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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sie es an Alans Tafel, denn er betrachtete sie als Teil seiner Familie.
    Während Emma ihnen die Schale zum Händewaschen reichte, Alan von dem koscheren Fisch und Edmund und Oswald den Kohl mit Speck auftrug, den der restliche Haushalt aß, setzte er auch Miriam über die Ereignisse ins Bild. »Dein Vater hat wieder einmal ein Wunder gewirkt«, schloss er. »Als ich sie sah, hatte ich nicht einen Funken Hoffnung für die Zwillinge.«
    King Edmund bekreuzigte sich schon wieder. »Ich werde mir Mühe geben, für Haimons Seele zu beten, aber leichtfallen wird es mir nicht«, gestand er.
    »Spar dir die Mühe«, gab Alan zurück. »Was er mit Simon tun wollte, wird Gott ihm nicht vergeben, und da er es nicht gebeichtet hat, eh er diese Welt verließ, nehme ich an, dass er in der Hölle schmort.« Es ließ nicht erkennen, was er bei dieser Vorstellung empfand.
    Oswald legte den vollen Löffel zurück in die Schale und klemmte die Hände zwischen die Knie. »Ob er da mit Regy zusammen ist?«, fragte er furchtsam.
    Alan musste sich auf die Zunge beißen, um ernst zu bleiben, denn der Gedanke hatte eine köstliche Ironie. »Könnte sein«, antwortete er. »Verdient hätten sie es, sich dort wiederzubegegnen. Alle beide.«
    »Iss weiter, Oswald«, forderte Edmund ihren jungen Freund auf. »Wie oft muss ich dir sagen, dass du die Hölle nicht zu fürchten brauchst? Du bist so ein guter Junge.«
    »Aber ein Schwachkopf«, konterte Oswald.
    »Sagt wer?«, fragte Alan ärgerlich.
    Oswald zuckte die runden Schultern. »Is’ doch egal. Du weißt doch, dass es stimmt.«
    »Es ist ein hässliches Wort«, widersprach Miriam. »Dein Kopf ist gut so, wie er ist, Oswald.«
    »Und Jesus liebt dich so, wie du bist«, bekräftigte Edmund. »Beati pauperes spiritu : quoniam ipsorum est regnum caelorum.«
    »Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich ?« , übersetzte Miriam unsicher.
    Edmund nickte.
    Alan konnte förmlich sehen, was in Miriams Kopf vorging: Im letzten Moment hielt sie sich davon ab, ihre Zustimmung und Bewunderung zum Ausdruck zu bringen, denn sie war nicht erpicht auf einen von King Edmunds missionarischen Vorträgen. Schon wieder musste Alan sich ein Lächeln verbeißen, und er sagte zu Oswald: »Da hast du’s. Ganz gleich, was du anstellst, Jesus hält dir einen Platz an seiner Tafel frei.«
    Oswald war ebenso verlegen wie erleichtert. »Ich bin nicht sehr traurig, wenn ich Regy und Haimon nicht wiedersehen muss«, gestand er.
    Ein guter Grund, die ewige Verdammnis zu meiden, fuhr es Alan durch den Kopf. Doch ich werde sie wiedersehen, wenn ich sterbe, bevor meine Verbannung aus der Kirche aufgehoben ist …
    »Aber Alan, was wird nun aus Susanna und ihren Kindern?«, fragte Miriam schließlich.
    Er hob in vorgetäuschtem Gleichmut die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Tu nicht so, als ginge es dich nichts an«, wies King Edmund ihn streng zurecht. »Du bist ihr Vormund.«
    »Alan ist der Vormund ihrer Kinder?«, fragte Miriam ungläubig.
    »Und Susannas ebenso«, antwortete Edmund. »Oder gibt es einen näheren männlichen Verwandten?«
    Alan antwortete nicht sofort. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Alan, du musst …«
    »Ich werde nicht hinreiten, Edmund«, unterbrach er ihn schroff. »Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen. Susanna und ihre Brut werden schon nicht verhungern – Fenwick ist ein einträgliches Lehen, selbst wenn es Haimon nie gut genug war. Sie würde mich nicht einmal über die Zugbrücke lassen. Nein, vielen Dank.«
    »Wüsste ich es nicht besser, käme mir der Verdacht, du fürchtest dich ein wenig vor deiner einstigen Gemahlin, mein Sohn.«
    Alan aß verdrossen einen Löffel voll. Wovor er sich fürchtete, war, Susanna in ihrem Kummer zu sehen und zu bedauern. Das war ihm zu heikel, und das hatte sie auch nicht verdient. »Wenn du so in Sorge um sie bist, dann reite du doch hin«, entgegnete er. »Hat sie dir nicht damals ständig ihr steinernes Herz ausgeschüttet, als ich ohne Gedächtnis heimgekommen bin, worüber sie maßlos beleidigt war?«
    Edmund betrachtete ihn versonnen. Dann nickte er. »Darauf wäre ich nicht gekommen. Aber ich denke, du hast recht. Genau das sollte ich tun.«
    Alan seufzte. »Das war kein ernst gemeinter Vorschlag, Edmund.«
    »Nun, dafür war es ein guter Vorschlag«, gab ihr Heiliger ungerührt zurück. »Ich breche morgen früh auf.«
    »Sei bloß vorsichtig. In East Anglia wimmelt es von Gesindel.«
    »Und wenn schon. Ich habe

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