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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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»Wonach schmeckt dein Lippenrouge?«
    »Probier doch mal.«
    Er beugte sich über sie und lag schon halb auf ihr, als er die Lippen auf ihre presste. »Und denkst du, du bist auch stärker als ich?«, murmelte er.
    »Ich würde es zu gern herausfinden.«
    Simon glitt von der Fensterbank und nahm Alais bei der Hand. Lautlos schlüpften sie durch die Verbindungstür in die behagliche Kammer, die die junge Hofdame mit einigen ihrer Gefährtinnen teilte. Niemand war dort.
    »Warum sind wir gegangen? Sie hätten uns ein denkwürdiges Schauspiel gegeben«, neckte sie ihn.
    Todsicher, dachte Simon. »Zuschauen reicht mir aber nicht«, entgegnete er. Er war ein wenig atemlos.
    Alais schlang die Arme um seinen Hals und presste sich an ihn. »Das trifft sich gut«, murmelte sie.
    Simon wusste, jeden Moment mochte eine der anderen Damen oder eine Magd hereinkommen, aber er konnte nicht warten. Während er seine Hosen aufschnürte, dirigierte Alais ihn zum Fenstersitz, drängte ihn darauf nieder, raffte die Röcke und kletterte auf seinen Schoß. Mit einem gehauchten »Na endlich« ließ sie sich auf ihn niedergleiten.
    Simon schloss die Augen, legte die Hände um ihr wundervolles, dralles Hinterteil und ließ den Kopf zurück gegen die Mauer sinken. Alles an Alais war drall und rund, und ihre Brüste waren in etwa so, wie er sich das Paradies vorstellte. Doch dieses Mal blieb keine Zeit, sie aus den Kleidern zu schälen. Ihre Bewegungen wurden schneller, und Alais fing an zu stöhnen. Er packte fester zu, spürte ihre kräftigen kleinen Finger, die sich an seinen Schultern festkrallten, ließ sich willig von ihr reiten und lauschte ihrer Stimme. Als sie kam, schrie sie. Für gewöhnlich war ihm der Gedanke unangenehm, dass alle Welt sie hören könnte, aber heute war ihm alles gleich. Er ließ sich von der Bank auf die Knie gleiten, legte Alais ins Bodenstroh, und dann stieß er in sie hinein, schneller und immer schneller, bis sie wieder anfing zu jauchzen, und dann kam er selbst.
    Reglos blieben sie noch einen Moment liegen. Simon hatte sich auf die Ellbogen gestützt und vergrub die Nase in ihrem Haar, das immer nach Veilchen duftete. Als ihr Keuchen nachließ, hörten sie unschwer zu deutende Laute aus dem Nachbarraum.
    Simon und Alais lachten leise, wie Verschwörer.
    »Sie sind noch nicht fertig«, bemerkte sie.
    Er lächelte auf sie hinab. »Wir auch nicht.«
    »Oh. Gut.« Sie kuschelte sich unter ihm zurecht, verschränkte die Arme in seinem Nacken, und dann sah sie ihn aus großen, dunklen Augen treuherzig an. »Es ist ein Jammer, dass du mich nicht liebst, Simon de Clare. Du wärst ein Mann zum Heiraten.«
    »Und ich dachte immer, Liebe sei nur etwas für eure aquitanischen Troubadoure und Heiraten hätte mit Vernunft zu tun.«
    Sie ruckte vielsagend den Kopf zur Tür. »Sie beweisen gerade das Gegenteil. Keiner von beiden hat auch nur einen Funken Vernunft im Leib.«
    »Stimmt.«
    »Vielleicht könnten du und ich …«
    Er legte einen Finger auf ihre Lippen und schüttelte den Kopf.
    Sie seufzte. »Schade.« Dann nahm sie die Unterlippe zwischen die Zähne. »Würdest du mich heiraten, wenn ich dir verrate, ob sie etwas mit seinem Vater hatte oder nicht?«
    Für einen Lidschlag war Simon versucht, darauf einzugehen. Es hatte ihn schier verrückt gemacht, dass es ihm nicht gelungen war, die Wahrheit zu ergründen, hatte gewissermaßen seine Ehre als Jäger von Geheimnissen verletzt. Aber im letzten Moment siegte sein Verstand. Kein Geheimnis war solch ein Opfer wert. Dieses ganz sicher nicht.
    Er strich Alais die feuchten schwarzen Locken aus der Stirn und küsste sie auf die Nasenspitze. »Dafür ist es jetzt zu spät, mein Engel. Selbst wenn ich es wüsste, würde es nichts mehr ändern, und darum ist es mir lieber, ich weiß es nicht.«
    Sie schnaubte leise. »Ich wette, das ist eine Lüge. Es würde dir solche Macht in die Hände geben, es zu wissen.«
    »Und mir vermutlich den Schlaf rauben. Nein, danke.«
    »Aber was wäre …«
    Er schüttelte den Kopf und fing an, ihr Kleid aufzuschnüren. »Genug geredet, Madame.«
    Am Pfingstsonntag, dem achtzehnten Mai im Jahre des Herrn 1152, heirateten der Herzog der Normandie und die Herzogin von Aquitanien in der Kathedrale Saint-Pierre zu Poitiers, und für zwei Menschen, die es so genossen, Aufsehen zu erregen, war es eine bemerkenswert stille Hochzeit. Simon de Clare, Godric und Wulfric und eine Handvoll von Henrys Freunden und Rittern sowie Aliénors Hofdamen und

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