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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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tun?«
    »Gib acht, Alan. Du versündigst dich. Die Streiter Christi vergießen Blut, um die Geburtsstätte unseres Glaubens zu verteidigen. Den heiligen Boden, wo der gnädige Herr Jesus Christus gewandelt, gestorben und auferstanden ist. Und du? Warum willst du immer noch mehr Blut vergießen?«
    »Wie kommst du darauf, dass ich das will?«, entgegnete Alan. »Aber wir können England nicht kampflos Eustache de Boulogne überlassen, Edmund. Und ich habe es Gloucester auf dem Sterbebett versprochen.« Damit dieses verfluchte Schiff endlich aufhört, unschuldige Menschen in den Tod zu reißen. Denn es sinkt immer noch … Bei dieser Erinnerung wurde Alan klar, dass auch Haimon letztlich ein Opfer dieser Schiffskatastrophe geworden war. Und wenn man noch ein bisschen genauer hinschaute, galt das auch für Susanna.
    King Edmund breitete resigniert die Hände aus. »Nun, ich bin überzeugt, du wirst tun, was du für richtig hältst.«
    Alan lehnte die Laute vorsichtig an den freien Sessel neben sich und stand auf. »Sei versichert. Aber ich werde meinen Steward bitten, einen Karren mit Lebensmitteln und eine Wache nach Fenwick zu schicken.«
    Edmund hob verblüfft den Kopf. »Woher der plötzliche Sinneswandel?«, fragte er sichtlich erfreut.
    Alan machte von dem Privileg Gebrauch, das ihm als Herrn der Halle zustand: Er blieb die Antwort einfach schuldig.

Malmesbury, Januar 1153
    Am Tag der Heiligen Drei Könige war endlich geschehen, woran so mancher in England beinah schon nicht mehr geglaubt hatte: Henry Plantagenet war mit sechsunddreißig Schiffen, einhundertvierzig Rittern und etwa zehnmal so vielen Soldaten an der Küste von Dorset gelandet und marschierte umgehend nach Malmesbury.
    »Warum Malmesbury?«, fragte Simon verständnislos. »Warum nicht Wallingford?«
    Henry wandte sich im Sattel zu ihm um und grinste. Er schien der Einzige zu sein, dem der eisige Schneeregen, der ihnen waagerecht ins Gesicht geblasen wurde, nichts anhaben konnte. »Oh, keine Bange, Merlin. Wir werden deiner schönen Kastellanin schon zu Hilfe eilen.«
    Simon verdrehte die Augen. »Wallingford ist der Schlüssel zu England, Henry. Darum geht es hier.«
    »Ja, ja. Aber meine Basis in England bilden Bristol und Gloucester. Und solange Stephen Malmesbury hält, welches genau dazwischen liegt, werden meine Meldereiter ständig abgefangen. Hörte ich dich das nicht kürzlich sagen?«
    »Das hörtest du mich sagen, ganz recht«, räumte Simon unwillig ein.
    »Na siehst du. Also lass uns unsere Basis sichern, und dann widmen wir uns Wallingford. Aus rein strategischen Erwägungen, versteht sich.«
    Alle, die mit ihm ritten und ihn hörten, lachten. Sogar Simon stimmte nach einem Moment mit ein. Es war schwierig, sich von Henrys Übermut nicht anstecken zu lassen. Der junge Herzog war so selig darüber, dass er seine lang gehegten Pläne endlich in die Tat umsetzen konnte, dass er beinah fiebrig vor Erregung wirkte. Doch sie machte ihn nicht leichtsinnig und auch nicht ungestümer, als er ohnehin schon war. Er hatte völlig recht, musste Simon einräumen. Bristol und Gloucester zu sichern musste ihre erste Aufgabe sein.
    Malmesbury war ein verschlafenes, unbefestigtes Städtchen in den Grenzmarken und fiel ohne jeden Widerstand. Die Burg hingegen, die mitten in der Stadt Wange an Wange mit dem berühmten Benediktinerkloster stand, war trutzig und stark befestigt und ihre Tore fest verschlossen.
    »Nun, dann wird die Burg eben belagert«, bekundete Henry und legte die verschlammten Stiefel auf einen Schemel.
    Die Kaufmannschaft des Städtchens, die dem Earl of Gloucester und damit auch Henry gewogen war, hatte ihm ein Haus zur Verfügung stellen wollen, aber Henry zog es vor, inmitten seiner Truppe in einem Zelt zu hausen. »Kann mal irgendwer Wein heiß machen? Mir friert noch alles ab …«
    Bereitwillig machten Simon und die Zwillinge sich ans Werk. Während Godric und Wulfric den Weinschlauch besorgten, fand Simon in der Reisetruhe ein paar Becher und einen kleinen gusseisernen Topf, den man an einem Dreifuß über eine Kohlenpfanne hängen konnte.
    Bald verbreitete sich der himmlische Duft von heißem Rotwein im Zelt, und Henry schnupperte wohlig, als eine der Wachen eintrat und meldete: »Der Earl of Gloucester, Monseigneur.«
    »Großartig!« Henry sprang auf. »Herein mit ihm.«
    Simons Kopf fuhr so schnell herum, dass seine Halswirbel unangenehm knackten.
    Ein großer, schlaksiger Mann betrat das Zelt, sah Henry mit leuchtenden

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