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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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deinen Wegen, Moses.«
    »Danke, Miriam.« Der junge Mann senkte ein wenig verlegen den Blick.
    »Und hast du deine Sache gut gemacht bei der Lesung in der Synagoge?«
    »Das hat er«, versicherte ihr Vater stolz, der immer noch den kleinen Aaron auf dem Arm hielt. Er zwinkerte ihm zu. »Nur noch neun Jahre. Dann bist du an der Reihe.«
    Er ließ es sich nicht nehmen, Alan einen herausfordernden Blick zuzuwerfen.
    Der hatte sich längst abgewöhnt, Josuas Köder zu schlucken. Das werden wir ja sehen, dachte er, doch was er sagte, war lediglich: »Gibt es irgendetwas zu tun?«
    Bar-mizwa − die Zeremonie, die aus einem Knaben einen Mann und ein vollwertiges Mitglied der jüdischen Gemeinde machte − wurde immer am Sabbat gefeiert. Das bedeutete einerseits, dass die Familie Zeit und Muße hatte, das große Ereignis gebührend zu begehen, stellte die Frauen aber vor die Herausforderung, das ganze Festmahl am Tag zuvor zubereiten zu müssen.
    »Du könntest für euch eine Bank aus der Küche holen«, schlug sein Schwiegervater vor. »Es ist nicht verboten, aber dein Kreuz ist jünger als meins, mein Sohn.«
    Wortlos wandte Alan sich ab. Es rührte ihn, wenn Josua ihn so nannte, aber er wollte verdammt sein, wenn er sich das anmerken ließ. Er schaffte die schlichte Holzbank herbei, auf der er sich mit seiner Frau und seinem Sohn niederließ, und sie lauschten Moses’ ausführlichem Bericht von der Feier in der Synagoge.
    Als sein Sohn schließlich zum Ende gekommen war, erkundigte Josua sich nach dem Befinden der kleinen Judith, die sie in Helmsby bei der Amme gelassen hatten, und Alan überließ es Miriam, zu antworten. Er erfreute sich an ihrem Anblick, an der Wärme und Lebhaftigkeit, mit der sie von ihrer kleinen Tochter sprach, und dem Hauch von Genugtuung, der ihrer ungeliebten Schwägerin galt, die seit der Geburt ihres Isaac einfach nicht mehr schwanger wurde. Es tat ihm gut, wieder im Kreis dieser Menschen zu sein, stellte er fest. Aaron und Isaac verzogen sich bald in einen Winkel des Gartens, um dort vermutlich irgendwelchen Unsinn anzustellen, und die Erwachsenen blieben am Tisch, redeten und schmausten, bis die Schatten lang wurden und die kupferfarbene Sonne im Westen vom nahenden Ende des Sabbats kündete.
    »Wie steht es in Helmsby?«, fragte Ruben schließlich. »Wir hörten, es gab Unruhen in eurer Gegend?«
    Alan nickte. »Eustache des Boulogne – er ist Stephens Kronprinz – hat ein paar Dörfer in den Fens überfallen. Mit Unterstützung meines Cousins Haimon, der sich in Fenwick eine Burg gebaut hat, von wo aus sie operierten. Ich bin mit meinen Männern hingeritten, aber als ich ankam, waren sie auf einmal verschwunden, alle beide.«
    Ruben schnaubte belustigt. »Der Name Alan of Helmsby sät eben immer noch Furcht in den Herzen seiner Feinde …«
    »Ein hübscher Gedanke, nicht wahr«, entgegnete Alan. »Aber so war es nicht. Sie haben jeden bewaffnet, der zwei Hände und Füße hatte, und sind nach Frankreich gezogen.«
    Das hatte Susanna ihm erzählt. Mit stolzgeschwellter Brust hatte sie auf dem Wehrgang über dem Torhaus von Haimons illegal errichteter Burg gestanden und ihre Tiraden auf ihren einstigen Gemahl niedergeschleudert. Alan hatte im eisigen Dauerregen auf der anderen Seite des Grabens auf seinem Pferd gesessen, die eingezogene Brücke angestarrt und Susanna mit zunehmendem Schrecken gelauscht: Louis von Frankreich hatte Eustache de Boulogne mit allen verfügbaren Männern nach Frankreich gerufen, um in die Normandie einzufallen und sie Henry Plantagenet zu entreißen, der sein Land verwirkt habe, da er sich mit seiner unerlaubten Heirat gegen seinen König und gegen Gott aufgelehnt habe.
    »Und Eustache ist nicht der Einzige, der sich Louis angeschlossen hat«, berichtete Alan weiter. »Auch Henrys Bruder Geoffrey und der Graf von Blois – die die sagenhafte Aliénor beide selbst gern geheiratet hätten – haben sich auf seine Seite geschlagen.«
    Es war einen Moment still. Dann bemerkte Josua: »Das klingt, als stünde es schlecht für den jungen Henry.«
    »Ja, das dachte ich auch. Bis Simon de Clare mir vor zwei Tagen Nachricht schickte: Henry war mit rund zweitausend Mann in Barfleur, um sich nach England einzuschiffen, als ihn die Neuigkeiten erreichten. Und er war nicht sonderlich erbaut von dieser neuen Verzögerung.« Er lächelte flüchtig. Er konnte sich seinen hitzköpfigen Cousin lebhaft vorstellen. »Er hat seine Truppen wieder von Bord geführt, ist Louis

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