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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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klopfte Alan die Schulter, schüttelte die Hand dann mit einer kleinen Grimasse aus, weil es wehtat, auf einen Kettenpanzer zu dreschen, und fragte: »Wie steht es in Helmsby? Deine Familie wohlauf, hoffe ich?«
    »Hast du nach mir geschickt, um das zu erfahren?«, entgegnete Alan kühl.
    Henry runzelte die Stirn. »Wieso bist du gekommen, wenn du mir immer noch zürnst?«
    »Weil du der rechtmäßige Thronerbe bist. Ich bringe dir dreißig bewaffnete Bauern, meine Ritter Athelstan und Ælfric und vier hervorragend ausgebildete und bewaffnete Knappen, die hoffen, sich in deinem Dienst ihren Ritterschlag zu verdienen. Und mein Schwert. Das ist alles.«
    Henry betrachtete ihn mit leicht zur Seite geneigtem Kopf, dann nickte er langsam.
    »Es ist eine Schande, wie du dich aufführst, Alan«, empörte sich William of Gloucester. »Wofür hältst du dich eigentlich? Ich meine, du bist …«
    Weiter kam er nicht. Ohne auch nur hinzuschauen, hatte Alan die behandschuhte Linke ausgestreckt und William an der Gurgel gepackt. Der lief rot an, krallte beide Hände in Alans Ärmel, um sich zu befreien, und als er feststellen musste, dass ihm das nicht gelang, blickte er hilfesuchend zu Henry.
    »Alan, lass ihn los«, bat Simon. »Wir brauchen ihn noch, ob es uns gefällt oder nicht.«
    Alan warf ihm einen finsteren Blick zu, ließ aber von Gloucester ab. Keuchend wich der einen Schritt zurück und rieb sich den malträtierten Hals. »Wenn Ihr meinen Rat wollt, Cousin Henry: Schickt ihn zurück in die Sümpfe, die er so liebt, eh er das letzte bisschen Verstand verliert und unter Euren Verbündeten ein Blutbad anrichtet. Auf seine drei Dutzend verlotterter Bauern sind wir nicht angewiesen.«
    Henry schaute ihn an. Für einen Moment sah er aus wie ein Junge, der eine bunt bemalte Schachtel öffnet, in der er Naschwerk vermutet und stattdessen Pferdemist vorfindet – enttäuscht und eine Spur angewidert. Aber seine Stimme drückte nichts als Höflichkeit aus: »Seid so gut und entschuldigt uns einen Augenblick, Gloucester. Einer meiner Männer wird Euch zum Offizier der Wache geleiten, der Euch ein Quartier suchen wird. Sagen wir, wir treffen uns in einer Stunde hier wieder und essen zusammen einen Happen?«
    Gloucester sah ihn ungläubig an. »Ihr … Ihr schickt mich fort und behaltet ihn hier?«
    Henry legte ihm für einen Moment die Hand auf den Arm. »Es kann keine Rede davon sein, dass ich Euch fortschicke, Cousin.«
    Sein strahlendes Lächeln schien Gloucester hinreichend zu trösten, der bereitwillig nickte, zum Ausgang ging und dabei einen kleinen Bogen um Alan machte.
    Als seine Schritte und die der Wache verklungen waren, brummte Henry: »Was für ein widerwärtiger Arschkriecher. Ich kann es nicht fassen. Das ist der Sohn des ruhmreichen Gloucester?«
    »Schsch«, machte Simon warnend. »Er mag sein, wie er will, aber ohne ihn ist unsere Sache aussichtslos. Also reiß dich zusammen und schmier ihm ein bisschen Honig um den Bart, solange wir ihn brauchen. Ich wette, dafür ist er sehr empfänglich.«
    Alan wandte ein wenig zu hastig den Kopf ab, was Simon verriet, dass sein Freund ein unfreiwilliges Grinsen zu verheimlichen suchte. Aber er hütete sich, Erleichterung zu zeigen. Er wusste, Alan würde alles daransetzen, es Henry so schwer wie möglich zu machen. »Vielleicht ist es das Beste, wir lassen euch auch allein und ihr regelt das unter vier Augen«, schlug er deshalb vor.
    »Dazu besteht kein Grund«, versetzte Alan. »Ich bin nur gekommen, um Henry von meiner Ankunft in Kenntnis zu setzen. Mehr habe ich nicht zu sagen.«
    »Oh, Alan«, jammerte Henry. »Hör doch auf damit. Du willst mir doch nicht im Ernst weismachen, dass du mir nach all den Jahren immer noch gram bist wegen dieser Sache mit … wie hieß sie doch gleich? Sibylla?«
    Alan fuhr zu ihm herum, die Linke streifte den Handschuh von der Rechten, und er schmetterte Henry die Faust mitten ins Gesicht. Es hörte einfach niemals auf, Simon zu faszinieren, wie schnell er sich bewegen konnte.
    Polternd ging Henry zu Boden, landete hart auf einem Schemel, der unter seinem Gewicht zu Bruch ging, und seine linke Hand stieß gegen das Kohlebecken, aus dem einige Stückchen Glut schwappten. Simon nahm an, er hatte sich die Hand übel verbrannt, aber er gab keinen Laut von sich, sondern richtete sich auf einen Ellbogen auf und bedachte Alan mit einem mordgierigen Blick. Blut lief ihm aus Mund und Nase. »Bastard …«
    Alan nickte, betrachtete ihn einen Moment

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