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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Augen an und sank vor ihm auf ein Knie nieder. »Mylord.«
    Henry hob ihn auf. »Cousin William! Welch eine Freude. Setzt Euch, setzt Euch. Wie viele Männer bringt Ihr?«
    »Alle, die ich habe. Zweihundert Ritter, eintausend Fußsoldaten.«
    Henry pfiff beeindruckt durch die Zähne. »Seid gepriesen, William! Ihr verdoppelt meine Truppenstärke. Trinkt einen Schluck und sagt mir, wie wir Eurer Meinung nach vorgehen sollten.«
    William of Gloucester nahm auf einem der schlichten lederbezogenen Klappschemel Platz. Simon reichte ihm einen dampfenden Becher und traktierte ihn bei der Gelegenheit mit einem finsteren Blick.
    »Oh, kennt ihr euch eigentlich?«, fragte der junge Herzog der Normandie. »William, dies ist Simon de Clare. Simon: der Earl of Gloucester.«
    Simon nickte. »Ich weiß.« Der Mann, dem wir zu verdanken haben, dass uns hier seit fünf Jahren mehr und mehr die Felle schwimmen gehen, weil er Alan of Helmsby von seinem Hof in Bristol verbannt hat, statt ihm das Oberkommando zu übertragen. Aber Simon wusste, nur Einigkeit konnte sie stark genug machen, um dieses Abenteuer zu einem glücklichen Ende zu bringen, und darum nahm er sich zusammen, verneigte sich knapp und sagte: »Eine Ehre, Mylord.«
    Gloucester nickte abwesend und vergaß ihn auf der Stelle wieder, denn er hatte nur Augen für Henry. »Wir sind ja so glücklich, dass Ihr endlich hier seid, Monseigneur …«
    »Nennt mich Henry. Ja, ich bin auch froh, das kann ich Euch sagen. Es hat mich schier verrückt gemacht, wie lange es gedauert hat, aber jetzt wird nichts und niemand mich aufhalten. Wenn Malmesbury fällt, dann …« Er unterbrach sich, als die Wache ins Zelt trat. »Was gibt es denn schon wieder, Charles?«
    »Ein gewisser Alan of Helmsby, Monseigneur«, meldete der Soldat.
    Henry erhob sich und tauschte einen erwartungsvollen Blick mit Simon. Die Zwillinge traten aus dem Schatten im hinteren Teil des Zelts, wo sie gewartet hatten, und Gloucester, der sie zum ersten Mal sah, bestaunte sie mit den weit aufgerissenen Augen, die so typisch für ihn waren und ihm selbst mit Anfang dreißig noch etwas jungenhaft Unschuldiges verliehen.
    »Lass ihn eintreten«, sagte Henry. In einer untypischen Anwandlung von Eitelkeit sah er an sich hinab und strich sein schlichtes braunes Gewand glatt.
    Der Wachsoldat schlug die Zeltplane zurück, und Alan of Helmsby trat über die Schwelle, machte zwei Schritte in das geräumige Zelt hinein und blieb dann stehen.
    Simon war keineswegs sicher, dass er ihn ohne die Ankündigung der Wache auf den ersten Blick erkannt hätte, denn Alan war in voller Rüstung nach Malmesbury gekommen: Über dem wadenlangen grünen Bliaut trug er einen Gambeson – ein Gewand aus dicker, gesteppter Wolle, welches bis an die Knie reichte und den Körper vor dem Druck und der Reibung der Rüstung schützte –, der eine knappe Handbreit unter dem langärmeligen Kettenpanzer hervorschaute. Diese Brünne, die aus Hunderten kleiner Eisenringe gearbeitet war, verfügte über eine Kapuze mit Kinnschutz, den man üblicherweise herabhängen ließ, bis man in den Kampf ritt, der jetzt aber geschlossen war und das untere Drittel des Gesichts bis zu den Lippen verhüllte. Dazu der runde, eng anliegende Helm mit dem Nasenschutz, der selbst das Antlitz eines Cherubs in eine bedrohliche Maske verwandeln konnte. An einem breiten Ledergürtel über dem Kettenpanzer trug Alan sein Schwert, den mandelförmigen Schild auf dem Rücken. Seine Hände steckten in Panzerfäustlingen, die ein fester Bestandteil des Kettenhemdes waren, aber seitliche Schlitze von den Fingern bis zum Handgelenk aufwiesen, sodass man herausschlüpfen und die Hände gebrauchen konnte. Die Rüstung war weder neu noch prächtig, und man konnte sehen, dass sie schon so manche Schlacht erlebt und überdauert hatte. Alles, was von Alan of Helmsby zu sehen war, waren Mund, Wangen und die Feenaugen, und als der Blick sich auf Henry richtete, funkelte etwas darin, das Simon nicht benennen konnte.
    »Alan! Du bist gekommen. Wie wunderbar.« Henry trat mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu und versuchte, sein Unbehagen hinter einem breiten Lächeln zu verbergen.
    Alan nahm die herzliche Umarmung vollkommen reglos hin, und nachdem Henry von ihm abgelassen hatte, nickte er seinen Freunden mit dem Anflug eines Lächelns zu, der sogleich wieder verschwand, als sein Blick auf seinen Cousin Gloucester fiel. »William.«
    Dessen Adamsapfel hüpfte sichtlich auf und ab. »Alan.«
    Henry

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