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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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liegt mir am Herzen?«, empörte sich Simon. »Du hast gesagt: ›Wir müssen schnellstens nach England segeln, um Wallingford zu Hilfe zu kommen, denn in Wallingford wird sich entscheiden, wer die Krone tragen soll.‹ Das waren deine Worte, Henry. Im Januar. Jetzt ist Sommer.«
    Alan war ebenfalls aufgestanden und ans Fenster getreten. Hier vom Burgturm auf der steilen Motte hatte man einen weiten Blick über das Avontal und das flache, liebliche Umland. »Henry hat trotzdem recht, Simon«, sagte er, ohne sich umzuwenden. »Ein paar Burgen hier und da in den Midlands nützen uns nichts. Wir müssen sie alle sichern, sonst laufen wir Gefahr, vor Wallingford zwischen Stephens Armee und seinen Lords aus den Midlands in die Falle zu geraten. Das dürfen wir nicht riskieren, gerade weil Wallingford von so großer Bedeutung ist.«
    »Ich fürchte, genau so ist es«, sagte eine fremde Stimme von der Tür.
    Die Männer an der Tafel wandten die Köpfe, auch Alan drehte sich um. An der Seite des Ankömmlings war eine Wache eingetreten und meldete: »Robert Beaumont, Monseigneur, der Earl of Leicester.«
    Henry sprang von seinem Sessel auf, als habe er plötzlich festgestellt, dass das Sitzkissen in Flammen stand. »Was ?«
    Der Earl of Leicester trat langsam auf ihn zu und sank vor ihm auf ein Knie nieder. »Vergebt mir, dass ich erst jetzt zu Euch stoße, Monseigneur. Wie Ihr vielleicht wisst, haben mich ein paar Nachbarschaftsstreitigkeiten bislang gehindert, mich Euch anzuschließen. Aber hier bin ich. Ich bringe Euch fünfhundert Mann und meine Burgen in den Midlands.«
    Henry hob ihn auf und schloss ihn in die Arme. Er tat das beinah schon routiniert – so viele englische Lords waren im Laufe der letzten Monate auf diese Weise zu ihm gestoßen. Aber kaum einer mit solcher Macht. »All Eure Burgen in den Midlands?«, fragte der Thronanwärter deshalb ein wenig ungläubig. »Das müssen an die zwanzig sein.«
    »Es sind einunddreißig«, eröffnete Alan ihm.
    Henry betrachtete den mächtigen Earl of Leicester kopfschüttelnd und legte ihm noch einmal für einen Moment die Hände auf die Schultern. »Bei den Augen Gottes … Das ist nicht zu glauben.«
    »Oh, glaubt es ruhig«, gab Leicester ein wenig verlegen zurück. Jeder hier in der Halle wusste, dass er sich in den vergangenen zehn Jahren wie so viele Lords kaum noch um den Krieg geschert, sondern seine Kräfte in die Sicherung und Erweiterung seiner persönlichen Macht gesteckt hatte. »Wie manch anderer Mann in England habe ich nur darauf gewartet, dass jemand kommt, der der Lehenstreue wert ist, die wir ihm schwören. Ihr seid so ein Mann, Monseigneur.«
    Henry senkte für einen Moment den Blick. »Habt Dank«, murmelte er.
    »Wenn du nicht weißt, wie du deine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen sollst, gib seiner Familie ihre Ländereien in der Normandie zurück«, riet Simon und trat an Henrys Seite. »Sie haben sie vor Jahren an deinen Vater verloren und kämpfen seither darum.«
    »Einverstanden.«
    Der Earl of Leicester betrachtete Simon mit konzentriert gerunzelter Stirn. »Wir kennen uns«, sagte er langsam. »Augenblick. Sagt nichts. Lasst mich sehen, ob es mir trotz meines Greisenalters noch einfällt … Simon de Clare!«, rief er dann triumphierend. »Ein Wirtshaus in Luton. Der verdammte Bischof von Winchester hatte mir gerade meine Jagdhunde gestohlen. Wie geht es Euren zusammengewachsenen Freunden?« Er streckte die Hand aus.
    Lächelnd schlug Simon ein. »Gut, Mylord.«
    Sie wechselten ein paar höfliche Worte, und Simon machte Leicester mit Alan und den übrigen Männern bekannt. Dann sagte er: »Letztes Jahr bin ich in Wallingford Eurem Sohn begegnet.«
    Leicester nickte, seine Miene grimmig. »Ich muss damit rechnen, dass er inzwischen verhungert ist, schätze ich.«
    »Nein, ich glaube nicht«, widersprach Simon, und Leicester lauschte ihm staunend, als Simon mit wenigen Worten berichtete, was er und die Zwillinge getan hatten, um zu verhindern, dass die Garnison von Wallingford über den Winter ausgehungert wurde. »Aber sie sind nur noch so wenige«, schloss er. »Und inzwischen sind sie vermutlich wieder bei Kleiebrot angelangt. Wir dürfen sie nicht im Stich lassen. Sie haben verdient, dass wir ihnen zu Hilfe eilen.«
    »Das werden wir auch, Simon«, versprach Alan. »Sobald Tutbury gefallen ist.«
    Leicester betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Hat Euch schon mal jemand gesagt, dass Ihr Eurem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten seid,

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