarsch nach Metcombe, erkannte Simon. Und zu Recht. Das kann sie nicht schaffen. »Wir sollten uns schlafen legen«, schlug er seinen Gefährten vor.
    King Edmund und die Zwillinge nickten. Sie hatten beschlossen, ihre letzte Nacht in Helmsby in der Kirche zu verbringen. Simon wünschte höflich eine gute Nacht und führte sie hinaus. Über die Schulter erhaschte er einen letzten Blick auf Alan, der seine Frau an sich gezogen hatte, das Kinn auf ihren Scheitel gelegt, und leise sprach.
    »Was soll nur aus ihnen werden?«, fragte Godric ungewohnt verzagt.
    »Was soll aus uns allen werden?«, entgegnete King Edmund düster und bestätigte damit Simons Verdacht.
    »Vielleicht können wir noch verhindern, dass Haimon uns alle davonjagt«, sagte er gedämpft.
    Edmund und die Zwillinge blieben stehen und sahen ihn an. »Aber wie?«, fragte Wulfric.
    »Ich halte ja große Stücke auf meine Kampftechnik, aber wir drei gegen zweihundert?«, fügte sein Bruder skeptisch hinzu.
    Simon brachte ihn mit einer ungeduldigen Geste zum Schweigen. »Ich glaube, dass Haimon de Ponthieu ein sehr finsteres Geheimnis hütet. Wenn wir ihn nun dazu bewegen könnten, es zu enthüllen, würde das die Lage vollkommen ändern.«
    »Wieso?«, wollte King Edmund wissen.
    »Glaub mir, es ist so«, versicherte Simon.
    Die anderen drei schauten ihn an. Simon sah die Fragen und auch die Furcht in ihren Blicken, aber ebenso ihre Bereitwilligkeit, ihm zu folgen. Das war ihr größter, genau genommen ihr einziger Trumpf: dieses Vertrauen zueinander. Das Leben auf der Insel und die Ereignisse nach der Flucht von dort hatten sie gelehrt, dass sie sich blind aufeinander verlassen konnten.
    »Was hast du vor?«, fragte Godric schließlich.
    Simon erklärte es ihnen.
    Niemand nannte ihn verrückt oder einen Narren, denn sie mieden diese Wörter. Dennoch war Wulfrics Skepsis nicht zu überhören, als er sich erkundigte: »Und wer von uns soll das Wunder vollbringen, ihm sein Geheimnis zu entlocken?«
    Simon tauschte einen Blick mit King Edmund. Der nickte feierlich. »Ja«, sagte er langsam. »Es ist die einzige Möglichkeit.«
    Es war nicht einmal schwierig, in die Burg zu gelangen. Nur das untere Tor war von zwei der bischöflichen Soldaten bewacht, und King Edmund trat in Simons Begleitung zu ihnen und erklärte, er habe eine wichtige Nachricht von Alan de Lisieux, ehemals of Helmsby, für Vater Anselm de Burgh. Eigentlich war es ein wenig spät für Botschaften, aber oben in der Halle wurde noch gefeiert. Der angelsächsische Gottesmann strahlte eine Güte und fromme Demut aus, denen die Wachen nichts entgegenzusetzen hatten, und der junge normannische Edelmann an seiner Seite verlieh ihm Autorität. Die Männer ließen die Gefährten passieren und protestierten auch nicht, als die Zwillinge schattengleich hinter ihnen durchs Tor glitten.
    Ein paar Zelte waren im Burghof errichtet worden, um die Soldaten, die nicht im Donjon und den übrigen Gebäuden untergekommen waren, vor dem Regen und dem eiskalten Wind zu schützen.
    »Passt auf, wo ihr hintretet«, raunte Simon. »Stolpert nicht über die Zeltschnüre, wir wollen kein Aufsehen erregen.«
    Ohne Missgeschicke gelangten sie zur Halle, hielten sich aber im Schatten des Vorraums und spähten hinein. Anselm de Burgh saß mit einem seiner Ritter an der hohen Tafel. Ein Becher stand vor ihm, aber der Subprior wirkte nicht betrunken. An den Seitentischen

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